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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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unbezahlten Urlaub. Aber das war es uns wert: Anja sollte ein gesundes Gebiss haben und möglichst nie unter Zahnschmerzen leiden müssen. Denn wenn, hätte sie uns nur schwer darauf hinweisen können!
    Auch in der viel gepriesenen Behindertenzahnklinik gab es weder Lift noch Rampe! Was sollten denn bitte jene Rollstuhlfahrer tun, die ohne Begleitperson hier ankamen?
    Wir schleppten unsere Anja wie gewohnt durch Treppenhäuser und hielten sie stundenlang im Wartezimmer auf dem Schoß. Schließlich wurden wir vorgelassen. Der Arzt untersuchte Anja, wir öffneten mit vereinten Kräften ihren Mund. »Tja, da hat der Kollege aus der Notfallklinik ganz recht. Dieses Gebiss gehört generalüberholt.«
    »Ja. Das wissen wir bereits.«
    »Und das geht nur unter Vollnarkose.«
    »Ja. Auch das wissen wir bereits. Deshalb haben wir uns ja Urlaub genommen, um bei der heutigen Operation dabei zu sein.«
    »Heutige Operation?« Der Zahnarzt lachte. »Sie scherzen!«
    »Aber wir haben doch ganze drei Monate auf diesen Termin gewartet!«
    »Ja und? Und jetzt lassen Sie sich einen Termin zur Narkosetauglichkeitsuntersuchung geben. Da hätte ich frühestens …« Er beugte sich zu einer Sprechklappe ins Nebenzimmer: »Schwester Agathe?«
    »In zwei Monaten«, sagte die Stimme von Schwester Agathe. »Frühestens!«
    »Na bitte. Das geht doch schnell. Und wenn wir dann das Gutachten über die Narkosetauglichkeit haben, machen Sie einen Termin für die Zahn- OP . Agathe?«
    »In sechs Monaten«, sagte Agathes Stimme. »Aber natürlich nur, wenn die Patientin narkosetauglich ist.«
    »Tja, und das sieht mir hier gar nicht danach aus. Das Kind ist ja total verschleimt, wie soll ich da agieren?«
    »Absaugen?«
    »Ja, aber das geht mir hier ganz gehörig über das normale Maß hinaus. Wieso produziert Anja denn so viel Schleim? Die ist ja immer kurz vor dem Ersticken?!«
    »Ja, das finden wir auch!« Ich zupfte Bernd Hilfe suchend am Ärmel. »Das sind vermutlich die Nebenwirkungen der Medikamente, die sie gegen ihre Krampfanfälle kriegt.«
    »Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, diese Medikamente einfach abzusetzen!« Der Arzt guckte so komisch. Als ob er das Gegenteil von dem meinte, was er sagte. Aber Agathe hörte natürlich mit. Und wer weiß, wer sonst noch alles mithörte!
    »Ähm … nein. Natürlich nicht.« Bernd und ich warfen uns fragende Blicke zu.
    »Na, sehen Sie!«, sagte der Zahnarzt und kniff Anja liebevoll in die Wange. »Das kriegen wir schon hin, was? Und immer schön Zähne putzen!«
    Als wir in dieser Nacht wieder vor unserer »Platte« ankamen, stand, wie so oft, das Auto eines Feldwebels von der Nationalen Volksarmee auf unserem Parkplatz.
    Unseren extrabreiten Behindertenparkplatz, direkt vor dem Eingang, hatte Bernd bei den Behörden müh sam erkämpft.
    Wir waren vor Wut und Erschöpfung erst einmal sprachlos, denn natürlich waren zu dieser späten Stun de auch alle anderen Parkplätze rund um das Hochhaus besetzt.
    »Ich stech ihm die Reifen auf!« Bernd war nun wirklich außer sich. Für heute reichte es ihm. »Dieser verdammte Mistkerl! Nur weil er ein hohes Tier beim Militär ist, glaubt er, dieser Parkplatz gehört ihm!«
    »Pssst! Bernd, schau mal, er kommt!«
    Da trat tatsächlich eine Gestalt in Uniform aus der Haustür und kam leicht schwankend auf uns zu.
    »Aha. Sein nächtliches Schäferstündchen ist also beendet!«
    Der Feldwebel suchte umständlich nach seinen Autoschlüsseln.
    »Dem werd ich’s zeigen!«
    »Bernd! Leg dich nicht mit ihm an!«
    Aber Bernd war nicht zu halten. Als der Bonze sich anschickte, in seinen Wolga zu steigen, sprang Bernd aus unserem Wagen und brüllte: »Was erlauben Sie sich, diesen Parkplatz zu benutzen!«
    Der Feldwebel war so erschrocken, dass er die Hacken zusammenknallte und artig grüßte.
    »Dienstausweis, Fahrzeugpapiere!«, bellte Bernd.
    Mein Herz raste. Aber der Bonze zog doch tatsächlich seine Papiere aus der Brusttasche und zeigte sie Bernd unterwürfig! Er schien ihn für ranghöher zu halten!
    »Ist das ein Dienstfahrzeug?!«
    »Ähm … ja, aber nur ausnahmsweise …«
    »Weiß das Ihre Frau?« Bernd wies mit dem Kinn nach oben, wo gerade im siebzehnten Stock ein Licht ausging.
    »Um Gottes willen, nein! Bitte verraten Sie mich nicht …«
    »Lassen Sie sich das ein für alle Mal gesagt sein, Feldwebel Meyer: Dieser Parkplatz ist für Körperbehinderte und nicht für Geistesgestörte!«
    Ich duckte mich mit Anja im Wagen. So wütend und außer sich

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