Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
flachem Absatz trug, fühlte sich so winzig wie damals in der ersten Klasse.
Der freundliche Jimmy Neary gab ihnen einen seiner vier Ecktische, für Fran ein eindeutiger Hinweis darauf, daß Tim Mason ein beliebter Stammgast sein mußte. Sie war erst einmal hiergewesen, und zwar mit einem Ehepaar, das in ihrem Mietshaus wohnte. Sie hatten ebenfalls einen Ecktisch bekommen, und die beiden hatten ihr erklärt, daß es sich um eine große Ehre handelte.
Sie bestellten Bloody Marys, und Tim erzählte von sich. »Meine Eltern sind nach ihrer Scheidung aus Greenwich
weggezogen«, sagte er. »Ich hatte gerade das College abgeschlossen und arbeitete bei der Greenwich Time . Ich hatte zwar den Titel Volontär, war aber eigentlich Mädchen für alles. Danach habe ich nie wieder dort gewohnt.«
»Wie lange ist das her?« fragte Fran.
»Vierzehn Jahre.«
Fran rechnete nach. »Deshalb kannten Sie meinen Namen. Sie wissen, wer mein Vater war.«
Er zuckte die Achseln. »Ja.« Er lächelte entschuldigend.
Als die Kellnerin die Speisekarten brachte, bestellten beide Omeletts Benediktinerart, ohne die übrigen Angebote überhaupt eines Blickes zu würdigen. Dann trank Tim einen Schluck von seiner Bloody Mary und sagte: »Sie haben mich zwar nicht danach gefragt, aber ich erzähle Ihnen jetzt meine Lebensgeschichte, die Sie sicher interessieren wird, da Sie sich offenbar mit Sport auskennen.«
Eigentlich sind wir gar nicht so verschieden, dachte Fran, während sie zuhörte, was Tim von seinem ersten Job berichtete. Er hatte in einer Stadt im Bundesstaat New York, deren Namen sie noch nie gehört hatte, über Highschool-Turniere berichtet. Dann schilderte sie ihm ihre Stelle als Praktikantin bei einem lokalen Kabelsender in einem Städtchen unweit von San Diego, wo Stadtratssitzungen zu den aufregenderen Ereignissen zählten.
»Am Anfang nimmt man alles, was man kriegen kann«, meinte sie, und er nickte zustimmend.
Auch er war ein Einzelkind, hatte aber anders als sie keine Stiefgeschwister.
»Nach der Scheidung ist meine Mutter nach Bronxville gezogen«, fuhr er fort. »Dort sind meine Eltern beide aufgewachsen. Sie hat sich dort ein Haus gekauft, und raten Sie mal, was dann passiert ist. Mein Vater kaufte sich ein Haus in derselben Siedlung. Als sie noch verheiratet waren,
haben sie sich nie verstanden. Doch jetzt gehen sie zusammen aus, fahren in den Urlaub und laden sich gegenseitig zu Cocktails und zum Abendessen ein. Zu Beginn hat es mich ein wenig irritiert, aber offenbar gefällt es ihnen so.«
»Ich bin froh, daß meine Mutter allen Grund hat, glücklich zu sein«, sagte Fran. »Sie ist seit acht Jahren wieder verheiratet. Da sie davon ausging, daß ich irgendwann nach New York zurückkehren würde, hat sie mir vorgeschlagen, den Namen meines Stiefvaters anzunehmen. Sicher wissen Sie noch, welchen Skandal es damals wegen meines Vaters gegeben hat.«
Er nickte. »Ja. Und hatten Sie jemals vor, Ihren Namen zu ändern?«
Fran spielte mit ihrer Cocktailserviette herum. »Nein, nie.«
»Sind Sie sicher, daß es klug ist, wenn ausgerechnet Sie in Greenwich für die Sendung recherchieren?«
»Klug wahrscheinlich nicht. Warum fragen Sie?«
»Fran, ich war gestern abend in Greenwich bei einer Totenfeier. Ich kannte die Frau seit meiner Kindheit. Sie ist in der Lasch-Klinik an einem Herzinfarkt gestorben. Ihr Sohn ist mein Freund, und er ist ziemlich aufgebracht. Offenbar glaubt er, daß man mehr für seine Mutter hätte tun müssen, und meint, Sie könnten, da Sie nun schon mal dabei sind, herausfinden, ob die Patienten dort wirklich gut behandelt werden.«
»Er findet, seine Mutter sei nicht richtig versorgt worden?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht lag es nur an seiner Trauer. Allerdings kann es sein, daß er sich bei Ihnen meldet. Er heißt Billy Gallo.«
»Warum sollte er mich anrufen?«
»Weil er gehört hat, daß Sie am Freitag in der Klinik-Cafeteria waren. Inzwischen weiß es wahrscheinlich die ganze Stadt.«
Ungläubig schüttelte Fran den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, daß die Leute mich nach so kurzer Zeit beim Sender wiedererkennen. Wie ärgerlich.« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe ein bißchen mit einer freiwilligen Helferin in der Cafeteria geplaudert und dabei etwas Interessantes herausgekriegt. Wenn sie gewußt hätte, daß ich Reporterin bin, wäre sie sicher nicht so redselig gewesen.«
»Hatte Ihr Besuch dort etwas mit der Reportage über Molly Lasch zu tun?« wollte er wissen.
»Ja, ich
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