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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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blauen Augen. Ihm kam eine gewagte Idee.
    »Frau Hummel, ich hätte eine besondere Bitte an Sie. Ein Spezialauftrag sozusagen. Ich weiß nicht, ob Sie immer mit einem bestimmten Floristen zusammenarbeiten …«
    »Das weiß ich leider auch nicht, da müsste ich …«, antwortete Annemie zögernd, doch Claus Winter ließ sie gar nicht ausreden.
    »Ich habe einen Bruder mit einer Gärtnerei –«
    »Papa, das ist nicht dein Ernst!«, unterbrach ihn Nina entsetzt. »Du glaubst doch nicht, dass ich mir den Brautschmuck von diesem Gartenzwerg stecken lasse?!«
    Claus Winter ignorierte den Einwand seiner Tochter und fuhr an Annemie gewandt fort.
    »Ich habe den Kontakt zu meinem Bruder verloren. Ich weiß weder, wie es ihm geht, noch wie er lebt. Ich weiß nur, dass es seine Gärtnerei noch gibt, und ich würde mich freuen, wenn Sie unter einem Vorwand bei ihm vorbeischauen könnten und für mich herausbekommen, wie es ihm geht.«
    »Ein Vorwand«, wiederholte Annemie und zweifelte stark, ob sie das könnte. »Ich bin da nicht so, also, so etwas fällt mir nicht so leicht, ich meine …«
    »Vielleicht fragen Sie ihn, ob er Interesse hätte, sich um den Blumenschmuck für eine Hochzeit zu kümmern?«
    »Und wenn er nein sagt?«
    »Dann sind wir alle erleichtert!«, tönte Nina.
    Aber ihr Vater warf ihr einen strafenden Blick zu.
    »Ich würde mich freuen, Nina. Er ist mein Bruder.«
    Nina seufzte.
    »Du bist jetzt schon lange ohne ihn ausgekommen!«
    »Das stimmt«, erwiderte Claus Winter. »Zu lange. Viel zu lange. Es wird höchste Zeit, das zu ändern.«
    Annemie redete sich beruhigend zu, dass sie sich die Gärtnerei ja einmal anschauen könnte. Einfach vorbeigehen. Und ein paar Blumen kaufen. Ganz nebenbei fragen, ob er denn auch Hochzeiten ausrichte. Das würde sie doch können? Vielleicht. Ja, vielleicht könnte sie sich das zutrauen. Und dann wäre ja auch Liz bestimmt schon wieder gesund und könnte alles Weitere übernehmen.
    »Wenn Ihnen das gelänge, Frau Hummel, dass er die Blumenarrangements für seine Nichte Nina steckt, dann haben Sie nicht nur den Auftrag sicher in der Tasche, dann haben Sie auch etwas wirklich Wichtiges vollbracht. Ich glaube, Ihnen würde er zuhören.«
    »Warum denn mir? Und warum gehen Sie nicht selbst zu ihm?«, fragte Annemie vorsichtig.
    »Die letzten Male, die ich es versucht habe, wurde mir die Tür ins Gesicht geschlagen. Er hat sogar Blumentöpfe nach mir geworfen, als ich hartnäckig blieb. Das ist allerdings etliche Jahre her. Er mag mich nicht. Aber keine Angst, Sie wird er mögen, da bin ich mir sicher. Was sagen Sie, können Sie mir helfen? Sie würden mir damit persönlich einen sehr großen Gefallen erweisen.«
    »Ich versuche es«, flüsterte Annemie errötend. Sie war stolz, dass Herr Winter ihr so etwas Schwieriges zutraute. »Ich versuche es einfach!«
    Dann betrachteten sie gemeinsam Liz’ eindrucksvolles Hochzeitsalbum, in dem die Highlights der von ihr organisierten Hochzeiten inklusive vieler Ideen und Anregungen zusammengestellt waren. Claus Winter und nach und nach auch Nina waren begeistert. Aber nicht so begeistert wie Annemie, die schon lange, lange keinen so abwechslungsreichen und unterhaltsamen Vormittag erlebt hatte. Wenn überhaupt je ein einzelner Vormittag so viele Überraschungen und Neuigkeiten auf einmal bereitgehalten hatte.

    Nachdem Vater und Tochter gegangen waren, sorgte Annemie rasch für Ordnung. Sie stellte die Bücher an ihren Platz zurück, stapelte die Notizen fein säuberlich übereinander, spülte das Geschirr, räumte es ins Regal, wo sie die Tassenhenkel akkurat ausrichtete, und versuchte dann, Liz im Krankenhaus anzurufen. Nach einer kleinen Auseinandersetzung mit dem Telefon, die beinahe zugunsten des Apparates ausgegangen wäre, gelangte Annemie an die Krankenhauszentrale. Sie fragte sich durch nach Frau Baumgarten und landete nach einer schier endlosen Zeit, in der sie immer weiter und weiter verbunden wurde und schon auflegen wollte, endlich bei Liz, die plötzlich aufgeregt klang, nachdem sie hörte, wer am Telefon war.
    »Frau Hummel! Wie war es denn? Sagen Sie schnell, war es okay?!«
    »Es war wunderbar!«
    »Ach«, seufzte Liz glücklich, »wenn ich Sie nicht hätte!«
    »Dann hätten Sie jemand anderes«, erwiderte Annemie, doch sie strahlte voller Stolz, als sie das sagte. Sie kündigte ihren Besuch für den Nachmittag an, ließ sich eine Liste diktieren, was sie dann für Liz mitbringen sollte, und schrie entsetzt

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