Wenn nicht jetzt, wann dann?
sie wollte wissen, welche Örtlichkeiten den Winters denn am besten gefallen hätten. Sie beschloss dann, ihnen eine kleine Auswahl zu präsentieren. Vielmehr beschloss sie, dass Annemie ihnen eine kleine Auswahl präsentieren sollte.
Annemie sah Liz an und fragte sie direkt.
»Meinen Sie denn wirklich, dass ich das kann? Ich bin ja heute gerne eingesprungen, aber ich glaube, das reicht mir.«
Das »gerne« stimmte ja eigentlich nicht, aber Annemie wollte Liz gegenüber nicht verraten, wie schwer es ihr tatsächlich gefallen war. Man musste nur an das Kränzchen denken.
Liz legte beruhigend eine Hand auf Annemies Arm.
»Liebe Frau Hummel, Sie haben das heute ganz wunderbar gemacht, völlig aus dem Stegreif, Sie haben mir den Auftrag gerettet und die beiden vertrauen Ihnen. Natürlich sind Sie die Richtige dafür! Sie können das.«
Annemie schluckte. Ob sie ihr doch von dem Kränzchen erzählen sollte?
»Trotzdem …«
»Trotzdem, was?«
»Ich kann das trotzdem nicht so gut.«
Nein, sie würde das Kränzchen unerwähnt lassen.
»Ich glaube aber schon.«
Liz nickte bekräftigend und sah Annemie bittend an.
Und dann schob sie nach, ob sich Annemie nicht vorstellen könne, ein bisschen nach dem Rechten zu sehen, während sie hier lag? Jeden Tag einmal in den Laden gehen und den Anrufbeantworter abhören und sich um die dringlichsten Dinge kümmern?
»Es wäre fürchterlich, wenn jetzt alle meine Kunden zu dieser anderen Hochzeitstante abwandern, mit denen ich mir schon eine solche Mühe gegeben habe.«
Am liebsten hätte Annemie gesagt, »aber natürlich, Frau Baumgarten, das mache ich doch gerne«! Denn sie hätte ihr tatsächlich sehr gerne geholfen. Aber um jemandem zu helfen, musste man doch auch etwas können. Dass das heute halbwegs geklappt hatte, war purer Zufall.
»Ich kann das nicht, Sie überschätzen mich.«
Annemie sah Liz verzweifelt an und schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
»Ich weiß ja noch nicht einmal, wie man einen Anrufbeantworter abhört!«
»Das kann man aber lernen! Wissen Sie, Frau Hummel, das ist jetzt so, als ob Sie Ihre Kuchen backen und jemand anders, den Sie überhaupt nicht leiden können, macht dann eine Verzierung, die Ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht einmal gefällt. Und der andere bekommt dann die Komplimente! Wäre das schön?«
»Das wäre nicht schön«, erwiderte Annemie.
»Nein«, bestätigte Liz. »Das wäre kein bisschen schön.«
»Haben Sie nicht jemand anders, der für Sie einspringen kann? Jemand Jüngeres, dem das alles mehr liegt?«
Liz seufzte.
»Glauben Sie mir, ich würde Sie nicht bitten, etwas für mich zu tun, wenn ich es nicht müsste. Meine Mutter arbeitet ja selbst noch, und auch wenn sie das nicht täte, sie würde allen ausreden, überhaupt zu heiraten. Gebranntes Kind, wissen Sie?«
»Aber das sind Sie doch auch«, rief Annemie erstaunt aus, schließlich kannte sie die Geschichte von Claires Handtasche im Flur.
»Ich kann Berufliches und Privates eben trennen. Das kann meine Mutter nicht. Meine Schwester kann sich auch keinen Urlaub nehmen, den braucht sie für den Sommer, wenn ihre Kinder Ferien haben, und dann hat sie eben auch noch die Kinder. Die sind so klein. Sie hat ja eines nach dem anderen bekommen, bis mein Exschwager … ach, egal. Frau Hummel, so etwas kann man nur seine Familie und höchstens noch seine beste Freundin fragen, und was mit der passiert ist, wissen Sie ja.«
Liz sah sie bittend an, und Annemie wusste nicht mehr, wohin sie eigentlich noch schauen könnte. Zu Liz’ flehendem Blick, nein, auf die Bettdecke, unter der sich Liz’ kaputtes Bein befand, lieber nicht, zur Tür, aus der sie am liebsten verschwinden würde, zu offensichtlich. Also doch zu Liz, deren Blick noch immer fragend auf sie gerichtet war.
»Frau Hummel, ich habe niemanden außer Ihnen. Könnten Sie vielleicht meine beste Freundin sein?«
Annemie schluckte. Sie wollte es wahrhaftig nicht. Aber konnte sie tatsächlich nein sagen? Wenn ein Mensch ihre Hilfe brauchte? Wann wurde sie denn schon einmal wirklich gebraucht? Jetzt. Genau jetzt wurde sie gebraucht. Sie holte tief Luft und dann nickte sie.
»Ich versuch’s.«
Sie bereute es schon im gleichen Moment, doch sie nickte noch einmal.
»Ich versuch’s. Aber Sie müssen mir mit allem helfen. Mit allem!«
»Abgemacht!« Liz strahlte. »Sie sind so ein Schatz, Sie wissen gar nicht, was für ein großer Schatz Sie sind!«
Nachdem sie alles besprochen hatten und Annemie
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