Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Fällen angeklagt worden, doch man konnte ihm nichts nachweisen. Später war er untergetaucht. Endlich fiel Fran wieder ein, wo sie seinen Namen schon einmal gehört hatte: In einem Ethikseminar im College hatten sie seine Thesen diskutiert.
Hatte Gary Lasch Dr. Lowe in West Redding untergebracht, damit dieser dort ungestört weiterforschen konnte? Hatte er Lowes zweiten Lieblingsstudenten Peter Black als Geschäftspartner in die Lasch-Klinik aufgenommen, um an ahnungslosen Patienten Experimente durchzuführen? Inzwischen hatte es ganz den Anschein.
Und es ergibt – so grausam die Erkenntnis auch sein mochte – einen gewissen Sinn, dachte Fran. Heute abend werde ich, so Gott will, den Beweis haben. Wenn dieser verrückte Arzt seine sogenannten Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit bringen möchte, ist er bei mir an der richtigen Stelle. Ich kann es kaum erwarten, ihn mir vorzuknöpfen.
Der anonyme Anrufer hatte ihr den Weg zu Lowes Haus genau beschrieben. West Redding lag etwa hundert Kilometer nördlich von Manhattan. Gut, daß es März ist und nicht August, überlegte Fran. Im Sommer herrschte wegen der vielen Strandausflügler nämlich reger Betrieb auf dem Merrit Parkway. Dennoch beschloß sie, früh genug loszufahren. Sie mußte um sieben dort sein und freute sich schon auf die Begegnung.
Sie überlegte, welche Aufnahmegeräte sie mitbringen sollte. Sie wollte nicht riskieren, daß Lowe es mit der Angst zu tun bekam und schwieg, doch sie hoffte, daß er ihr erlauben würde, das Interview auf Tonband oder sogar auf Video aufzuzeichnen. Schließlich entschied sie sich, sowohl den Kassettenrecorder als auch die Videokamera mitzunehmen, die beide problemlos in ihre Umhängetasche paßten. Das Notizbuch steckte sie ebenfalls ein.
Die Interviews mit Lowe, die sie gelesen hatte, waren sehr umfangreich und ausführlich. Hoffentlich macht es ihm immer noch Spaß, sich über seine Theorien zu verbreiten, dachte Fran.
Um zwei Uhr hatte sie das Interview vorbereitet. Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, rief sie um Viertel vor drei Molly an. Der niedergeschlagene Tonfall ihrer Freundin erschreckte sie.
»Bist du allein, Molly?«
»Ja.«
»Erwartest du jemanden?«
»Philip hat angerufen. Er wollte mich heute abend besuchen, aber Jenna wird da sein. Ich habe ihn gebeten, sich bis morgen zu gedulden.«
»Molly, ich kann es dir noch nicht erzählen, aber zur Zeit tut sich eine Menge. Es sieht aus, als wäre ich auf etwas gestoßen, das Philip und dir bei der Verteidigung helfen könnte.«
»Es gibt doch nichts Besseres als gute Nachrichten, was, Fran?«
»Molly, ich habe heute abend einen Termin in Connecticut. Wenn ich jetzt gleich losfahre, könnte ich vorher noch kurz zu dir kommen. Möchtest du das?«
»Mach dir meinetwegen keine Mühe, Fran.«
»Ich bin in einer Stunde da«, entgegnete Fran rasch und legte auf, bevor Molly ablehnen konnte.
Sie hat aufgegeben, dachte Fran, als sie auf den Aufzug wartete. In diesem Zustand sollte man sie keinen Augenblick allein lassen.
81
I ch bin schuld, sagte sich Philip Matthews immer wieder. Ich hätte Molly bei ihrer Entlassung aus dem Gefängnis sofort ins Auto verfrachten sollen. Sie wußte nicht, was sie tat, als sie mit den Reportern redete. Es war ihr einfach nicht klar, daß es nicht möglich ist, eine Tat vor dem Bewährungsausschuß zuzugeben und sie danach abzustreiten. Warum habe ich es nicht geschafft, ihr das verständlich zu machen?
Allerdings hätte der Staatsanwalt die Aufhebung ihrer Bewährung beantragen können, sobald sie diese Worte ausgesprochen hatte, überlegte Philip weiter. Und das heißt, daß man sich nur wegen des zweiten Mordverdachts wieder mit ihr befaßt.
Ich habe nur eine Chance, Molly bei der Anhörung am Montag vor der Haft zu bewahren. Ich muß dem Bewährungsausschuß glaubhaft machen, daß die Anklage wegen Mordes an Annamarie Scalli aller Wahrscheinlichkeit nach ein Irrtum ist. Dann muß ich erklären, daß Molly ihr Geständnis nicht zurücknehmen, sondern nur ihr Gedächtnis wiederfinden wollte, um sich mit dem Geschehenen auseinandersetzen zu können. Er dachte nach. Vielleicht würde die Begründung Erfolg haben. Doch er mußte Molly dazu bringen, bei dieser Version zu bleiben. Anderenfalls …
Molly hatte den Reportern gesagt, daß sich in der Mordnacht ihrer Meinung nach noch jemand im Haus befunden hatte. Außerdem hatte sie beteuert, sie wisse tief in ihrem Herzen, daß sie zu einer solchen Tat
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