Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
nicht, wie lange ich unseren Freund Dr. Logue noch bremsen kann.«
Lou wußte, daß von ihm keine Antwort erwartet wurde. Wenn Cal in Aktion trat, neigte er dazu, laut zu denken.
»Hast du das Handy?«
»Ja, Sir.« Lou würde mit dem Handy anrufen, weil Fran, falls sie eine Anruferidentifikation besaß, das Telefonat nicht würde zurückverfolgen können. Die Rechnungen für das Handy gingen aus Sicherheitsgründen an eine Briefkastenadresse in Westchester County.
»Also los. Und gib dir Mühe, sie zu überzeugen. Hier ist die Nummer. Zum Glück steht sie im Telefonbuch.« Anderenfalls hätte Cal Jenna gebeten, sie sich von Molly geben zu lassen, und zwar unter dem Vorwand, mit Fran Simmons einen Termin vereinbaren zu wollen. Allerdings war
er froh, daß das nicht nötig gewesen war. So war er nicht gezwungen gewesen, seine goldene Regel zu verletzen, die lautete, so wenig Leute wie möglich in einen Plan einzuweihen.
Lou nahm den Zettel und begann zu wählen. Nach zweimal Läuten wurde abgehoben. Lou nickte Cal zu, der ihn aufmerksam beobachtete.
»Hallo«, sagte Fran.
»Miss Simmons?« fragte Lou in dem leicht deutschen Akzent seines verstorbenen Vaters.
»Ja, wer spricht da bitte?«
»Das kann ich Ihnen am Telefon nicht verraten, aber ich habe gestern gehört, wie Sie sich in der Krankenhaus-Cafeteria mit Mrs. Branagan unterhalten haben.« Er machte eine bedeutungsschwere Pause. »Ich arbeite in der Klinik, Miss Simmons, und Sie haben recht. Etwas ist dort faul.«
Fran stand – immer noch im Pyjama und das schnurlose Telefon in der Hand – im Wohnzimmer und sah sich hastig nach einem Stift um. Sie entdeckte ihn auf dem Hocker und nahm einen Notizblock vom Tisch. »Das weiß ich selbst«, erwiderte sie ruhig. »Aber leider kann ich es nicht beweisen.«
»Kann ich Ihnen trauen, Miss Simmons?«
»Was meinen Sie damit?«
»Ein alter Mann stellt die Medikamente her, die in der Lasch-Klinik bei Experimenten an Patienten benutzt werden. Er hat Angst, daß Dr. Black ihn umbringen will, und nun möchte er die Geschichte seiner Forschungsarbeit erzählen, bevor ihn jemand daran hindern kann. Ihm ist zwar klar, daß er sich selbst damit schadet, aber das ist ihm egal.«
Sicher redet er von Dr. Adrian Lowe, dem Arzt, der die Artikel geschrieben hat, dachte Fran. »Hat er schon mit jemandem über diese Sache gesprochen?« erkundigte sie sich.
»Nein, da bin ich ganz sicher. Ich bringe Päckchen von seinem Haus in die Klinik, und zwar schon seit einiger Zeit. Doch bis gestern wußte ich nicht, was darin ist. Er hat mir von den Experimenten erzählt und war sehr aufgeregt. Nun möchte er, daß die ganze Welt erfährt, warum Natasha Colbert vor ihrem Tod aus dem Koma aufgewacht ist.« Er hielt inne und senkte die Stimme zu einem rauhen Flüstern. »Miss Simmons, er hat sogar ein Video davon. Ich habe es selbst gesehen.«
»Ich würde mich gern mit ihm unterhalten«, erwiderte Fran bemüht ruhig.
»Miss Simmons, er ist ein alter Mann und praktisch ein Einsiedler. Auch wenn er möchte, daß die Welt ihn kennenlernt, hat er dennoch Angst. Wenn Sie eine ganze Horde Leute anschleppen, wird er nicht reden, und dann war alles umsonst.«
»Wenn er möchte, daß ich allein komme, bitte sehr«, entgegnete Fran. »Es ist mir ohnehin lieber so.«
»Wäre Ihnen heute abend um sieben recht?«
»Natürlich. Wo wohnt er?«
Lou machte eine siegessichere Geste in Richtung Cal. »Kennen Sie West Redding, Connecticut, Miss Simmons?« fragte er.
79
F rüh am Samstag morgen rief Edna Marta an. »Wally schläft noch, also fahren wir erst später los«, sagte sie und zwang sich beiläufig zu klingen. Am liebsten hätte sie Marta gebeten, nicht herüberzukommen, um sich zu verabschieden. Allerdings wußte sie, daß sie ihre Freundin damit gekränkt hätte, denn schließlich hatte sie sie schon am Vorabend abgewimmelt.
»Ich backe einen Sandkuchen«, meinte Marta. »Den ißt Wally doch so gern. Melde dich einfach, wenn du fertig bist.«
In den nächsten beiden Stunden grübelte Marta über Ednas Anruf nach. Sie hatte den starken Verdacht, daß bei ihrer Freundin etwas nicht stimmte, denn sie hatte sich noch beunruhigter angehört als gestern abend. Außerdem hatte sie Ednas Auto in der Nacht wegfahren sehen, was sehr ungewöhnlich war. Edna fuhr sonst nie bei Dunkelheit. Also gab es eindeutig Probleme.
Vielleicht wird eine kleine Reise ihnen guttun, überlegte Marta. Der März ist so ein trüber Monat, und zur Zeit
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