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Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers

Titel: Wenn moeglich bitte wenden - Abenteuer eines Autofahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Schumacher
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sein Blick auf die Zapfsäulenbeschriftungen fiel. »Benzin, Super, Superplus« stand an der ersten. »Benzin, Super, Superplus,Autogas« an der zweiten. »Super, Superplus, Super Ultraplus« an der dritten Säule.

    Haralds Auto benötigte Diesel.
    »Das kann nicht wahr sein«, flüsterte Harald. Der vierte Tankplatz war von einem schäbigen Opel Corsa belegt. Harald konnte die Schrift nicht sehen und stieg aus. »Benzin, Super, Superplus, Dieselplus«, prangte an der Säule. »Aha.« Die übrigen beiden Plätze waren offenbar mangels Frequenz oder wegen Beschädigung gänzlich gesperrt. Selbstredend stand an diesen beiden Säulen »Diesel«.
    Harald beobachtete nun nervös die circa 42-jährige Fahrerin des Corsa, die sich im Kassenbereich befand und offenbar Probleme mit der Zeitschriftenauswahl hatte. Harald begann im Trippelschritt um seinen Wagen zu laufen, im Sekundenabstand schaute er auf seine Armbanduhr, die jetzt zehn Uhr zwölf anzeigte. Schließlich entschied sich die Dame für die »Brigitte«, zahlte und näherte sich zögerlich ihrem Wagen. Vor der Fahrertür blieb sie stehen, kramte missmutig in ihrer Handtasche, fasste sich in die Manteltasche, kramte erneut, diesmal etwas fahriger, in der olivbraunen Umhängetasche herum. Harald starrte die Frau an. Sie schaute trotzig zurück, durchwühlte erneut die Tasche und lief schließlich zurück in das Tankstellengebäude. Dort hatte die Kassiererin bereits den vermissten Schlüsselbund auf der Kassentheke entdeckt und händigte ihn wortreich der Kundin aus, die sich mindestens ebenso wortreich bedankte und schließlich zum Wagen zurückschlenderte, dort endlich die Fahrertür öffnete, nicht ohne einen letzten, verächtlichen Blick auf den heftig mit dem Oberkörper wippenden Harald zu werfen, die Worte »ist doch alles frei« zu maulen und dann nach einem abgewürgten ersten Startversuch das Tankstellengelände zu verlassen.

    Gierig rückte Harald nach, schmiss sich aus seinem Wagen und sprang an die Zapfsäule, wo er zum Zapfhahn mit der Aufschrift »Dieselplus« griff. Beim Aufleuchten des Literpreises jedoch stutzte Harald. Das waren ja satte 30 Cent mehr als der gewöhnliche Preis für Dieselbenzin! Das erklärte auch den semantischen Unterschied von »Diesel« und »Dieselplus«. Jetzt fiel Harald zudem das Werbeschild mit der Aufschrift »Dieselplus- für den Tiger im Tank« ins Auge. Trotz Zeitnot nicht bereit, diesen Wucherpreis zu begleichen, stampfte Harald in das Tankstellengebäude und begann sogleich mit der streng dreinblickenden Kassiererin ein Wortgefecht.
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass man bei Ihnen nur dieses überteuerte Extra-Diesel tanken kann. Was ist denn mit anderen Säulen?«, herrschte Harald die Servicekraft an.
    »Die normalen Dieselsäulen sind geschlossen«, fauchte die Kassiererin zurück.
    »Dann machen Sie sie halt auf«, verlangte Harald.
    »Geht nicht, der TÜV ist abgelaufen.«
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich hier 30 Cent pro Liter mehr tanke, weil Sie zu blöd sind, Ihren Laden in Ordnung zu halten.«
    »Warum denn nicht? Das ist doch auch das gute Diesel. Besser für’n Motor«, behauptete die Fachfrau.
    »Schwachsinn«, zischte Harald. Doch bevor er zu einer weiteren Beschimpfung ansetzen konnte, fiel sein Blick auf die mittlerweile 20 nach zehn anzeigende Wanduhr. Die Diskussion war sinnlos. »Schönen Tag noch«, rief er wütend und rannte zu seinem Wagen.

    »Ihr Treibstoffvorrat befindet sich auf sehr kritischem Niveau. Die Lautstärkederegulierung wurde überbrückt«, meldete der Bordcomputer, kaum dass Harald auch nur zwanzig Meter gefahren war. Eine bislang unbekannte Funktionalität. Harald drehte am Lautstärkeregler. »Bitte bevorraten Sie sich umgehend mit Treibstoff«, setzte die Computerstimme unbeirrt nach. »Binng«, machte das System und startete dann eine Melodie, die Harald entfernt an »Spiel mir das Lied vom Tod« erinnerte. Fest entschlossen, am Wochenende diesem elektronischen Terror mit Hilfe eines Schneidbrenners ein Ende zu setzen, blickte Harald wild umher, die Hände fest ans Lenkrad gekrampft. »Binng. Binng. Binng.« DerWagen begann zu stottern. Harald klammerte fester, überfuhr eine rote Ampel, schaltete in den Leerlauf und ließ den Wagen eine kleine Anhöhe hinunterrollen. Die Straße bog nach rechts, der Motor setzte aus, Haralds Kopfschmerzen begannen unerträglich zu werden. Immerhin verstummte die Computerstimme, das situative Elend war nun allerdings

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