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Wenn nur dein Lächeln bleibt

Wenn nur dein Lächeln bleibt

Titel: Wenn nur dein Lächeln bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lind
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ich nehme die Abkürzung über den Acker!«
    In meiner Sorge um Anja wollte ich wieder die Böschung hinuntertaumeln. Doch schon wurde ich von wohlmeinenden Händen gepackt und zu einem grauen Opel geführt. Sanft, aber bestimmt drückten sie mich auf den Beifahrersitz.
    »Hier können Sie auf den Rettungswagen warten.«
    »Ich habe keine Zeit zu warten! Sie verstehen das nicht! Meine Tochter …«
    »Ja, ja, später«, sagte Helmut, der Opelbesitzer, und knallte die Tür zu. Dann lehnte er sich von außen dagegen.
    Ich saß in der Falle. Mit den Fäusten hämmerte ich von innen gegen die Scheibe.
    »Ich muss sofort zu meiner Tochter!«, schrie ich aufgebracht. »Sie sitzt in ihrer Liegebirne vor dem Fernseher!«
    »Helmut«, sagte die Frau, die mir die Hose abgewischt hatte. »Mach wenigstens die Tür auf! Die braucht doch frische Luft!«
    »Aber sie will weglaufen! Das ist Unfallflucht!«
    Der Mann lehnte sich weiter von außen dagegen. Ich trommelte an die Scheibe: »Aufmachen!«
    In diesem Moment kam mit Blaulicht die Polizei angefahren und ein Rettungswagen mit Martinshorn gleich hinterdrein. Inzwischen waren beide Fahrspuren gesperrt. Natürlich hatte sich ein Pulk von Schaulustigen gebildet.
    »Ich muss zu Anja!«, schrie ich den Rotkreuzhelfer an, der sich anschickte, meinen Blutdruck zu messen.
    »Gute Frau, wir nehmen jetzt hier das Unfallprotokoll auf und bringen Sie dann erst mal ins Krankenhaus …«
    »Das geht auf gar keinen Fall!«, wimmerte ich. »Meine Tochter ist mutterseelenallein in dem großen Haus! Die stirbt mir vor Angst!«
    »Dann rufen Sie sie doch an und sagen ihr, dass es später wird!«
    »Die kann nicht ans Telefon gehen!«
    »Wie alt ist sie denn?«
    »Achtundzwanzig!«
    »Jetzt sind wir erst mal froh, dass SIE nicht gestorben sind.«
    Der Arzt zog schon eine Beruhigungsspritze auf.
    »Nein! Tun Sie das nicht! Ich will meinen Mann anrufen!«
    »Welche Nummer hat er denn?«
    »Das weiß ich nicht! Die ist in meinem Handy gespeichert!« Allmählich wurde mir dieses Tamtam zu blöd. Schon wollte ich wieder losstapfen, um meine Handtasche aus dem umgekippten Auto zu holen, aber der übereifrige Helmut brachte sie mir bereits. Natürlich hatte ich keine Brille mehr auf der Nase und konnte die Nummer nicht lesen.
    Langsam wurde ich ganz hysterisch vor lauter Ungeduld:
    »Mir ist nichts passiert, und ich gehe jetzt sofort nach Hause!«
    »Sie bleiben schön hier sitzen.« Der Polizist drückte mich mit sanfter Gewalt in seinen Streifenwagen, aber erst nachdem der Notarzt festgestellt hatte, dass ich keine lebensgefährlichen Verletzungen davongetragen hatte.
    Mühsam gelang es mir, dem jungen Mann zu erklären, in welcher Notsituation ich mich befand.
    Der Polizist erkannte mich, er hatte mich schon öfter mit Anja im Rollstuhl auf der Straße gesehen.
    »Ach, Sie sind das!«, sagte er und nickte verständnisvoll. »Und Ihre Tochter ist allein zu Hause?«
    Endlich hörte mir mal einer zu!
    »Wir rufen Ihren Mann in der Arbeit an«, versprach er mir. »Und Ihre Nachbarn, damit sie sich sofort um Anja kümmern.«
    »Danke, und bitte rufen Sie auch noch in der Se niorenresidenz an, damit Sabine nicht länger auf mich wartet!«
    »Auch das wird erledigt, Frau Hädicke. Verlassen Sie sich darauf. Aber sicherheitshalber bringen wir Sie jetzt erst mal ins Krankenhaus.«
    Denn das war nun mal seine Pflicht: Er konnte eine Frau, die sich gerade mit dem Wagen überschlagen hatte, schließlich nicht einfach so nach Hause gehen lassen!
    Sabine erzählte mir später, dass eine alte Dame, die sie als Praktikantin pflegte, an diesem Tag immer wieder ängstlich am Fenster gestanden und gemur melt hatte: »Sabinchen, Sabinchen, heute passiert noch was. Mir ist gar nicht wohl, pass bloß auf dich auf, mein Kindchen. Heute kracht es noch mal richtig.«
    Hätte die mal besser den Wahrsagerinnen-Job gemacht! Und nicht »Tante Helga« in der Hutzelhütte im Harz.
    Rückblickend denke ich oft, dass es ein Wunder ist, dass ich diesen schweren Unfall unverletzt überlebt habe. Ich bin dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen.
    Ich habe ja auch noch eine Mission zu erfüllen.
    Anja ist jetzt dreiunddreißig Jahre alt und besucht noch immer ihre evangelische Einrichtung. Hört sie frühmorgens den Fahrer des Behindertentransports um die Ecke biegen, freut sie sich unbändig: Sie jauchzt und kreischt so laut, dass sich unsere Nachbarn richtig mitfreuen. Auch der junge Fahrer lässt sich immer wieder von Anjas

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