Wenn nicht jetzt, wann dann?
Abend stoßen wir auf dich an! Und auf den schönen Auftrag. Mach dich schon mal darauf gefasst: Wir werden noch ganz andere Kunden bekommen!«
Nina sah Fabian hinterher, wie er langsam in der Menge von Passanten verschwand, und ihr fiel auf, dass sie ihm gar nichts von dem Prinzessinnengedanken erzählt hatte, den diese Karodame in ihr wachgerufen hatte. Eigentlich hätte sie gerne gewusst, was er dazu gesagt hätte. Ob er überhaupt etwas dazu gesagt hätte.
Annemie hatte das Krankenzimmer kaum betreten, da rief Liz ihr schon entgegen:
»Frau Hummel, die wollen mich operieren! Und zwar schon morgen!«
Annemie versuchte all die Taschen und Tüten und Blumen, die sie für Liz mitgebracht hatte, rasch irgendwo abzustellen, um an ihr Bett eilen zu können.
»Sie Arme!«, rief Annemie mitfühlend und nahm Liz’ Hand in ihre. »Haben Sie denn Angst?«, fragte Annemie bedauernd.
»Ja.«
Liz’ Antwort kam direkt und schnörkellos, und Annemie seufzte. Angst hätte sie wahrscheinlich auch. Schreckliche Angst. Sie war nicht gut dafür geeignet, jemanden zu beruhigen.
»Und es muss wirklich sein?«
»Ja. Sonst wird mein Bein ein wenig verdreht bleiben. Würde zwar zu mir passen, aber wer will schon eine Frau, bei der gleich Kopf und Bein verdreht sind?«
»Ach, Kindchen, das wird schon, machen Sie sich keine Sorgen, die werden das hier sicher wunderbar hinbekommen.« Annemie setzte sich auf den Stuhl, der neben Liz’ Bett stand, und seufzte mitfühlend, während Liz neugierig auf die vielen Taschen sah, die Annemie hereingeschleppt hatte.
»Was ist da denn alles drin?«, fragte sie und zog die Augenbrauen erwartungsvoll in die Höhe. »Etwas Süßes, das meine Stimmung heben könnte?«
»Oh, natürlich!« Annemie sprang gleich wieder auf, um auszupacken. »Wie dumm, natürlich, ich habe Ihnen ja etwas mitgebracht!«
Zum Vorschein kam eine kleine Dose mit bunt verzierten Petit Fours.
»Es waren gerade noch fünf übrig. Die sind für Sie, bis ich wieder neue backe.«
Ein Glas Marmelade.
»Himbeer. Die mögen Sie doch so gerne. Und Krankenhausmarmeladen sind nicht der Rede wert, oder hat sich das inzwischen geändert?«
Schokolade, Erdbeeren.
»Das sind zwar importierte, aber sie duften schon.« Nachthemden, Toilettensachen.
»Ich hoffe, ich habe die richtigen Sachen mitgenommen, ich wusste manchmal nicht genau …«
Annemie stammelte ein wenig, weil sie nicht direkt sagen wollte, dass sie in Liz’ Unordnung nicht alles finden konnte, was sie zu suchen beauftragt gewesen war, aber Liz bemerkte Annemies Verlegenheit gar nicht.
»Ich habe aber auch so viel Zeug, bestimmt ist alles genau richtig, Sie sind ein Schatz. Ohne Sie wäre ich heute hysterisch zusammengebrochen!«
»Ach, jetzt übertreiben Sie aber.«
Annemie errötete leicht.
»Kein bisschen. Wenn Sie heute Morgen nicht für mich in den Laden gegangen wären, das wäre entsetzlich gewesen, und außerdem war ich mir sicher, dass Sie mir heute noch etwas Süßes mitbringen.«
Sie deutete auf die Dose mit den bunten Kuchen-Würfelchen, öffnete sie und schnupperte einmal daran.
»Nur deshalb habe ich das Mittagessen und den Zwieback am Nachmittag überstanden! Danke schön, Frau Hummel, aber nun erzählen Sie mal!«
»Jetzt ist es genau andersherum«, bemerkte Annemie. »Sonst kommen Sie zu mir und erzählen mir, was sich alles ereignet hat, und heute komme ich zu Ihnen! Aber jetzt müssen Sie mir doch erst einmal sagen, was genau los ist? Und wie ist denn das überhaupt passiert?«
Liz erzählte kurz von dem Auto, das sie erwischt hatte, davon, dass anscheinend jeder fand, sie hätte großes Glück gehabt, dass ihr Arzt so ein typischer Frauenheld wäre und sie nur hoffte, dass alles gutging. Dass sie eigentlich ihrer Mutter und ihrer Schwester gar nichts hatte sagen wollen von dem Unfall, um sie nicht zu beunruhigen, aber dass sie es nun eben müsste, denn die ganze Angelegenheit schien noch eine Weile länger zu dauern, als sie vermutet hatte. Aber am meisten interessiere sie jetzt doch, wie es mit den Winters war.
»Los!«, feuerte sie Annemie an. »Von vorne und mit allen Details. Was hatten die beiden an?«
Annemie erzählte alles, nur den Zwischenfall mit dem Kränzchen im Haar, den ließ sie aus, das war ihr zu peinlich. Als sie fertig war, seufzte Liz und meinte, das hätte sie gut gemacht. Sehr gut für den Anfang. Liz stellte noch einige konkretere Fragen bezüglich Terminwunsch, Gästezahl, Dauer und Programmvorstellungen, und
Weitere Kostenlose Bücher