über alles sprechen könnte.Warum nimmt sie dafür nicht ihren Freund? Andererseits: Ich sage meinem ja auch nicht alles, was ich so denke.
Und dann hatte ich eine Idee. Ich ging zurück zu Flocke, schob ihn in mein Zimmer und schloss die Tür.
»Hey«, sagte ich. »Komm mal wieder runter. Das war ein Mädchennachmittag, sonst nichts. Dana würde dich niemals betrügen, das weißt du doch. Du kannst ihr vertrauen.«
»Okay.« Er nickte und sah ziemlich zerknirscht aus.
»Du, Flocke, ich brauch auch jemandem, dem ich vertrauen kann. Genauer gesagt, ich brauche wen, der mich am Montag bei einem Termin begleitet und keine Fragen stellt. Kannst du das für mich tun?«
»Klar. Wohin willst du denn?«
»Keine Fragen!«
»Isses was mit dem Spendenlauf?«
»Menno, Flocke!!!«
21.30 Uhr Jep. Ich habe mir in der Praxis einen Termin geben lassen, einfach mal vorsorglich. Als Dana mir erzählt hatte, wie nett die Ärztin war und dass sie sich überhaupt nicht ausziehen musste, sondern nur reden, da bin ich noch mal umgekehrt und habe mich auch angemeldet. Besser zu früh als zu spät. Eigentlich wollte ich allein hingehen, ich kenn ja jetzt die Praxis und so. Aber ich glaube, dass es Flocke ganz guttut, mal in diesem Wartezimmer zu sitzen und die Babyfotos und Störche anzustarren. Manchmal muss man als Schwester zu ungewöhnlichen Methoden greifen, um den eigenen Bruder auf das wahre Leben vorzubereiten.
22.00 Uhr So, jetzt reicht’s mir aber für heute.Ich schreibe jetzt noch die Maki-Mail und dann war’s das. Ist ja schon wieder viel später geworden als geplant …
Betreff: Re: Schulverweigerung
Datum: 30.06., 22:23 Uhr
Von: Arbeitsgruppe
An: Dr. Herbert Makel
Sehr geehrter Herr Dr. Makel,
Sie haben Ihre Mail an einen Schüler geschrieben, aber tatsächlich bin ich eine Schülerin. Mein Name ist Lilia Kirsch.
Ich wusste nicht, dass ich meinen Namen auf das Plakat hätte schreiben müssen. Und ich wusste auch nicht, dass ich einen Stempel brauche, wenn ich in der Schule Plakate aufhängen will. Jetzt weiß ich es und es wird nicht wieder vorkommen.
Ich glaube aber, dass auch Sie etwas nicht wissen: Sehr viele Schüler unserer Schule halten den Spendenmarathon in seiner jetzigen Form nicht für sinnvoll. Mindestens 300 Schülerinnen und Schüler und damit ein Viertel der Schule wünschen sich Änderungen. Wir, eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus der 10 b, würden deswegen gern morgen mit Ihnen sprechen. Bestimmt können wir eine Lösung finden und den Spendenlauf mit ein paar Änderungen zu einem Schulereignis machen, hinter dem alle stehen und an dem sich alle gern beteiligen.
Bitte teilen Sie uns einen Termin mit, an dem wir zu Ihnen ins Rektorat kommen können.
Mit freundlichen Grüßen
Lilia Kirsch, 10 b
Betreff: Re: Gruß aus der Ferne
Datum: 30.06., 23.23 Uhr
Von: Iris Kirsch
An: Oliver Kirsch
Lieber Oliver,
ich vermisse euch auch alle schrecklich! Und ich weiß, dass du alles im Griff hast.
Bunte Unterwäsche wäscht man bei 60 Grad. Am Dienstag hat Rosalie um 17 Uhr einen Termin beim Zahnarzt (Hauptstr. 34). Außerdem solltest du dringend Heizöl bestellen, sonst müsst ihr bald kalt duschen. Ich wollte dir das noch sagen, habe es aber vergessen.
Du hattest mich nach Erziehungstipps gefragt. Tja. Mütter sind da nicht automatisch klüger als Väter. Du bist jetzt näher dran und weißt bestimmt besser, was gut und richtig ist. Trotzdem will ich dich mit deinen Sorgen natürlich nicht allein lassen. So wie ich die Kinder kenne, würde ich dir Folgendes raten:
Lilia: Loslassen! Die findet ihren Weg. Ich würde gar nicht viel mit ihr diskutieren, sondern sie einfach mal machen lassen.
Rosalie: Festhalten! Sie ist doch noch sehr klein. Die braucht ihren Vater! Vielleicht kaufst du ihr noch ein paar Fische? Das Aquarium ist doch euer gemeinsames Hobby!
Florian: In den Hintern treten! Was ist mit dem Job? Mit Australien? Mit einem Studienplatz?
Tiger, ich liebe dich!
1000 Küsse
Iris
P.S.: Wusstest du, wie Brad Pitt von seiner Frau genannt wird? Miffy!!! Da hast du es doch besser erwischt.
Ich aber auch: Der Ehegemahl der Queen nennt seine Frau Sausage, also Würstchen.
P.P.S.: Wunderst du dich, warum ich mitten in der Nacht schreibe? Wir sind in einer Dorfkneipe und hier gibt es WLAN !
Freitag, 1. Juli
Aus Lilias Lexikon der Liebeswörter (LLL):
Krö-ti-sie-ren