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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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Nehmen Sie den Beratungstermin wahr, dann kriegen wir den Abbruch als medizinische Indikation durch.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, räusperte sich umständlich und rang sich ein gönnerhaftes Lächeln ab. »Das kostet Sie keinen Pfennig. Zahlt alles der Staat.«
    Fassungslos starrte ich auf den Mann, dessen Glatze schweißnass glänzte. Ich konnte nichts sagen. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
    »Aber ich will keine Abtreibung!«, krächzte ich schließlich. Ich zitterte am ganzen Körper und glaubte, mich gleich übergeben zu müssen. »Meine Blut gruppe war Ihnen doch bekannt! Sie haben mich doch regelrecht angefeuert, schwanger zu werden!«
    »Liebe Frau Hädicke, ich weiß die Blutgruppen meiner Patientinnen auch nicht alle auswendig. Jetzt sehe ich das und rate Ihnen als Ihr behandelnder Arzt dringend zum Abbruch.«
    Nein! Ich würde doch nicht zerstören, was ich nun endlich erreicht hatte! Man hatte uns schriftlich be stätigt, dass Anjas Behinderung keine genetischen Ursachen hatte.
    Mit zitternden Fingern zog ich mich wieder an: »Und wenn ich das nicht tue?«
    Dr. Bauer stützte seinen massigen Kopf in die Hände: »Dann kriegen Sie Ihr zweites behindertes Kind auf eigene Verantwortung. Nicht, dass Sie nachher gegen mich prozessieren.« Er kritzelte etwas in meine Krankenakte. »Hier, schriftlich festgehalten: Dringender Verdacht auf eine erneute Risikoschwangerschaft und eine starke Behinderung des Kindes. Ich rate dringend zum sofortigen Abbruch.« Er musterte mich aus misstrauisch verengten Äuglein. »So. Jetzt bin ich rechtlich abgesichert.«
    »Ich würde Sie doch niemals verklagen!«, erwiderte ich schockiert. »Ich will doch nur mein Kind!«
    Der massige Doktor gab mir seine fleischige Hand: »Ich meine es doch gut mit Ihnen, Kindchen. Ist der Schock erst einmal verdaut, werden Sie mir noch dankbar sein.«
    E s war Vatertag, zwar in der DDR kein offizieller Feier tag, aber die Männer trafen sich abends auf ein Bier. Bernd hatte extra auf mich gewartet: Erstens, weil er natürlich auf Anja aufpasste, und zweitens, weil er nun erfahren wollte, ob es einen doppelten Grund zum Feiern gab.
    Unter Tränen schilderte ich ihm, was vorgefallen war. »Ich soll es abtreiben, Bernd!«
    »Dieser Idiot!« Bernd schlug mit der Faust gegen die Wand. »Wie kann er dich monatelang ermutigen, schwanger zu werden, und sich dann erst deine Blutgruppe anschauen!«
    »Bernd, geh jetzt mit deinen Freunden in die Kneipe!«, sagte ich leise. »Sie warten doch auf dich. Du hast dich so darauf gefreut. Ich möchte jetzt ein bisschen allein sein.«
    Immerhin hatte ich Anja. Trost suchend kuschelte ich mich an sie. Sie schien meine Trauer und Verzweiflung zu spüren: Ganz still lag sie da und starrte mit weit aufgerissenen Augen an die Decke. Langsam beruhigte ich mich wieder. Dieses Kind brauchte mich. Es war meine Lebensaufgabe. Ich durfte mich nicht gehen lassen. Wenn ich kein gesundes Kind haben sollte, musste ich mich eben damit abfinden.
    Ich lebte für Anja.
    Ich schmiegte mein Gesicht an ihres und genoss es, ihren gleichmäßigen Atem zu spüren. Dabei rollten mir unaufhörlich die Tränen über die Wangen. Wie schön es doch gewesen wäre, ein gesundes Kind zu bekommen! Mit dem ich hätte reden, singen, lachen, ja sogar mal schimpfen können! Bei diesem Gedanken hörte ich mich erneut laut aufschluchzen. Ein normales Kind! Es würde sich schmutzig machen, vielleicht Schimpfworte sagen, lügen, petzen, Süßigkeiten stibitzen, Sachen kaputt machen, Unordnung anrichten, vom Fahrrad fallen oder andere Kinder im Sandkasten drangsalieren! Aber es würde wenigstens etwas TUN ! Etwas SAGEN ! Es würde endlich einen DIALOG geben!
    Ach, was hatte ich mir alles ausgemalt: Anja würde ein Geschwisterchen haben, ein kleines Menschenkind, das sie bei Laune hält, sie zum Lachen bringt, sie kitzelt, ihr was vorsingt! Allein wenn dieses Ge schwisterkind vor ihren Augen herumgehampelt wäre, wäre Anja schon glücklich gewesen! Sie hätte vor Freude gequietscht und gejauchzt!
    Mein Puls hatte sich gemäßigt, dafür hatte ich jetzt höllische Kopfschmerzen. Eine Tablette wollte ich trotzdem nicht nehmen. Immerhin war das Kind in meinem Bauch noch am Leben! Ich bildete mir ein, es schon zu spüren.
    Doch nun war auch dieser Traum geplatzt. Hätte der Arzt mich doch gleich auf die Risiken aufmerksam gemacht! Dann hätte ich mir diese unsinnigen Träume vorher abgeschminkt. Ich hatte nicht die blasseste Ahnung, was ich

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