Wenn nicht jetzt, wann dann?
abzuwarten.
»Aber ja!«, rief sie aus, und er drehte sich erstaunt zu ihr um.
»Können Sie das Ganze noch einmal auf Deutsch sagen? Ich würde gerne verstehen, was Sie hier untereinander verhandeln. Es geht dabei doch um mich, oder?«
»Dr. Friedrich, bitte.«
Der Chef machte eine gönnerhafte Handbewegung zu Simon Friedrich, der Haltung bewahrte, sie anlächelte und sich für das Fachchinesisch entschuldigte. Gerade als er anhob zu sprechen, sah der Chef auf die Uhr und winkte ab, sie seien schon in Verzug, vielleicht könnte er nach der Visite noch einmal vorbeikommen, um dieser wissbegierigen jungen Dame alles zu erklären, was sie unbedingt wissen wollte. Simon seufzte.
»Amen«, sagte Liz und zuckte die Achseln.
Als die Karawane sich nun endlich in Bewegung setzte, deutete die junge Kollegin, die Simon über den Ärmel gestrichen hatte, auf den leeren Kaffeebecher auf Liz’ Nachttisch.
»Oh, wie nett, da hat Ihnen jemand Kaffee gebracht! Der Kaffee hier ist das Schlimmste, oder?«
Liz wollte gerade antworten, dass eine OP für einen Patienten vielleicht doch noch ein klein wenig schlimmer sei als der schlechte Kaffee, da drehte sich Simon zu der Kollegin um.
»Ja, Frau Baumgarten hat offensichtlich einen Verehrer, der ihr schon in aller Frühe guten Kaffee ans Bett bringt.«
Er warf ihr einen Blick zu, der sie erröten ließ, obwohl sie überhaupt nicht wusste, warum, und sie war froh, als die Weißkittel endlich verschwunden waren. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten?
Rosi Schäfer schaute neugierig herüber.
»O, da habe ich vorhin wohl gerade verpasst, wer Ihnen den Kaffee gebracht hat.«
»Scheint so«, murmelte Liz und überlegte, ob er sich jetzt selbst als Verehrer bezeichnet hatte, weil er es tatsächlich war, ob er es gesagt hatte, um sie zu veralbern oder um die Kollegin anzuflirten. Das waren drei sehr unterschiedliche Interpretationen. Sie blieb am besten auf der Hut. Und dass sie mit ihm mitgefühlt hatte, als er von Hochwürden in Weiß abgekanzelt wurde, war in diesem Kontext auch nicht gerade hilfreich. Sie würde ihr Mitgefühl etwas besser in den Griff bekommen müssen.
7
A nnemie machte sich auf den Weg ins Krankenhaus, um Liz ihre Schokoladentorte und die kleinen Quiches zu bringen. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, war der gutaussehende Arzt schon wieder bei ihr und erklärte ihr anhand der Röntgenbilder, wo welche Schrauben welche Knochen stabilisierten und wie lange sie noch hierbleiben müsste, bis sie so weit sei, sich auf Krücken zu bewegen.
»Sie müssen dann zu Hause allerdings komplett versorgt werden, zumindest in der ersten Zeit, solange Sie Ihr Bein überhaupt nicht belasten dürfen. Das müssen Sie rechtzeitig organisieren. Es wird einige Wochen dauern, wie lange genau, das hängt vom Heilungsprozess ab. Wenn Sie gut trainieren, werden Sie relativ schnell sehr wendig mit den Krücken sein. Aber Sie sollten trotzdem über eine Reha nachdenken.«
»Das sind ja Aussichten.«
Liz war ganz bleich geworden bei dieser Ausführung. Annemie tat sie schrecklich leid. Sie drückte ihr fest die Hand und versprach ihr zu helfen, so gut sie könnte.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin für Sie da.«
Liz lächelte sie dankbar an, und Annemie wuchs mindestens fünf Zentimeter. Wann war sie zum letzten Mal wirklich gebraucht worden? Sie sah zu, wie Liz den Deckel der Kuchenschachtel anhob und den Duft des Schokoladenkuchens tief einsog, der sofort ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Sie gestattete dem Arzt auch einen Blick in die Schachtel und bot an, ihm etwas abzugeben.
»Ich habe es Ihnen ja versprochen. Und versprochen ist versprochen …«
»… und wird nicht gebrochen. Ich komme später noch mal vorbei. Mit einer Gabel im Gepäck.«
»Sie werden einfach dahinschmelzen«, prophezeite Liz. »Denn wenn jemand Schokokuchen backen kann, dann Frau Hummel! Sie ist nicht nur der hilfsbereiteste und netteste Mensch, den ich kenne, sie ist die Meisterin des Schokoladenkuchens.«
»Ach, Kindchen, jetzt übertreiben Sie mal nicht so maßlos.« Annemie war es sehr peinlich, so gelobt zu werden und plötzlich im Mittelpunkt zu stehen. »Sagen Sie mir lieber, was ich für Sie tun kann.«
»Ich habe mir schon eine Liste geschrieben, woran wir heute unbedingt denken müssen«, sagte Liz auf Anhieb. »Wir müssen heute noch einen Brautwalzer aussuchen und eine Torte besprechen. Schaffen Sie das momentan überhaupt, noch eine Torte zu machen?«
»Das geht
Weitere Kostenlose Bücher