Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch
(Verb). Wer seinen Partner krötisiert, der nörgelt so lange ohne Angabe von Gründen an ihm herum, bis der andere sich wie eine miese, eklige Kröte fühlt. Meistens kommt es danach zum Streit und darauf folgt für beide Partner eine quälende Phase der Selbstkrötik. Vergleiche dazu auch die nahe verwandten Verben » froschen, » unken, » molchen und » lurchen.
6.05 Uhr Autsch. Ich schäme mich, dass ich so zickig zu Tom war. Klar, er hätte das netter formulieren können. Was Privates, das geht echt nicht. Ich hätte aber auch netter sein können. Habe ihm eben eine Nachricht geschickt und gefragt, ob wir uns vor der Schule treffen können. Sofort kam die Antwort: »Ja!!!«
Schnell frühstücken …
6.30 Uhr Beim Frühstück saß Paps schon wieder über Rosalies Elternheft gebeugt.
»Und? Was hat sie geschrieben?«, wollte die Rosine wissen. Sie kann noch keine Schreibschrift entziffern.
»Also«, begann Paps und setzte seine Lesebrille auf. »Ich hatte gefragt, welches Verhalten richtig ist, wenn Moritz würgend an deinem Hals hängt. Und jetzt schreibt deine Lehrerin: ›Rosalie hätte sich an mich oder an eine andere Lehrperson wenden sollen.‹«
»Wie denn?«, wollte die Rosine wissen. Auf ihrem Auge klebte ein Pflaster mit einem Schlumpf. »Wie soll ich mit ihm am Hals zum Lehrerzimmer laufen?«
»Soll ich sie das fragen?«, fragte Paps und schob die Brille ein bisschen weiter nach oben, denn sie hatte schon fast seine Nasenspitze erreicht. »Soll ich einfach schreiben: Wie denn, wenn jemand an ihrem Hals hängt?«
»Mach doch«, meinte Florian. »Ist doch witzig.«
»Nein«, sagte Rosalie. »Schreib das nicht! Jetzt will ich darüber nicht mehr reden.« Das klang endgültig.
»Aber was machst du, wenn Moritz dich noch einmal würgt? Treten darfst du ihn ja nicht.« Paps ließ nicht locker.
»Dann haue ich ihm eben eine rein«, sagte die Rosine und biss in ihr Marmeladenbrot.
Paps dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, Rosalie, das ist keine Lösung.« Und er schrieb doch tatsächlich seine Frage in das Elternheft. Unheil, nimm deinen Lauf!
7.30 Uhr Reli. Wow! Herr Schütz hatte eine tolle Idee. Wir dürfen heute ein Spiel basteln, und zwar aus einem Monopolybrett, das er für jeden von uns auf ein großes Blatt Papier kopiert hat. Es soll dabei aber nicht um Straßen, Häuser und Hotels gehen, sondern um Tugenden und Werte. Und man soll nicht mit Geld bezahlen, wir sollen uns eine andere Währungausdenken. Cool. Endlich mal wieder malen, ausschneiden und kleben. Reli ist ein schönes Fach!
8.25 Uhr Fertig. Ich habe mein Spiel Duopoly genannt und es geht darin um menschliche Beziehungen, also Familie, Freunde, Liebe und so. Die Spielfelder heißen zum Beispiel »erstes Date« oder »Abschlussball« oder »Mittagessen mit der Family«. Bezahlt wird mit Knuddelpunkten. Auf manchen Feldern kriegt man welche, auf anderen muss man welche abgeben. Aus dem Gefängnis mache ich Hausarrest. Und wer über Los kommt, hat Geburtstag und kann dabei seine Knuddelreserven wieder aufladen. Wenn man richtig Pech hat, kommt man auf ein Ereignisfeld. Und da gibt es Karten wie: »Du hattest einen schlimmen Streit mit deinem Freund. Rücke vor bis zum Solo-Feld. Gehe nicht über Los, ziehe keine neuen Knuddelpunkte ein.«
8.36 Uhr Tja, dieses Ereignisfeld ist leider voll aus dem Leben gegriffen. Mein Knuddelkonto ist leer. Ach, Tom, was läuft bei uns nur immer schief?
Erst war alles gut. Ich bin Tom heute früh entgegengelaufen und habe ihn vorn an der Ecke getroffen. Weil ich in der kühlen Morgenluft fröstelte, bin ich einfach mit in seine Jacke geschlüpft. Er hat gelächelt und sie ganz fest um mich herumgezogen. Dann haben wir uns geküsst.
Aber dann hörte Tom irgendwann auf zu küssen und fragte mich, ob ich gestern die Mail an den Maki geschrieben hätte. Klar hatte ich.
»Wir sollten nachher in der Pause mal checken, ob er schon geantwortet hat«, meinte Tom.
»Na, er wird mich wohl eher persönlich darauf ansprechen. Er geht ja vermutlich davon aus, dass wir in der Schule sein Handyverbot beherzigen und keine Mails lesen.«
Ich hätte ihn jetzt gern weitergeküsst. Aber erst mal war Schluss mit Kuss.
»Nee, oder?« Tom packte mich an den Schultern und sah mich prüfend an, so als wolle er herausfinden, ob ich Witze machte.
»Lil! Bitte sag mir, dass du nicht deinen Namen unter diese Mail geschrieben hast!«
»Welchen denn sonst?«
Tja, und das
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