Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
Privatflic und einem Ganoven
ist häufig nicht besonders groß. Einer von unseren Leuten da unten war auch
Privatdetektiv, deshalb sage ich das. Gut. Ich habe weiter gedacht: Wenn dieser
Burma nun auch wegen derselben Sache hier ist?“
    „Und deswegen hast du meinem Zimmer in
derselben Nacht noch schnell einen Besuch abgestattet. Viel hast du zwar nicht
gefunden, aber immerhin waren zwei Telefonnummern aus Montpellier dabei. Am
nächsten Tag hast du die beiden angerufen, um herauszukriegen, ob und mit
welchem Akzent sie sprechen. Pieds-noirs ! Du warst auf der richtigen
Spur. Als nächstes hast du die Witwe zu meiner Linken damit beauftragt, mich zu
überwachen, um zu sehen, was ich so trieb.“
    „Wir mußten uns an jeden Strohhalm
klammern, Monsieur! Aber weit hat uns das nicht geführt. Eines wurde uns jedoch
klar: Wir mußten uns an Sie halten.“
    „Als du dann den Artikel im Echo gelesen hast, hast du einen Weg gesehen, dich an mich heranzumachen, mich mehr
oder weniger für eure Ziele einzuspannen und von meinen Talenten zu profitieren.
Raymonde würde sich als Lockvogel und Vermittlerin hervorragend eignen. Ihr
seid aus dem Hotel ausgezogen und habt — als Ort für Unterredungen aller Art —
diese Villa hier gemietet. Das nötige Kleingeld scheint ihr ja bei euch zu
haben...“
    „Vielleicht war die Idee nicht grade
genial, aber besser, als in den Straßen herumzulaufen oder im Telefonbuch
nachzusehen, ob er drinstand.“
    „Wer?“
    „Der Verräter natürlich! Blois.“
    „Sein Name ist also Blois?“
    „Jedenfalls nannte er sich in Algier
so. Bestimmt ein falscher Name! Aber man kann ja nie wissen. Leider gibt es im
hiesigen Telefonbuch keinen Blois.“
    „Wie sieht er denn aus, der gesuchte
Millionär?“
    „Ach, wissen Sie,
Personenbeschreibungen sind nicht meine Stärke... Ich würde sagen, er war
ziemlich groß, hager, mit massigem Kopf...“
    „Hinkte er?“
    „Ich habe ihn in einem unserer Büros
gesehen. Er stand, bewegte sich aber nicht. Mehr fällt mir zu seiner Person
nicht ein. Ah, wenn ich ihn nur ein paar Sekunden sehen könnte Ja, genauso wie
Hauptmann Chambord... Chambord... Wie ein Springteufelchen springe ich aus
meinem Sessel hoch. Diese Decknamen und die Motive, die zu ihrer Wahl führen!
Während der deutschen Besatzung kannte ich einen Widerstandskämpfer namens
Maurice Leblanc. Er nannte sich Lupin, wie Arsène Lupin. Raffiniert: Leblanc gleich Lupin. Die weiße Lupine. Und Blois ist gleich... gleich
was, meine Lieben, wenn nicht gleich dem lieblichen Tal der Loire? Die
Schlußfolgerung ist etwas abenteuerlich, aber sie ist es wert, überprüft zu
werden.
    „Paß auf Madame auf“, sage ich zu
Zavatter. „Und du, Mortaut, kommst mit! Ich muß dir jemanden zeigen. Vielleicht
noch so ein ganz Schlauer. Chambord heißt er.“
     
    * * *
     
    Mortaut sitzt am Steuer meiner
Dauphine. Wir fahren zu den pieds-noirs, bei denen Chambord bis zu
seiner Augenoperation wohnt. Während der Fahrt kommt mir der Gedanke, daß der
Blinde mir vielleicht eine falsche Adresse gegeben haben könnte. Doch mein
Verdacht erweist sich als unbegründet. Die Adresse ist richtig; leider ist der
Hauptmann nicht zu Hause. Seine Freunde sagen mir, daß er weggefahren sei, um
seinen Freund Dacosta zu „sehen“. Das ist auch so eine komische Sache! Na
schön... Vielen Dank, meine Herren, und auf geht’s zu Dacostas Petit-Chêne. Als wir dort ankommen, sehe ich auf dem Feldweg, der zu dem Anwesen führt, zwei
Wagen. Direkt vor dem Wohnhaus stehen — ein wenig abseits — Chambord und sein
Blindenhund. Außerdem sehe ich zwei Uniformierte und einen Mann in Zivil, der
einen Hund an der Leine hält. Den Hüter des Gesetzes, der am Gittertor steht
und den Horizont mit seinen durchdringenden Augen abzusuchen scheint, frage
ich, was denn passiert sei.
    Der Besitzer des Sägewerks habe sich
erhängt, antwortet er.
     
    * * *
     
    Wir befinden uns in einem zu sonnigen
Land, als daß sich solch ein Ereignis nicht in aller Öffentlichkeit abspielen
würde. Der gutmütige Gendarm hält die „Freunde des Verzweifelten“, als die wir
uns ausgeben, nicht davon ab, sich dem „Ort der Tragödie“ zu nähern. Sogleich
gehe ich zu Hauptmann Chambord und André, seinem dicken Adjutanten.
    „Guck dir den Blinden gut an“, raune
ich Mortaut zu. „Hinterher wirst du mir erzählen, was du von ihm hältst.“
    Er nickt, völlig verwirrt. André hat
mich erblickt. Er und sein Hauptmann kommen uns entgegen. Beide sind

Weitere Kostenlose Bücher