Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
nicht fähig sei. Möglicherweise konnte er den Bewährungsausschuß überzeugen, daß Molly traurig und verzweifelt gewesen war und nicht versucht hatte, sie zu täuschen, um wieder auf freien Fuß zu kommen. Darüber hinaus ist offiziell bestätigt, daß sie im Gefängnis an Depressionen gelitten hat.
Aber ich werde mit meiner Schilderung ihres Gemütszustands nichts erreichen, solange es mir nicht gelingt, Zweifel an ihrer Schuld im Mordfall Scalli zu wecken, grübelte er. Ich lande immer wieder am selben Punkt.
Deshalb fuhr Philip Matthews am späten Samstag nachmittag zum Sea Lamp Diner in Rowayton. Der Parkplatz, wo Annamarie Scalli gestorben war, war längst nicht mehr gesperrt. Er hatte zwar eine neue Asphaltdecke und frische Markierungen bitter nötig, wurde aber wieder benutzt. Es gab kein Zeichen dafür, daß eine junge Frau hier gewaltsam den Tod gefunden hatte. Und nichts wies mehr darauf hin, daß Molly Lasch möglicherweise den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen mußte, weil Blutspuren an ihrem Schuh und in ihrem Wagen entdeckt worden waren.
Philip hatte einen fähigen Privatdetektiv hinzugezogen, der ihm half, Mollys Verteidigung vorzubereiten.
Laut Molly hatte eine mittelgroße Limousine den Parkplatz verlassen, als sie an jenem Abend aus dem Restaurant trat. Philips Privatdetektiv hatte bereits ermittelt, daß keine anderen Gäste kurz vor Annamarie aus dem Lokal gekommen waren.
Molly berichtete, sie sei sofort zu ihrem Wagen gegangen. Sie habe bei ihrer Ankunft einen geparkten Jeep bemerkt, aber nicht gewußt, ob es sich um Annamaries Auto handelte. Der Privatdetektiv war der Ansicht, Molly sei zufällig in das Blut getreten und habe deshalb einen Abdruck auf der Fußmatte ihres Wagens hinterlassen.
Nichts als Indizienbeweise, dachte Philip ärgerlich, als er in das Lokal ging. Nur das Blut am Schuh ist ein Anhaltspunkt dafür, daß sie etwas mit dem Mord zu tun haben könnte. Wenn der Mörder in der Limousine saß, muß er vor dem Restaurant geparkt haben, denn sonst hätte Molly ihn ja nicht wegfahren sehen. Philip stellte sich den Tathergang folgendermaßen vor: Der Mörder hatte Annamarie erstochen und floh, als Molly aus dem Lokal kam. Außerdem war keine Mordwaffe gefunden worden. Ich
kann behaupten, daß Blut von der Waffe auf den Asphalt getropft ist, überlegte er. Und dann ist Molly hineingetreten, ohne es zu bemerken.
Allerdings gibt es da noch ein Problem, für das wir keine Erklärung haben, sagte sich Philip weiter, während er einen letzten Blick über den Parkplatz schweifen ließ. Welches Motiv hatte der unbekannte Täter? Warum sollte jemand Annamarie Scalli bis zum Restaurant verfolgen, draußen auf sie warten und sie dann umbringen? Außer ihrer Affäre mit Mollys Mann vor vielen Jahren hatte sie ein völlig unauffälliges Leben geführt – das hatte er bereits überprüft. Fran Simmons glaubte, daß Annamarie in der Klinik Zeugin dubioser Machenschaften geworden war. Er konnte nur hoffen, daß sie mit ihren Nachforschungen Erfolg haben würde.
Zu Philips Erleichterung stand Bobby Burke hinter dem Tresen – und zum Glück war Gladys Fluegel nirgendwo in Sicht. Der Privatdetektiv hatte ihm berichtet, daß Gladys ihre Geschichte, Molly habe Annamarie am Verlassen des Lokals hindern wollen und sei ihr dann nachgelaufen, bei jeder Wiederholung noch mehr ausschmückte.
Philip setzte sich an den Tresen. »Hallo, Bobby«, sagte er. »Kriege ich einen Kaffee?«
»Mann, Sie sind aber schnell hier, Mr. Matthews. Wahrscheinlich hat Miss Simmons gleich mit Ihnen telefoniert.«
»Wovon reden Sie, Bobby?«
»Ich habe Miss Simmons vor einer Stunde angerufen und ihr eine Nachricht hinterlassen.«
»Wirklich? Worum ging es denn?«
»Das Paar, nach dem Sie suchen – die Leute, die am Sonntag abend hier waren –, haben heute mittag bei uns gegessen. Sie wohnen in Norwalk. Am Montag morgen sind sie nach Kanada geflogen und erst gestern abend zurückgekommen. Kaum zu fassen, aber sie wußten nicht mal, was passiert ist. Sie würden gern mit Ihnen reden. Ihr Name ist Hilmer. Arthur und Jane Hilmer.«
Bobby senkte die Stimme. »Nur unter uns, Mr. Matthews, aber als ich ihnen erzählt habe, was Gladys bei der Polizei ausgesagt hat, meinten sie, daß sie nicht mehr richtig tickt. Sie haben nicht gehört, wie Mrs. Lasch zweimal ›Annamarie‹ rief. Sie sind sicher, daß sie nur einmal gerufen hat. Und ›Warten Sie!‹ hat sie ganz sicher nicht geschrien. Das war Mr.
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