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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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Annemies Blick sah. »Aber das kann man ja auch tun, wenn man nicht verheiratet ist.«
    »Natürlich«, sagte Annemie rasch und strich sich verle-gen ihren Karoblazer glatt, den noch nie eine Falte verunziert hatte. »Aber ja doch. Trotzdem, alles Gute. Und einen wunderschönen Tag noch. Einen schönen Hochzeitstag.«
    Sie verließ die Wohnung und sah nicht mehr, wie die Braut die Torte auspackte und doch ein Lächeln nicht vermeiden konnte angesichts der Liebesperlen und des süßen Schmuckes, der die Torte zierte. Und als sie später mit ihrem Mann gemeinsam das Messer hielt, um die Torte anzuschneiden, wurde aus der etwas sachlichen kleinen Versammlung mit einem Mal eine richtige Hochzeit, und das hellgraue Seidenkleid begann wie ein Brautkleid zu schimmern, weil die Braut, die darin steckte, plötzlich strahlte.
    Der Taxifahrer hatte wie verabredet auf sie gewartet und fuhr sie nun zurück in ihre Wohnung, wo sie ein paar Sachen für Liz zusammensuchen wollte, um sie ihr ins Krankenhaus zu bringen. Als der Taxifahrer ihr vor dem Haus den Preis für diese Fahrt nannte, fiel sie fast um. So viel gab sie in der Woche normalerweise für Lebensmittel aus. Sie hatte Sorge, dass sie gar nicht genug Geld im Portemonnaie hatte, und überlegte schon, wie sie dem netten Fahrer diese peinliche Situation erklären könnte. Nervös öffnete sie ihre Geldbörse, um nachzuschauen, aber zum Glück reichte das Geld gerade aus, und sie konnte die Rechnung begleichen.
    Als Annemie die Tür aufschloss und die Treppen zu ihrer Wohnung im zweiten Stock hinaufstieg, merkte sie plötzlich, dass ihre Beine sehr schwer waren. Dass ihr ganzer Körper überhaupt sehr schwer war. Annemie war furchtbar müde, sie hatte heute schon mehr erlebt als sonst in einem ganzen Monat, und der Tag war noch lange nicht vorbei! Sie war so froh, in ihre Wohnung zu kommen, dass sie sich direkt in den Sessel im Wohnzimmer fallen ließ und erst dort die Schuhe abstreifte, obwohl sie diese gewöhnlich gleich im Flur fein säuberlich parallel zueinander unter die Garderobe stellte. Einen Moment lang genoss sie es, einfach still zu sitzen und sich auszuruhen und dabei zu spüren, wie ihre ausgestreckten Füße kribbelten. Doch schnell wurde sie wieder unruhig, es gab einfach zu viel zu tun. Sie erhob sich, um die Schuhe an ihren Platz zu stellen, um ihre Jacke ordentlich auf einen Bügel zu hängen und sich ausgiebig die Hände zu waschen. Als sie aus dem Badezimmer trat, merkte sie, dass sie fürchterlichen Hunger hatte. Es war ja auch schon halb drei. Sie würde sich richtig beeilen müssen, wenn sie alles schaffen wollte. Aber Essen musste sein. Das hielt schließlich Leib und Seele zusammen. Etwas, das schnell ging. Sie schaute in den Kühlschrank und beschloss, sich ein Rührei zu braten. Ihre Beine kribbelten wohlig, als sie kurz darauf endlich sitzen konnte und in ihrer Küche am Tisch ein Butterbrot mit Rührei aß, das sie etwas stärkte und das hohle Gefühl im Magen vertrieb.

    Fabian Schenk hatte gute Laune. Er hatte sogar sehr gute Laune. Er hatte gerade ein Schmuckset für einen exklusiven Kunden entworfen, und der Kunde hatte sich aus mehreren Angeboten für Fabians Entwurf entschieden. Und als ob das noch nicht genug Triumph für einen einzigen Vormittag gewesen wäre, hatte sein Chef und zukünftiger Schwiegervater Claus Winter ihn in sein Büro gerufen und ihn seinem Schreibtisch gegenüber Platz nehmen lassen. Er hatte ihn über seine randlose Lesebrille hinweg angefunkelt, ob er es wirklich ernst meine mit seiner Tochter. Das hatte Fabian natürlich bejaht. Dann hatte sein Chef noch einmal angesetzt und ihn gefragt, ob er sich zutraue, Anteile an dem Geschäft zu übernehmen. Auch darauf hatte Fabian freudig überrascht mit Ja geantwortet, er könne sich das sehr gut vorstellen und fühle sich geehrt, wenn so viel Vertrauen in ihn gesetzt werde. Er hatte jedoch ebenfalls sofort eingewendet, dass er es sich einfach nicht leisten könne, Anteile zu erwerben, weil er außer seinem Gehalt keinerlei Rücklagen habe. Herr Winter hatte ihn angelächelt und gesagt, dass er das wisse, es sei ihm sympathisch, dass Fabian da geradeheraus spreche. Was er denn davon hielte, wenn er als zukünftiger Chefgoldschmied eine Gehaltserhöhung in Form von Anteilen bekäme, um so über die Jahre zu einem passablen Prozentsatz zu kommen. Während Claus Winter schon den Telefonhörer in die Hand nahm, um seinen Juristen zu bitten, einen entsprechenden Schriftsatz

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