Wenn nur dein Lächeln bleibt
tun sollte.
Wie oft hatte ich Bernd auf seiner Arbeitsstelle angerufen: »Ich hätte heute einen Eisprung!« Und er war pflichtschuldigst angetanzt!
Die Tür ging auf. Bernd war zurück.
»Aber Bernd, du warst noch nicht mal eine Stunde weg!«
»Ich kann nicht Vatertag feiern«, sagte Bernd und wischte sich hastig über die Augen. »Nicht, wenn du hier so unglücklich bist.« Dann nahm er mich in die Arme. Ich warf mich an seine Brust, und wir hielten einander ganz fest.
»Du musst jetzt nicht mehr deine Pflicht tun«, heulte ich.
»Ich liebe dich, Angela«, flüsterte Bernd. »Egal, was ist. Du bist meine Frau. Wir halten zusammen. Wir schaffen das.«
U nd so ging Bernd – natürlich wieder mal an einem unbezahlten Urlaubstag – tapfer mit mir zur Abtreibungssprechstunde in die Frauenklinik. Ich lief wie betäubt neben ihm her.
Im Wartezimmer saßen lauter traurige, verzweifelte Frauen, denen die Angst, der Frust, aber auch der Zorn ins Gesicht geschrieben stand. Als sie Bernd sahen, schossen sie mit den Augen giftige Pfeile auf ihn ab. Ich konnte lesen, was ihnen auf die Stirn geschrieben stand: »Erst schwängert er die Frau, und dann bringt er sie auch noch zum Schwangerschaftsabbruch!«
Ich ließ mich auf einen hässlichen Plastikstuhl sinken, schloss die Augen und versuchte, die Übelkeitsgefühle zu unterdrücken, die mir die Kehle zuschnürten.
»Frau Hädicke, Untersuchungsraum zwei!«
Zitternd erhob ich mich. Bernd sprang sofort auf, um mich zu begleiten.
»Sie bleiben draußen!«, giftete ihn die Schwester an, die meine Überweisung schon auf ihrem Klemmbrett hatte.
In einem grün gekachelten Raum stand bereits der Arzt, der die Abtreibung vornehmen sollte, er hatte die Hände in den Kitteltaschen vergraben. Sein Name war Schwanthaler. Er war verdammt gut aussehend: groß, schlank, mit dichtem schwarzen Haar und hin reißenden braunen Augen. Er machte allerdings keine Anstalten, mich freundlich zu begrüßen.
»So, Sie wollen Ihr Kind also nicht.« Sein Blick ging aus dem Fenster. Er schaute mich noch nicht mal an!
Ich merkte, wie mir die Tränen kamen, und blinzelte sie verzweifelt zurück. »Doch!«, rief ich aus. »Ich will das Kind! Mein Mann und ich haben sehnsüchtig darauf hingearbeitet!«
»Und was wollen Sie dann hier?« Immerhin drehte sich der schöne Dr. Schwanthaler erstaunt um und bot mir jetzt einen Stuhl an.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, nahm all meinen Mut zusammen und erzählte dem Abtreibungsspezialisten, wie sich die Dinge in Wahrheit zugetragen hatten.
Der Arzt atmete hörbar aus.
»Aber liebe Frau Hädicke!«, sagte er plötzlich mit einer ganz weichen Stimme. »Diese Diagnose kann ich guten Gewissens entkräften.«
Neue Hoffnung keimte in mir auf. Meine Augen schwammen in Tränen. »Und das bedeutet …?«, stieß ich wie betäubt hervor.
»Das bedeutet, dass wir mal schön schwanger bleiben.«
Ich spürte, wie ich wankte, so als würde ich jeden Moment in Ohnmacht fallen.
»Aber das Ri… Ri… Risiko …?«, stotterte ich mit glühenden Wangen. »Das be… behinderte Baby?!«
Dr. Schwanthaler legte mir beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Natürlich besteht ein Restrisiko bei Ihrer seltenen Blutgruppe, aber das ungeborene Kind entwickelt normalerweise automatisch Antikörper.«
»Und wenn nicht?« Ich schluckte. Der Begriff »normalerweise« gehörte nicht unbedingt zu meinem Wortschatz.
Um seine Mundwinkel zuckte es. Dr. Schwanthalers braune Augen ruhten auf mir.
»Dann gibt es heute immer noch die Möglichkeit, das Risiko einer Behinderung durch einen gezielten Blutaustausch auszuschließen.«
Ich sprang auf. »Ja?«
Er lächelte. Gott, war der schön! »Ja.«
»Dann bleibe ich also schwanger?« Ich bemühte mich um einen möglichst ruhigen Ton, aber meine Stimme überschlug sich beinahe.
»Ja«, sagte der Gott in Weiß und nickte. »Bleiben Sie meine Patientin, Frau Hädicke«, bot er mir freund lich an. »Wir werden Sie hier sorgfältig beobachten. Zu Herrn Doktor Bauer wollen Sie bestimmt nicht mehr gehen.«
»Worauf Sie sich verlassen können!«
»Und Ich freue mich, wenn ich auch mal eine glückliche Schwangere betreuen darf«, sagte der Mann warmherzig. »Und nicht immer nur Abbrüche vornehmen muss.«
»In Ordnung!« Ich strahlte.
»Also willkommen, meine neue Lieblingspatien tin«, sagte Dr. Schwanthaler gerührt. »Mit Gottes Hilfe haben Sie an Weihnachten ein normales, gesundes Kind.«
Ich blickte zu ihm auf, und
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