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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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Koffein, kein Fast Food. Dabei könnte sie es so viel leichter haben, wenn sie den Kindern einfach mal eine Tiefkühlpizza in den Ofen schob, anstatt abends noch stundenlang Möhrchen zu raspeln. Manchmal wusste sie nicht, ob sie Natalie beneidete, die sitzengelassen wurde, nachdem sie drei Kinder von ihrem untreuen Mann bekommen hatte, oder ob sie ihre Schwester deshalb bedauerte. Sie selbst war sitzengelassen worden, bevor es überhaupt ein Kind gegeben hatte. Ob sie einmal eins bekommen würde? Sie hatte nicht das Gefühl, sich jemals wieder so auf einen Mann einlassen zu wollen, dass sie herausfinden konnte, ob sie mit ihm Kinder wollte. Liz hatte auch nicht das Gefühl, dass sie eine gute Mutter sein könnte. Sie würde mit ihren Kindern bei McDonald’s einfallen und ihrer Tochter erlauben, bei Regen mit neuen rosa Stoffsandalen aus dem Haus zu gehen, weil sie es selbst genauso machen würde. Wurde man vernünftig, sobald man Mutter wurde, oder musste man es vorher schon sein? Wie war es bei Natalie gewesen? Ihre Schwester war schon immer etwas vernünftiger gewesen als sie, aber vor zehn Jahren hatte sie noch mit ihr zusammen Pommes gegessen. Das wäre heute wahrscheinlich nicht mehr drin. Vielleicht würde sie selbst auch gesünder leben, wenn sie Kinder hätte. Jo und sie waren sich damals einig gewesen, dass sie nach der Hochzeit eine Weile einfach verheiratet sein wollten, ohne Kinder, ohne Hausbau oder all die anderen Sachen, die so viele Paare, die sie kannten, fürchterlich stressten. Und dann vielleicht, nach einer Zeit, ein Kind, und dann noch eines. Für Liz war immer klar gewesen, dass sie kein Einzelkind großziehen wollte. Ohne ihre Schwester Natalie hätte sie eine schreckliche Kindheit gehabt, dessen war sie sich sicher, und wer weiß, wenn aus ihr nun eine schlechte Mutter geworden wäre, dann hätten ihre Kinder wenigstens einander gehabt. Aber darüber brauchte sie sich eigentlich gar keine Gedanken mehr zu machen. Dieser selbstgefällige Arzt hatte es ihr gerade verdeutlicht. Es gab überhaupt keine Verehrer. Und die Männer, die es seit Jo gegeben hatte, waren von ihr alle schön auf Distanz gehalten worden. In belangloser Unverbindlichkeit, die sie immer dann bedauerte, wenn sie andere glückliche Paare sah, wenn sie Familien sah. Dann versetzte es ihr einen Stich, und sie wollte genau das auch. Einen Mann zum Anlächeln und Händchenhalten. Einen Mann, der mit den Kindern zu den Schaukeln ging, während sie ihnen von der Parkbank aus zusah. Doch sie hatte sich so sehr in die Arbeit gestürzt, dass es außer dem glücklich verheirateten und zwanzig Jahre älteren Herrn Frank aus der Druckerei überhaupt keinen Mann mehr in ihrem Leben gab. Noch nicht einmal einen unverbindlichen.
    Rosi Schäfer hatte recht gehabt. Die Tür öffnete sich, und die Visite stürmte ins Zimmer. Liz fand es unglaublich, wie viele Menschen sich in einer bestimmten Reihenfolge um das Bett ihrer Nachbarin gruppierten, wie flüssig und schnell und vollkommen unverständlich ein Arzt den Fall referierte, wie der Chefarzt daraufhin nickte und ebenso schnell und unverständlich irgendwelche Anweisungen gab. Dr. Friedrich machte einen Einwurf, den der Chefarzt mit einer gönnerhaften Bemerkung zur Seite wischte. Liz konnte sehen, dass es ihn ärgerte. Sie konnte sehen, wie überzeugt er war, die richtige Idee vorgebracht zu haben, und wie es ihn wurmte, nun so abgekanzelt zu werden. Und sie konnte es verstehen. Sie hätte wahrscheinlich den Mund nicht halten können und lautstark protestiert. Liz sah, wie er den Blick in eine weite Ferne richtete und wie sein Mund schmaler wurde. Und sie sah, dass eine der weiblichen Kolleginnen ihm beruhigend über den weißen Ärmel strich, und dann sah sie auch noch, dass eine der Schwestern ihm zuzwinkerte und eine andere ihn anlächelte. Ach, man brauchte sich wirklich keine Sorgen um Dr. Friedrich zu machen. Um ihn kümmerte sich schon das gesamte weibliche Klinikpersonal.
    Dann wanderte die Karawane an ihr Bett, gruppierte sich um sie herum, und jetzt war Dr. Friedrich der vortragende Arzt. Er sprach wie sein Vorgänger schnell und unverständlich, der Chefarzt erwiderte etwas genauso Unverständliches und wandte sich dann an Liz, um sich zu erkundigen, ob sie noch Fragen habe.
    Liz hatte das Gefühl, dass es sich dabei bloß um eine Höflichkeitsfloskel handelte. Denn er war schon dabei, sich abzuwenden, um mit seinem Gefolge das Zimmer zu verlassen, ohne ihre Antwort auch nur

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