Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft
genommen.»
«Der Steinbruch ist schon öfters für Picknicks benutzt worden», sagte Jocelyn lächelnd.
«Aha.» Der Constable erwiderte das Lächeln nicht. Damit war wieder eine seiner Vermutungen den Bach hinuntergegangen. «Dann glauben Sie also nicht, daß der Mann, der diese Kinder überfallen hat, im Steinbruch gehaust haben kann?»
«Das weiß ich wirklich nicht», sagte Jocelyn. «Aber selbst wenn er dort war, ich habe ihn nicht gesehen. Und wenn er dort war, wird er
wohl kaum noch dort sein - oder? »
«Nein, Mr. Pentecost.» Jocelyn konnte dem Ton entnehmen, daß der Constable es vorzog, selbst die Schlüsse zu ziehen. «Dann habe ich noch eine weitere Frage. Ich kam neulich an den Steinbruch, kurz nachdem er angefangen hatte zu brennen. Und da begegnete mir ein kleiner Junge, der aus dem Steinbruch kam und... hm... mir entwischte. Können Sie sich vorstellen, wer das gewesen sein könnte?»
«Ja. Das wird wohl mein Sohn gewesen sein.»
«Vielen Dank, Mr. Pentecost.» Der Constable sah verlegen drein. Er nahm seinen Helm von den Knien hoch und blickte angestrengt hinein. «Verzeihen Sie die Frage, Mr. Pentecost - aber halten Sie’s für möglich, daß er irgend etwas mit dem Brand zu tun gehabt hat?»
«Ja», sagte Jocelyn. «Er hat ihn gelegt.»
«Oh», sagte der Constable fassungslos.
«Ja. Er hat eine Zigarre geraucht und vermutlich den Stummel weggeworfen. Ein sträflicher Leichtsinn, natürlich.»
Stille. Dann: «Mr. Pentecost, die Polizei läßt sich nicht gern zum besten halten. Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß ich hier eine äußerst ernste Angelegenheit aufzuklären habe.»
Jocelyn sah verblüfft aus. «Lieber Freund, ich halte Sie nicht zum besten. Nichts läge mir...»
«Ist ihr kleiner Junge gewohnheitsmäßiger Zigarrenraucher, Mr. Pentecost?»
Jocelyn ging ein Licht auf. «Ah, ich verstehe, was Sie meinen. Guter Gott, nein. Er - probiert eben nur alles aus.»
«Ich verstehe, Mr Pentecost», sagte Harris ermattet. Diese Familie fing an, ihn Nerven zu kosten. Ein kleines Mädchen spielte die Erwürgte, ein alter Mann lief herum wie ein Landarbeiter und war der Busenfreund des Chief Constable, dann dieser lange, lahme Schriftsteller und obendrein ein kleiner Junge, der Zigarren rauchte und die Gegend verwüstete. Diese Familie wollte er in Zukunft besser sich selbst überlassen.
«Könnten wir noch mal auf diesen Willie Foggerty zurückkommen?» sagte er. «Offengestanden, ich bin der Meinung, er ist ein Typ, den man in einem solchen Fall wohl doch verdächtigen muß. Falls Sie also irgend etwas Auffälliges bemerken...» Er erhob sich.
«Dann werde ich sie selbstverständlich benachrichtigen, Constable», sagte Jocelyn und stand ebenfalls auf. Irgendwo draußen im Flur krachte ein Dielenbrett. Harris stutzte, doch Jocelyn meinte gelassen: «In diesen alten Häusern gibt es die seltsamsten Geräusche. Manchmal ist es, als murmelten sie im Schlaf.» Er sah die Miene des Polizisten und erkannte, daß seine Metapher an ihn vergeudet war und sicherlich keine Gegenliebe gefunden hatte. Er ahnte, daß das Interview aus irgendwelchen Gründen nicht gut verlaufen, daß er auf einer strengen Waage gewogen und zu leicht befunden worden war. Nun gut, er war bescheiden genug, sich nicht darüber zu wundern, unterstellte er doch stets - wenn auch nicht immer zu Recht -, daß der Mann der Tat für einen Schreibtischmenschen nichts als Verachtung übrig hat.
Man hätte Gaylord nie den Vorwurf machen können, daß er am Schlüsselloch lauschte. Aber wenn eine Tür offenstand - nun, dann brauchte man das ja auch gar nicht, nicht wahr? Und wenn es bei dem Gespräch um die eigene Freiheit womöglich für die nächsten zwanzig Jahre ging. Konnte einem wohl keiner übelnehmen, daß man lauschte.
Er hatte nicht alles verstanden, doch er hatte nicht den Eindruck gewonnen, als wollten sie ihn gleich ins Kittchen stecken, was immerhin schon eine Erleichterung war. Dennoch mußte er jetzt ein ernstes Problem überdenken. Sie glaubten also, sein Freund Willie würde herumschleichen und Leute erwürgen. Sie würden den armen Willie sicher für immer ins Gefängnis stecken. Der arme Willie, der keine Fliege töten konnte, der nicht mal Blumen pflückte, aus Angst, ihnen weh zu tun. Der arme, sanfte Willie mit dem Vollmondgesicht. Unverzüglich richtete Gaylord seine nicht unbeträchtliche Phantasie auf die Vorbereitung der .
14
Dann waren plötzlich die Kinder
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