Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
eines dieser Revolverblätter.«
Molly saß da und starrte die drei wortlos an. Sie spürte, wie sich alte Ängste und Zweifel wieder in ihr regten, doch es gelang ihr, die Ruhe zu bewahren.
»Ich glaube, Sie haben Ihr Anliegen klar genug dargestellt«, brach Philip Matthews das beklommene Schweigen. »Warum lassen wir es nicht dabei bewenden?«
Peter Black, Jenna und Cal verabschiedeten sich kurz darauf. »Molly, sollen wir das Abendessen verschieben, damit Sie allein sein können?« fragte Philip, nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
Molly, die den Tränen nah war, nickte. »Wenn Sie möchten, holen wir es ein andermal nach«, stieß sie hervor.
»Sehr gerne.«
Molly hatte Huhn in Weinsauce und Wildreis zubereitet. Als Philip fort war, deckte sie die Schüsseln ab, stellte sie in den Kühlschrank, überprüfte alle Türschlösser und ging ins Arbeitszimmer. Vielleicht lag es an Cals und Peter Blacks Besuch, daß sie das Gefühl hatte, kurz davor zu sein, sich an etwas zu erinnern.
Was mochte es nur sein? fragte sie sich. Alte Ängste, die ihre Niedergeschlagenheit nur verstärken würden? Oder handelte es sich um Antworten, mit deren Hilfe sie endlich dem Dunkel entfliehen konnte, das von ihr Besitz zu ergreifen drohte? Sie würde abwarten müssen.
Ohne Licht zu machen, kuschelte sie sich aufs Sofa.
Was würden Cal und Peter dazu sagen, wenn sie auch nur ahnten, daß sie morgen abend um acht in einem Lokal in Rowayton mit Annamarie Scalli verabredet war?
33
E s gibt nichts Schöneres als einen Sonntag morgen in Manhatten, dachte Fran, als sie um halb acht ihre Wohnungstür öffnete. Auf der Fußmatte lag, dick und einladend, die Sunday Times . Sie machte sich ein Frühstück mit Saft, Kaffee und einem Muffin, ließ sich in ihrem Sessel nieder, legte die Beine hoch und griff nach dem ersten Teil der Zeitung. Als sie sie wenige Minuten später wieder weglegte, wurde ihr klar, daß sie nur wenig von dem verstanden hatte, was sie gerade gelesen hatte.
»Ich mache mir Sorgen«, stellte sie laut fest. Sie hatte unruhig geschlafen und war sich sicher, daß das etwas mit Mollys geheimnisvoller Andeutung zu tun hatte, sie hätte vielleicht interessante Neuigkeiten für sie. Was mochte sie damit gemeint haben?
Wenn Molly auf eigene Faust Nachforschungen anstellt, könnte sie sich ziemlichen Ärger einhandeln, dachte Fran. Sie legte die Zeitung beiseite und stand auf, um sich noch eine Tasse Kaffee einzuschenken. Dann setzte sie sich wieder in den Sessel und studierte die Prozeßmitschrift.
In der nächsten Stunde las sie die Zeugenaussagen Zeile für Zeile durch. Die Polizisten, die zuerst am Tatort eingetroffen waren, und auch der Gerichtsmediziner hatten ausgesagt. Danach waren Peter Black und die Whitehalls in den Zeugenstand getreten und hatten ihre letzte Begegnung mit Gary Lasch, nur wenige Stunden vor seinem Tod, geschildert.
Offenbar hatte man Jenna alles, was ihre Freundin belasten konnte, förmlich aus der Nase ziehen müssen, dachte Fran beim Lesen.
STAATSANWALT: Haben Sie in der Woche vor dem Tod Ihres Mannes mit der Angeklagten gesprochen, entweder zu Hause oder in Cape Cod?
JENNA WHITEHALL: Ja.
STAATSANWALT: Wie würden Sie Mrs. Laschs Gemütszustand beschreiben?
JENNA WHITEHALL: Als traurig. Sie war sehr bedrückt.
STAATSANWALT: War Sie wütend auf ihren Mann, Mrs. Whitehall?
JENNA WHITEHALL: Sie war verstört.
STAATSANWALT: Sie haben meine Frage nicht beantwortet. War Molly Carpenter Lasch wütend auf ihren Mann?
JENNA WHITEHALL: Ja, das könnte man sagen.
STAATSANWALT: Hat sie ihren Zorn auf ihren Mann zum Ausdruck gebracht?
JENNA WHITEHALL: Könnten Sie die Frage bitte wiederholen?
STAATSANWALT: Selbstverständlich. Und könnten Euer Ehren die Zeugin bitte anweisen, ohne Umschweife zu antworten?
RICHTER: Ich muß die Zeugin dringend bitten, ohne Umschweife zu antworten.
STAATSANWALT: Mrs. Whitehall, hat Molly Carpenter Lasch während Ihrer Telefonate in der Woche vor dem Tod ihres Mannes zum Ausdruck gebracht, daß Sie sehr zornig auf ihn war?
JENNA WHITEHALL: Ja.
STAATSANWALT: Kannten Sie den Grund für ihre Erbitterung?
JENNA WHITEHALL: Nein, ursprünglich nicht. Als ich sie fragte, wollte sie es mir zunächst nicht sagen. Am Sonntag nachmittag hat sie es mir dann verraten.
Als Fran danach Calvin Whitehalls Aussage las, kam sie zu dem Schluß, daß dieser Zeuge – ob mit oder ohne Absicht – Molly sehr geschadet hatte. Der Staatsanwalt hat sich sicher
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