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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Einbildung war, verschli m merte ihr Ekelgefühl nur noch. Den Würg e reiz hinun terkämpfend , stand sie auf, holte eine kleine Scha u fel und einen Abfallsack und tat, was getan werden musste. Sie schaufelte die Taube in den Ab fallsack und vers chloss diesen mit einem fe s ten K noten. Ohne U m schweife brachte sie den Abfallsack nach unten und warf ihn in die grosse Mülltonne. Nachdem sie die Mül l tonne wieder geschlossen hatte, schüttelte es sie am ganzen Körper. Dies e dämliche Taube hatte bestimmt schon lauernd vor der Wohnung g e hockt und gewartet, bis das Fenster offen blieb und die Luft rein war, um in das Wohnzimmer zu fliegen und dort zu sterben. „Verflucht noch eins.“ Sie kickte an die Mülltonne um ihrem Unmut Luft zu m a chen. Dieses Mistvieh hatte ihr wirklich einen riesigen Schrecken ei n gejagt.
    Wieder zurück in der Wohnung schloss sie das Fenster , versiche r te sich mehrfach, dass es auch wirklich verschlossen war und ging in die Küche, um ihrem morgendlichen Kaffeeritual zu fr ö nen. Sie wollte dem Tag noch eine Chance geben, also überlegt sie, wie sie den Rest gestalten konnte, um den ver masselten Anfang wieder w ett zu mache n . Wä h rend sie an der Theke lehnte und Schluck für Schluck das Koffein auf sich wirken liess, üb erlegte sie, was sie a ls N ächstes tun sollte . Zuerst würde sie d u schen und die bereits vergangenen Ereignisse abwaschen. Ja, das würde dann quasi ein Ne u anfang in den Tag geben, als wäre das vorher nicht gewesen. Dann würde sie ihre Tasche packen und entgegen Jérémie s A n weisung Nizza verlassen und nach Monaco fahren, um sich Monte Carlo anzusehen. Ob das eine gute Idee war , nachdem die bisher i ge Stunde ein einziges Missgeschick war? Womöglich würde sie verhaftet werden, w eil man sie bestimmt dabei erwischte , wie sie gegen die Anweisungen eines Beamten verstiess. Es würde zum Tagesanfang passen. A ber hatte sie nicht eben noch b e schlossen, dem Tag eine zweite Chance zu geben? Und ob sie d as hatte, also schritt sie zur T at und stellte sich unter die D u sche.
    Erfrischt und geläutert trat Beth eine halbe Stunde später auf die Stra s se. Den Weg zum Bahnhof nützte sie als Aufwärmtraining für Monaco und ging deshalb zu Fuss. Am Bahnhof angeko m men versuchte sie sich an den Billetautomaten und sie war e r staunt, wie schnell sie das Billett in Händen hielt, obwohl sie aufgrund ihrer Unkenntnis der Funktionen mit mehr Komplikationen g e rechnet hatte. Beschwingt durch diesen Erfolg entwertete sie das Ticket und ging auf den Bah n steig, den sie sich bereits herausgesucht hatte. Es waren schon einige Leute versa m melt und Beth fragte sich, wie voll der Zug bei seiner Ankunft wohl sein mochte . Die Antwort auf ihre Frage rollte zwei Minuten später in den Bahnhof ein. Er war eindeutig gefüllter, als sie angenommen ha t te. Nun denn, dachte sie sich, da muss ich wohl durch. Sie stieg ein und wurde beinahe von der gestauten Hit ze erschlagen. Die gesamme l te F euchtigkeit kroch unverzüglich an ihr hoch und ihr frisch g e waschenes Gefühl versteckte sich unter einem klebrigen Schweis s film, als hätte sie sich in Honig gewälzt. Den zum zweiten Mal an diesem Tag aufste i genden Ekel ignorierend , quetschte sie sich in die Menschenmenge , wild entschlossen, diesen Ausflug zu genie s sen. Natürlich fand sie keinen Sitzplatz, aber immerhin entdeckte sie einen freien Halteriemen, an dem sie sich dankbar fes t hielt. Auf der Fahrt bekam sie andeutungsweise eine Ahnung davon, wie sich ein Eiswü rfel im Cocktail s haker fühlen mu sste. Zum Schütteleffekt kam noch der regelmässige Lichtausfall dazu. Ir o nisc h weise immer dann, wenn der Zug durch einen Tunnel fuhr, was zur Folge hatte, dass der Zug in völlige Finste r nis getaucht wurde. Ein kle ines Kind weiter vo r ne im Wagen hatte es sich zum Spass gemacht, immer wenn das Licht ausging , die Spukgeräusche eines Gespenstes nachzuahmen. Als die plötzliche Du n kelheit ein drittes Mal einsetzte, erwartete man bereits die Geräusche des Ki n des. Doch der Zug wurde nicht mehr von dem glockenhellen Stim m chen des Kindes erfüllt . Stattdessen herrschte unheimliche s Schweigen . Bis vol l kommen unerwartet ein lautes „Buh!“ d ie Stille zerriss . Die Passagiere jaulten auf vor Schreck . Gleich da r auf wurde es wi e der hell und die Leute im Wagen schauten sich unsicher an und begann en nervös zu lachen. Dieser Streich hatte gesessen. Doch Beth war nicht wegen der

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