Wenn nicht jetzt, wann dann?
schon«, antwortete Annemie und sah, dass sich im Gesicht des jungen Arztes etwas veränderte.
»Ach«, entfuhr es ihm. »Keine Verehrer, aber eine Hochzeit steht bevor. Deshalb. Und warum bringt Ihnen dann Ihr Verlobter keinen Kaffee ans Bett?«
»Weil es keinen gibt«, antwortete Liz verständnislos. »Das hat doch damit gar nichts zu tun.«
»Nein?«
Simon blickte Annemie verwundert an, die plötzlich verstand.
»Sie ist Hochzeitsplanerin. Es geht nicht um ihre eigene Hochzeit. Es geht um eine Hochzeit, die sie plant. Für jemand anderes.«
Während Annemie ihm das erklärte, fiel auch bei Liz der Groschen, denn Annemie sah, dass sie leise in sich hinein lächelte. Wenn sich da mal nichts anbahnt, dachte Annemie und beobachtete den jungen Mann noch etwas genauer.
»Aha, verstehe!«
Dr. Friedrich lächelte jetzt ebenfalls.
»Das heißt, wenn ich irgendwann einmal heiraten will, dann kann ich zu Ihnen kommen. Hätte ich gar nicht gedacht, dass ein so romantisches Wesen in Ihnen steckt. Da haben Sie ja einen wesentlich schöneren Beruf als ich. Rosenduft, Walzerklänge, Liebesversprechen!«
»Ach, so unterschiedlich sind unsere Berufe gar nicht«, seufzte Liz. »Wir fügen beide auf andere Art etwas zusammen und hoffen, dass es nicht gleich wieder bricht. Bei mir ist die Statistik nicht besonders gut. Über fünfzig Prozent aller Ehen werden geschieden. Und Ehen, die von Hochzeitsplanern organisiert sind, haben sogar eine noch höhere Scheidungsquote. Man munkelt, dass es den Paaren mehr auf einen glorreichen Event ankommt als auf die gemeinsame Bewältigung eines langweiligen Alltagslebens. Ich hoffe, Ihre Quote ist besser.«
Annemie sah zwischen beiden hin und her. Das war spannend. Hier bahnte sich ja wirklich etwas an!
»Ist sie«, antwortete der Arzt lächelnd. »Da können Sie ganz beruhigt sein. Aber denken Sie eigentlich immer so prosaisch? Es klingt fast so, als ob Sie bereits während einer Hochzeit an die Scheidungsquote denken.«
»Tu ich auch. Ich schließe Wetten mit mir ab.«
»Und?«
»Nichts und. Ich gehe ja nicht nach fünf Jahren zu den Paaren und frage sie, wie es läuft. Ich denke mir einfach, dass ich gewinne. Und jetzt«, Liz wandte sich an Annemie, »jetzt planen wir mal ein bisschen weiter.«
»Nun machen Sie mal schön langsam und bürden sich nicht zu viel auf«, ermahnte Annemie sie besorgt.
»Ich bin auf den Hintern gefallen und nicht auf den Kopf. Und der funktioniert noch prima und ist komplett einsatzbereit. Im Gegensatz zum ganzen Rest von mir.«
Der junge Arzt verließ grinsend das Zimmer, dankte Annemie für die Tüte mit dem salzigen Gebäck, die sie ihm in die Hand gedrückt hatte, und verabschiedete sich bis zum nächsten Tag.
»Hier könnte ich nicht Arzt sein«, sagte Liz, als er das Zimmer verlassen hatte. »Sie glauben gar nicht, was für ein Ton hier herrscht, wenn Visite ist, das ist so altmodisch hierarchisch, man glaubt gar nicht, dass es so etwas noch gibt! Er hat es nicht immer leicht, glaube ich, weil er nicht so duckmäusert wie die anderen.«
»Er ist überhaupt sehr nett und anders als die anderen.« Annemie sagte diesen Satz ein bisschen testend, um zu prüfen, wie Liz reagierte. Zu ihrem Erstaunen wehrte Liz sich nicht wie sonst gegen Behauptungen dieser Art.
»Ich werde nicht so richtig schlau aus ihm. Manchmal entspricht er total dem Klischee des Frauenhelden im weißen Kittel, und dann ist er manchmal plötzlich auf eine ganz andere Art wirklich nett.«
»Na, dann ist es doch gut, dass Sie noch ein Weilchen hier sind und der Sache auf den Grund gehen können.«
»Ehrlich gesagt, wäre ich lieber zu Hause und gesund, so dass ich gründlich meine Hochzeiten planen kann.«
Damit begann Liz sogleich mit der Verteilung der nächsten Aufgaben. Sie selbst wollte die Telefonate übernehmen, in denen sie all ihren heiratswilligen Kunden Bescheid sagte, dass sie persönlich zunächst ausfiel, und Annemie ankündigte, die vorerst übernehmen würde. Dazu benötigte sie ihr dickes Buch, das Annemie ihr wie aufs Stichwort auf die Bettdecke legte.
Als Annemie zurück im Laden war, begann sie zu telefonieren, wie sie es mit Liz besprochen hatte. Sie hinterließ Nachrichten auf Anrufbeantwortern, von denen sie sich wünschte, sie könnte mit einem kleinen Knopf alles rückgängig machen und es noch einmal versuchen. Gerade als sie verzweifelt auflegte, weil sie vor lauter Versprechern nicht mehr weiterwusste, kam Herr Frank, um zu hören, wie alles
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