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Wenn nicht jetzt, wann dann?

Titel: Wenn nicht jetzt, wann dann? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Ruppert
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hasste es, wenn sie das tat. Nina Winter war so ein Typ, der einen am Ende noch darauf ansprach. Aber entweder war Nina zu beschäftigt, oder sie merkte es nicht, oder sie war doch gut erzogen, denn sie bestätigte nur kurz, dass es bei allem bleiben könne, was sie besprochen hatten, und bedankte sich für den Anruf.
    Als die Eltern Schulze später in den Hochzeitsladen kamen, begrüßte Annemie sie herzlich. Die beiden waren recht klein und rund und die Knöpfe an ihren Jacken spannten ein wenig. Annemie konnte sie förmlich vor ihren Platten mit saftigen, glänzenden Bratenstücken sehen, die sie stolz lächelnd aufschnitten, und spürte, wie sie Hunger bekam. Sie hatte ewig keinen Braten mehr gemacht. Das lohnte sich einfach nicht für einen alleine.
    »Wie ich mich freue, Sie kennenzulernen!«, rief Annemie ihnen in der Tür entgegen. Sie spürte, dass ihr Gesicht vor Aufregung bestimmt schon rosa glühte, ihre Wangen fühlten sich heiß an, dafür waren ihre Hände ganz kalt.
    »Sie haben eine so wundervolle Tochter«, schwärmte Annemie, als sie an dem großen Tisch saßen und die kleinen Mandelkekse begutachteten, die Annemie in der Nacht noch gebacken hatte, während der Schokokuchen für Liz abkühlte. Es war schön, im Laden immer etwas anbieten zu können.
    »Nicole wird eine sehr schöne Braut werden.«
    »Ach«, platzte es aus Frau Schulze heraus, »wir machen uns solche Sorgen, dass das Kind nicht glücklich ist. Vielleicht ist er doch nicht der Richtige, wissen Sie, sie ist so still geworden. Sie erzählt uns nichts mehr, sie ist fast abweisend, wir kommen nicht an sie heran. Ich bin so froh, dass Sie uns angerufen haben, als Mutter ist man doch so besorgt.«
    Annemie nickte verständnisvoll. Die armen Eltern machten sich solche Gedanken, und die Tochter ja auch.
    »Nicole macht sich ebenfalls Sorgen, wissen Sie.«
    »Oje. Ich hab’s gewusst.« Die Mutter setzte die Kaffeetasse mit einem Ruck ab und ließ ihren üppigen Oberkörper gegen die Stuhllehne fallen. »Ich hab’s gewusst. Er ist der Falsche. Aber sie muss ihn doch nicht heiraten! Sie muss nicht denken, dass sie das durchziehen muss, nur weil die Spanferkel bestellt sind und alle Einladungen raus. Für uns zählt doch nur, dass das Mädel glücklich ist! Und nur das!« Ihr traten schon Tränen in die Augen. »Oder Gerhard? Sag doch auch mal was!«
    Während sie in ihrer Handtasche umständlich nach einem Taschentuch suchte, grunzte ihr Mann einen Ton, den man mit etwas gutem Willen für Zustimmung halten konnte.
    »Sehen Sie!«, rief sie aus ihrem Taschentuch und schnäuzte sich kräftig. »Er findet das auch!«
    »Das sagen nur Eltern, die ihr Kind wirklich lieben.«
    Annemie schob ihr den Teller mit den Keksen hinüber und Frau Schulze griff dankbar zu.
    »Und wissen Sie«, fuhr Annemie zaghaft fort, »Nicole liebt Sie auch so sehr, gerade deshalb macht sie sich solche Sorgen. Es geht gar nicht darum, nicht zu heiraten, sie will ja heiraten, sie liebt ihren Verlobten sehr.«
    »Ja, aber was um alles in der Welt …«
    Frau Schulze hielt den Keks auf halber Strecke zum Mund an.
    Annemie atmete einmal tief durch. Sie musste es ihnen irgendwie sagen. Jetzt. Das war jetzt ihre Aufgabe.
    »Sie macht sich Sorgen um Sie beide.«
    »Ja, aber warum denn?«
    Die Brautmutter schaute ratlos zu ihrem Mann, der ebenso ratlos wirkte und dem das alles etwas unangenehm war.
    »Um uns? Aber weshalb denn? Um uns braucht sie sich doch keine Sorgen zu machen!«
    »Nun …«, Annemie wand sich ein wenig hin und her und verstand, warum die Tochter es ihren Eltern nicht einfach sagen konnte, sie waren so überschwänglich und gutherzig, es brach einem fast das Herz, ihnen etwas zu sagen, was sie kränken könnte.
    »Sie sagten ja eben, das Glück Ihrer Tochter ginge Ihnen über alles. Das ist ein wunderbarer Satz. Den hätte ich als Tochter auch gerne mal – aber das tut ja jetzt nichts zur Sache. Verzeihen Sie.« Sie schluckte. »Also, es ist so, dass Nicole glaubt, dass Ihnen etwas anderes doch noch wichtiger sein könnte, und deshalb …«
    »Nichts ist uns wichtiger! Nichts!«
    Entrüstet wies die Brautmutter diesen Verdacht weit von sich.
    »Es hat etwas mit der Metzgerei zu tun.«
    So, nun war der Anfang gemacht.
    Dieses Mal schwieg Frau Schulze und schaute zuerst ihren Mann an, der bei diesem Stichwort aufsah und den ersten Satz sagte, seit sie beisammensaßen.
    »Was ist mit der Metzgerei?«
    »Ihr Schwiegersohn ist«, Annemie stockte, »also, Ihr

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