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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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komplett schweigsames Frühstück hinter mich gebracht habe.
    Paps ist nämlich bewundernswert konsequent. Er hat kein Wort zu mir gesagt. Flocke ist zum Frühstück nicht erschienen und die Rosine war mit der Situation komplett überfordert. Sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum und ich wollte sie nicht in unseren Streit mit reinziehen, deswegen habe ich nichts gesagt und den beiden einfach nur zugehört.
    Eigentlich war das mal eine ganz interessante Erfahrung. Man gerät in eine Art Beobachterrolle, wenn man am Sozialleben seiner Familie nicht mehr teilnimmt. Das ist ein bisschen so wie Auerochsen beobachten. Man sieht alles mit einer gewissen Distanz.
    Mir ist dabei zum ersten Mal so richtig aufgefallen, wie hilflos Paps wirkt. Als Vater meine ich. Es ging mir fast ein bisschen ans Herz, wie er sich auf der Suche nach seinem eigenen Erziehungsweg ganz vorsichtig vorwärtstastete.
    Beim Frühstück zog Rosalie plötzlich ihr Elternheft aus dem Schulranzen. Das ist so ein kleines Heftchen, in das die Lehrer Botschaften an die Eltern eintragen. Nicht jeden Tag, nur in Ausnahmefällen, und meistens dann, wenn etwas nicht gut läuft. Wenn etwas drinsteht, müssen die Kinder die Hefte zu Hause vorzeigen und die Eltern müssen dann eine Antwort hineinschreiben.
    In Rosinchens Heft standen heute zwei Sätze: »Moritz hat Rosalie heute gewürgt. Im Gegenzug hat Rosalie Moritz ans Schienbein getreten.«
    »Aha«, sagte Paps, als er das gelesen hatte. »Stimmt das?«
    Rosalie schlug die Augen nieder und nickte.
    »Und was soll ich jetzt tun?«, wollte Paps wissen.
    »Du musst was drunterschreiben.« Die Rosine kaute am Nagelihres Zeigefingers. Sie hatte ganz offensichtlich kein ganz reines Gewissen.
    »Und was?«, fragte Paps und blätterte in dem Heft, um zu sehen, wie Mama das bisher immer gehandhabt hatte.
    »Na, was du halt dazu sagst.« Rosalie wurde so langsam ein bisschen zappelig.
    »Ich habe AHA gesagt«, überlegte Paps.
    Rosalie seufzte. »Dann schreib eben das.«
    Paps zog seinen Kuli aus der Hemdtasche und schrieb tatsächlich »aha« unter den Satz der Lehrerin.
    Ich sog zischend die Luft ein und Paps wirkte kurz so, als wollte er mich um Rat fragen, aber dann fiel ihm wieder ein, dass er ja im Moment gar nicht mit mir spricht.
    »Aha ist vielleicht doch ein bisschen wenig«, fand jetzt aber auch Rosalie.
    »Hmmm, was hättest du denn sonst in dieser Situation tun sollen?«, überlegte Paps laut.
    »Weiß nicht.« Rosalie zuckte mit den Schultern.
    »Na, dann fragen wir das doch einfach mal deine Lehrerin.« Paps ergänzte sein Aha noch durch den Satz: »Was hätte Rosalie denn sonst tun sollen?« Und darunter setzte er schwungvoll seine Unterschrift. Er schien ebenso erleichtert wie die Rosine, dass die Sache damit erledigt war.
    Na, wenn sie das mal ist. Ich persönlich gehe nicht davon aus. Rosalies Lehrerin ist nämlich ziemlich humorlos und macht aus jeder Mücke gleich ein Mammut. Ein Elefant wäre ihr nicht groß genug. Mama diskutiert mit ihr schon lange nichts mehr. Ich hätte Paps das sagen können, aber er hat mich ja nicht gefragt. Tja, jetzt muss er da durch.
    8.00 Uhr  Felix hat Maiken gefragt, ob sie beim Abschlussball mit ihm tanzen will. Sie hat ja gesagt. Na also, geht doch!
    8.40 Uhr  Deutsch. Wir sollen uns aus dem Deutschbuch ein Gedicht aussuchen, das wir analysieren müssen. Wobei das eigentlich ein Widerspruch in sich ist. Gedichte zu analysieren, das ist ungefähr so, als wolle man Musik in Dosen füllen. Aber einen Vorteil hat die Sache. Wir machen das in Gruppenarbeit und können diese Zeit heimlich, still und leise nutzen, um über die Mail zu diskutieren, die Tom heute vom Maki bekommen hat. Er hat sie erst gestern Abend ganz spät gelesen und für uns ausgedruckt. Sie ist wirklich krass.

    10.45 Uhr  Juhuuu, eine Hohlstunde! So kurz vor den Sommerferien fällt immer schön viel aus. Das gibt mir Zeit, unser Gespräch aufzuschreiben. Wir waren anfangs ziemlich eingeschüchtert, der Maki fuhr ganz große Geschütze auf. Er drohte doch tatsächlich mit Bußgeld und Sanktionen.
    »Sanktionen?«, fragte Fabi. »Das klingt ja voll heilig.«
    »Wir werden nicht heiliggesprochen, du Pfosten!«, stöhnte Felix. »Sanktionen, das ist ein anderes Wort für Strafen.«
    »Ach? Ja, so ergibt es mehr Sinn«, meinte Fabi gelassen. Er steht zu seinen Wissenslücken.
    »Was machen wir denn jetzt?«, wollte Dana wissen.
    »Na, was wohl!« Für mich war das ganz klar. »Ich melde mich

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