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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Müdigkeit an. Hitze stieg ihm zu Kopf. Die Standuhr in der Ecke tickte träge. Seine Augenlider wurden schwerer und schwerer, ließen sich kaum mehr offen halten.
    Nicht einschlafen … nur nicht einschlafen …
    Doch die verlockende Schwärze des Schlafes zog ihn gnadenlos tiefer. Sein Kopf sackte nach hinten. Zweimal zuckte er zusammen, erschreckt von seinem eigenen Schnarchen, dann umfing ihn das süße Nichts.
    Als er die Augen wieder öffnete, saß Rebecca auf ihm. Ihre Wangen waren tränennass, doch sie lächelte. Wirr fielen ihr die Haare ins Gesicht, grau wie der Pelz eines Silberfuchses.
    „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“
    Ihre Finger griffen nach seinem Hemd, öffneten ein Knopf, zwei Knöpfe … öffneten es ganz und schoben den Stoff beiseite. Zitternde Hände legten sich auf seine entblößte Brust. Sie verharrten einige Augenblicke, um schließlich tiefer zu gleiten. Das Bild löste sich in Schwärze auf. Plötzlich lag er wieder allein da, bewegungsunfähig und paralysiert. Im Kamin, den Rebecca nur selten entfachte, knisterte ein Feuer.
    Er wollte sich hochstemmen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Lockend umgarnte ihn der Schlaf, zog ihn wieder hinein in seine Finsternis, und als er ihn ein zweites Mal freigab, war Rebecca erneut über ihm. Er sah etwas rotgolden Leuchtendes, befestigt auf einem unterarmlangen Metallstab. Es war ein Brandeisen. Sie hielt es in der Hand und senkte es auf seine Brust hinab. Ihr Lächeln gefror.
    „Es tut mir leid.“
    Gegenwehr war vergeblich. Bewegungslos lag er da, unfähig, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Was zum Teufel war in dem Tee gewesen? Sie musste ihm eine Droge untergemischt haben. Er spürte die Hitze des sich ihm nähernden, glühenden Metalls auf seiner Haut. Rebecca stöhnte auf, wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und packte das Brandeisen fester. Es besaß die Form eines Phönixvogels. Daniel sah seinen prächtigen Schweif und die zierliche Krone aus züngelnden Flammen. Nur noch ein halber Fingerbreit trennte das Brandeisen von seiner Haut.
    Plötzlich wuchs in ihm eine gewaltige Hitze. Etwas ballte sich zusammen, stieg aus seinem Körper auf und fiel über Rebecca her. Es war ein goldenes, funkelndes Licht, das sich zu einem transparenten Körper sammelte und seine Kraft war so ungeheuerlich, dass Rebecca wie von einer titanischen Faust getroffen zurückgeschleudert wurde. Sie krachte gegen die Wand, fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Der glühende Phönix fiel auf ihren Oberarm und brannte sich durch Stoff und Haut. Gestank erfüllte die Luft.
    Als das Licht zurück in seinen Körper sickerte, spürte Daniel, wie schwach es geworden war. Die Manifestierung schien alle Kraft aus ihm herausgesaugt zu haben. Schwärze hüllte ihn ein. Summende Stille. Da war das seltsame Gefühl, etwas zöge an seinem Hinterkopf wie ein gieriger Schlund, der seine Seele durch die Schädeldecke hindurch trinken wollte.
    Flieh! Ich kann nichts mehr für dich tun. Verschwinde von hier!
    Schlagartig öffnete er die Augen. Ein unvorstellbarer Schmerz versengte seine Nervenbahnen, gegen den all seine Körperbeherrschung nichts half. Er sah ein verschwommenes Gesicht über sich schweben. Blass, verzerrt, erfüllt von wütender Hilflosigkeit. Rebecca. Die Haut über seinen Rippen schmolz unter glühendem Eisen. Er wollte Rebecca von sich stoßen, doch seine Gliedmaßen sanken trotz sengender Qual wie Blei in die Polster und gehorchten nicht.
    „Wach auf!“ Eine laute Stimme. Ein Rütteln. Daniel schlug um sich, traf etwas Weiches und hörte ein Poltern.
    „Verdammt, bring mich nicht gleich um.“
    Er fuhr hoch und erblickte Rebecca. Mit zerzausten Haaren und roten Augen kniete sie auf dem Boden und blickte zu ihm auf. Es war lediglich der verwirrte Ausdruck in ihrem Gesicht, der verhinderte, dass er sich augenblicklich auf sie stürzte.
    „Was ist passiert, Daniel? Ich … ich weiß nichts mehr.“
    Hektisch tastete er über seine Brust. Nichts. Kein Brandmal, keine Wunde. Er trug noch immer sein Hemd, das bis zum letzten Knopf geschlossen war. Ihm schwirrte gehörig der Kopf.
    „So viel zu einem winzigen Schüsschen Rum.“ Ächzend fiel er in die Kissen zurück und umfasste mit beiden Händen seinen Schädel. „Füll mich nie wieder ab, okay? Sonst hänge ich dich an den Haaren aus dem Fenster.“
    „Abfüllen?“ Rebecca legte unschuldig den Kopf schief. „Ich schwöre dir, es war nur ein winziger Anteil Rum.“
    „Offenbar

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