Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
beginnt es zu gerinnen. Es klumpt zusammen, wird dicker und dicker und bildet eine Kruste. Nach ein paar Tagen fällt diese dann ab, und die ganze Sache ist vergessen. Das Ganze funktioniert wie ein Uhrwerk; gleichgültig, ob wir wach sind oder schlafen, ob wir dumm sind oder genial – der Körper heilt sich selbst, ganz automatisch.
Was geschieht, wenn wir uns verschlucken – wenn wir versehentlich Essen oder Trinken in die Luftröhre bekommen? Ganz automatisch fangen wir an zu husten und zu würgen, und auf diese Weise wird der Fremdkörper wieder aus der Luftröhre herausgeschleudert. Wir denken nicht: »Essen in der Luftröhre ist gefährlich, ich muss es wieder heraushusten« – unser Körper übernimmt das für uns und tut automatisch das Richtige.
Was geschieht, wenn wir etwas essen, das schon schlecht ist oder giftig? Der Magen stellt fest, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist, und befördert das Essen wieder nach oben. Uns wird übel, wir müssen uns übergeben – das ist zwar nicht sehr angenehm, aber es erfüllt seinen Zweck –, und unser Körper hat sich von der unzuträglichen Speise befreit.
Wenn wir eine ansteckende Krankheit bekommen, z.B. die Grippe, dann identifiziert unser Körper die Krankheitserreger und produziert Antikörper, deren Aufgabe es ist, die Erreger einzukreisen und unschädlich zu machen. Mit jeder neuen Krankheit, die wir bekommen, produziert unser Körper auchneue Antikörper. Wenn wir uns das nächste Mal mit demselben Erreger anstecken, treten die Antikörper sofort auf den Plan, und die Krankheit kann gar nicht erst ausbrechen. Die Art und Weise, wie Antikörper arbeiten, ist so kompliziert, dass es auf dem Gebiet immer noch Neues zu entdecken gibt, obwohl die Wissenschaft sich schon seit vielen Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Und doch kann das kleinste Kind Antikörper produzieren, ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Millionen von Zellen sind Tag und Nacht im Einsatz, um uns zu schützen, und das Erstaunlichste dabei ist – es geschieht alles ganz von selbst.
Das waren nur vier Beispiele dafür, wie unser Körper für uns sorgt – er verfügt jedoch über ein schier unerschöpfliches Repertoire an Möglichkeiten, um uns zu beschützen. Hundert moderne Computer könnten nicht halb so gut für uns sorgen wie unser eigener Körper. Es geht mir in diesem Kapitel darum, Panik- und Angstsymptome zu beschreiben, aber während ich das tue, möchte ich Sie bitten, immer daran zu denken, dass unser Körper über ganz erstaunliche Schutzmechanismen verfügt, die er jederzeit für uns einsetzt – auch dann, wenn etwas schief geht.
Die Angstreaktion
Einer der automatischen Schutzmechanismen unseres Körpers ist die Angstreaktion. Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Wir laufen eine schmale, baumbewachsene Straße entlang. Plötzlich springen knurrend und bellend zwei Rottweiler auf uns zu. Wütend fletschen sie die Zähne. Geifer rinnt aus ihrem Maul. Denken wir dann: »Das ist ein Hund. Er knurrt. Er schnappt nach meiner Hand. Ich bin in Gefahr. Ich sollte jetzt etwas tun, um mich zu schützen. Was könnte ich tun? Vielleicht sollte ich weglaufen? Ja, ich glaube, das wäre das Beste. Ich laufe jetzt schnell weg!« Nein, so reagieren wir nicht. Wenn wir dastäten, wären wir wahrscheinlich schon zerfleischt, ehe wir fertig gedacht hätten. Nein, unser Körper reagiert instinktiv und blitzschnell. Es wird Adrenalin ausgeschüttet, unser Herz klopft rasend schnell, wir brechen in Schweiß aus, und bevor wir überhaupt nachdenken können, sind wir entweder auf der Flucht oder kämpfen wie wild mit den Hunden. Das ist die Angstreaktion. Sie ist da, um uns vor Schaden zu bewahren.
Gesetzt den Fall, wir rennen weg: Die Hunde sind direkt hinter uns, sie knurren wütend und schnappen nach uns. Aber wir sind sehr schnell, wir schaffen es, ihnen zu entkommen. Nach etwa hundert Metern haben wir das Gefühl, wir sind weit genug weg, um uns umdrehen zu können. Aha, sie sind stehengeblieben, sie haben die Verfolgung aufgegeben.
Wenn wir uns jetzt einmal bewusst unserem Körper zuwenden, was stellen wir fest?
– Unser Herz schlägt wie der Motor einer Diesellok, schnell und kräftig.
– Wir atmen sehr schnell und tief.
– Wir schwitzen und zittern am ganzen Körper.
– Unser Mund ist völlig ausgetrocknet.
– Uns ist etwas übel, und wir fühlen uns schwindlig.
– Wir verspüren ein Prickeln in
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