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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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war das?»
    «Ich habe nichts gehört», sagte er.
    May ging zur Tür, machte sie auf und trat in die Diele. «David, wo willst du hin?» fragte sie ärgerlich.
    «Noch ein wenig vors Haus, Tante May. Es ist eine so wundervolle Mondnacht. Und... und ich schlafe nicht gut, seit Vater...»
    Sie sagte barsch: «Ich möchte lieber nicht, daß du heute nacht noch nach draußen gehst, David. Dieses Herumwandern im Mondschein tut nicht gut.»
    Er sah sie nachdenklich an. «Ich muß aber raus, Tante May. Ich ersticke im Haus. Ich bleibe nicht lange.» Mit ernstem Gesicht setzte er hinzu: «Ich verspreche es dir.»
    «David, ich verbiete dir, jetzt noch hinauszugehen», sagte May.
    Er zuckte zusammen, als habe sie ihn geschlagen. « Verbieten? Darf ich fragen warum?»
    Sie sagte: «Du bist Gast in meinem Haus. Ein junger Gast. Muß ich dir Rechenschaft ablegen? »
    «Nein, Tante May», sagte er ruhig. Dann schien er sich plötzlich aufzubäumen. «Aber ich bin dir auch keinen Gehorsam schuldig. Ich bin schließlich alt genug, um spazierenzugehen, wann ich will.»
    «Nun schön, David», sagte May resigniert und ging zurück ins Wohnzimmer. «Dann geh.»
    Wortlos verließ er das Haus. Er ist unausgeglichen, dachte May. Kein Wunder. So verschlossen und überspannt und gleichzeitig störrisch wie ein Maultier.
    Aber war er von Natur aus störrisch? Oder stand er unter einem seelischen Druck? Das wird es wohl sein, dachte sie. Er war wie eine gespannte Feder. Darum hatte sie vorhin auch nachgegeben, was eigentlich so gar nicht ihre Art war. Aber sie hatte das Gefühl, wenn sie es nicht getan hätte, wäre die Feder gesprungen.
    Sie sagte zu Jocelyn: «Entschuldige, daß ich mich so anstelle, Liebling, aber ich möchte mich doch lieber vergewissern, ob bei den anderen alles in Ordnung ist.»
    Er zündete sich eine Pfeife an, ein Ritual, das kein Gespräch zuließ. Aber er lächelte ihr über die Streichholzflamme hinweg zu. Sie ging nach oben. Es war im Grunde närrisch, das wußte sie wohl, und vielleicht fand Jocelyn sie auch närrisch. Schließlich hatte sie Gaylord und Emma schon vor drei Stunden zu Bett gebracht. Und Jenny würde wohl kaum im Mondschein herumwandern. Trotzdem brachte sie es nicht fertig, an Jennys Tür vorbeizugehen. Leise öffnete sie sie einen Spalt und spähte hinein.
    Jenny schlief, und das Licht des Mondes fiel auf ihr Gesicht. Sie sah jung, unschuldig, zerbrechlich und wunderschön aus. Ich kann es Jocelyn wahrhaftig nicht verdenken, dachte sie, daß er sich ein wenig geschmeichelt fühlt und mehr als angezogen. Jedenfalls war bei Jenny alles in Ordnung.
    Dann stand sie vor Emmas Tür. Sie widerstand der mütterlichen Versuchung, zuerst nach ihren eigenen Kindern zu schauen und ging hinein. Emma lag quer auf der Bettdecke, einen großen Teddybär im Arm. Sie und der Teddybär hatten die gleiche Statur. Emma atmete laut und kräftig. Auch sie war also wohlversorgt.
    Amanda schlief. Sie lag noch genauso in ihrem Bettchen, wie sie sie hineingelegt hatte, so behütet und unversehrt wie eine Rose in einem Zellophankarton. Blieb also nur noch Gaylord.
    Einen Augenblick blieb May vor Gaylords Tür stehen und holte tief Luft. Wenn - wenn er nun nicht da war? Was machte man dann? Sollte man die Polizei rufen? Aber was konnte diese in der Weite der mondübergossenen Landschaft ausrichten? Was konnte sie schon in den endlosen Stunden bis Tagesanbruch unternehmen? Aber natürlich war er da, er mußte doch da sein. Sie hatte ihn ja selbst zu Bett gebracht. Sie gab sich einen Ruck und öffnete die Tür.
    Sein Blondkopf ruhte auf dem Kissen! Gott sei Dank! Sie trat ins Zimmer. Im Mondlicht zeichneten sich die Konturen des Fensters an der Wand ab, doch dort, wo May stand, lag tiefer Schatten. Plötzlich hätte sie weinen mögen. Vor Erleichterung, dachte sie. David war in Gefahr, vielleicht in mehr als einer Hinsicht. Doch die anderen Kinder waren so sicher, wie Sterbliche es nur sein können. Amanda war wohlig behütet. Gaylord schlief friedlich...
    Doch in diesem Augenblick setzte eine instinktive Regung ihrem Seelenfrieden ein jähes Ende. So wie sie ihren Sohn kannte, schlief er da gar zu friedlich. Sie trat näher ans Bett heran und betrachtete ihn prüfend.
    Er lag auf dem Rücken, die Augen mit den langen Wimpern geschlossen. Sein Atem ging in tiefen, gleichmäßigen Zügen. May beobachtete ihn weiter. Gaylord murmelte im Schlaf, rollte sich auf die Seite und präsentierte May sein hübsches Profil. Einen

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