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Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch

Titel: Wenn Liebe die Antwort ist, wie lautet die Frage? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boje Verlag
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war der Beginn eines ganz ekligen Streits.
    Natürlich habe ich mit meinem Namen unterschrieben. Ich war das doch mit dem Plakat und ich habe schließlich auch diese Mail verfasst. Warum also nicht? Ich bin doch auch in der ersten Auseinandersetzung mit Herrn Makel aufgestanden und habe meinen Namen genannt, genau wie Tom und die anderen. Wir tun doch nichts Illegales.
    Aber Tom sah das anders. Er sagte, jetzt würde ich wegen einer Sache, die er angezettelt hätte, Ärger bekommen, und das wolle er nicht. Ich hätte seiner Meinung nach einfach mit »Arbeitsgruppe Schulmarathon« unterschreiben sollen.
    Wenn Tom das freundlich gesagt hätte, dann hätte ich es sogar süß von ihm gefunden, dass er mich nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. Aber sein Tonfall war richtig ätzend, unfreundlich und kalt. Deswegen wurde ich immer wütender. Und irgendwann ist mir dann ein Satz rausgerutscht, den ich nicht hätte sagen sollen: »Spiel hier doch nicht den Ritter, Tom Barker. Ich kann gut selbst auf mich aufpassen.«
    Da war Tom gekränkt. Richtig tief gekränkt. Er hat nichtsmehr gesagt, ich auch nicht, wir sind zur Schule gegangen und hier sitzen wir nun und versuchen, uns möglichst nicht anzusehen und nicht miteinander zu sprechen.
    11.00 Uhr  Tom hat auch nichts gesagt, als Herr Makel eben in unser Klassenzimmer kam. Er hat geschwiegen, als unser Schulleiter mir vor allen anderen mitteilte, es stünde mir nicht zu, über Sinn und Unsinn einer schulischen Veranstaltung zu entscheiden. Und er hat nicht mit der Wimper gezuckt, als der Maki sagte, dass es für mich weitreichende Konsequenzen haben würde, wenn ich oder sonst irgendjemand an dieser Schule am Montag eine Protestaktion starten und den Marathon boykottieren würde. Und einen Gesprächstermin bräuchten wir nicht. Er hätte uns nichts zu sagen.
    11.05 Uhr  Das war keine angenehme Situation. Ich habe mich in diesem Moment sehr weit weg gewünscht. Was ist eigentlich genau auf der anderen Seite der Welt, an dem Punkt, der am weitesten von hier entfernt ist? Ich habe eben Fabi gefragt, der manchmal die seltsamsten Sachen weiß. Wasser, hat er gesagt. Wenn du dich von hier aus durch den Mittelpunkt der Welt buddelst, dann landest du irgendwo neben Neuseeland mitten im Meer. Ein schöner Gedanke. Da will ich hin.
    11.07 Uhr  Jetzt reden schon drei Leute nicht mehr mit mir. Paps. Der Maki. Tom.
    12.00 Uhr  Der Auftritt von Herrn Makel hat sich herumgesprochen. Dass sein Angriff gegen mich ging, ist dabei komplett untergegangen. Tom ist jetzt der Star unserer Schule. Alle wollen mit ihm reden, rufen ihm Durchhalteparolen zu, klopfen ihm auf die Schulter.
    Selbst die Elftklässler tauchten in unserem Klassenzimmer auf.
    »Das hast du aber gefickt eingeschädelt«, trötete Simon und klopfte Tom auf die Schulter. »Endlich bekommt der Maki mal Gegenwind.«
    »Im Moment kriegen ja wohl eher wir Gegenwind«, meinte ich.
    »Klar«, gab Simon zu. »Wie man sich bettet, so schallt es heraus. Aber ihr seid ja nicht allein. Wir machen alle mit.«
    »Genau«, sagte Vicky. »Wir unterstützen dich.« Klar, dass sie nicht mich, sondern Tom meinte. Und dann hat sie ihn gefragt, ob er nicht im nächsten Jahr für das Amt des Schülersprechers kandidieren will.
    Tom hat sie angelächelt. ANGELÄCHELT !!!!
    12.10 Uhr  So langsam stelle ich mir die Frage: Was machen wir denn jetzt am Montag? Laufen wir oder streiken wir? Tja, im Moment gibt es kein »wir«. Ich muss mich wohl eher fragen: Laufe ICH oder streike ICH ?
    12.13 Uhr  So geht das nicht. Natürlich laufe ich nicht. Und natürlich kann ich selbst auf mich aufpassen. Aber natürlich ist der Boykott des Spendenmarathons eine Gemeinschaftsaktion und keine Beziehungsfrage. Wir müssen das trennen, Tom und ich.
    12.15 Uhr  Es ist nur leider so: Ich kann das nicht trennen.
    12.17 Uhr  Ich kann keinen Gedanken mehr denken, in dem Tom nicht vorkommt.
    12.19 Uhr  Ich kann nicht mehr. Mir ist schlecht.
    12.22 Uhr   SMS an Paps: »Papi? Mir geht’s ganz furchtbar schlecht. Kannst du mich abholen?«
    12.27 Uhr   SMS von Paps: »Gib mir zehn Minuten.«
    14.00 Uhr  In einem Film hätte Paps mich in den Arm genommen, als ich mit letzter Kraft auf den Beifahrersitz seines Autos plumpste. In einem Film hätte ich ihm dann sein Hemd nass geweint und ihm alles erzählt. Zum Schluss hätte er weise Vaterworte gesprochen, wonach ich die Welt ein bisschen klarer gesehen hätte. Alle Probleme hätten sich in Luft

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