Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
erwarten, daß Sie Ihre vorgefaßte Meinung von Molly über Bord werfen. Ansonsten sollten Sie sie besser in Ruhe lassen.«
Sie drehte sich um. Ich brauche jetzt genauso dringend einen Kaffee wie Molly, beschloß sie.
Matthews folgte ihr in die Küche. »Hören Sie, Fran … Ich kann Sie doch Fran nennen?«
»Meinetwegen.«
»Ich finde, wir sollten uns besser mit Vornamen ansprechen. Selbstverständlich können Sie bei meiner Unterhaltung mit Molly nicht dabeisein, doch es wäre sehr hilfreich, wenn Sie mir alles sagen, was Sie wissen.«
Seine Miene war freundlicher geworden. Fran fiel auf, wie sich sein Tonfall veränderte, wenn er Mollys Namen aussprach. Sie bedeutet ihm viel mehr als eine gewöhnliche Mandantin, überlegte sie und war unglaublich erleichtert. »Ich hätte einiges mit Ihnen zu bereden«, erwiderte sie.
Mrs. Barry war mit Mollys Frühstück fertig. »Sie möchte morgens nur Kaffee, Saft und Toast oder ein Muffin«, erklärte sie.
Fran und Matthews schenkten sich Kaffee ein. Nachdem Mrs. Barry mit dem Tablett nach oben gegangen war, sagte Fran: »Wußten Sie, daß alle in der Klinik erstaunt waren, als sie von Annamaries Affäre mit Dr. Lasch erfuhren. Man dachte, sie wäre die Freundin von Dr. Jack Morrow, der ebenfalls in der Lasch-Klinik arbeitete. Und dieser Jack Morrow ist zwei Wochen vor Dr. Laschs Tod in seiner Praxis ermordet worden.«
»Nein, davon hatte ich keine Ahnung.«
»Haben Sie Annamarie Scalli je kennengelernt?«
»Nein, der Prozeß war abgeschlossen, bevor sie hätte aussagen müssen.«
»Erinnern Sie sich, ob über einen Hausschlüssel gesprochen wurde, der in einem Versteck im Garten aufbewahrt wurde?«
Matthews runzelte die Stirn. »Kann sein, aber es wurde nicht weiterverfolgt. Offen gestanden hatte ich den Eindruck, daß man gar nicht nach einem anderen Tatverdächtigen gesucht hat, da sämtliche Indizien auf Molly hinwiesen – Fran, gehen Sie bitte nach oben und richten Sie Molly aus, daß ich sofort mit ihr reden will«, meinte Matthews dann. »Soweit ich weiß, befindet sich neben ihrem Schlafzimmer
ein weiteres Wohnzimmer. Ich spreche dort mit ihr, bevor die Polizei kommt. Mrs. Barry soll die Beamten unten warten lassen.«
In diesem Augenblick eilte eine entsetzte Mrs. Barry in die Küche. »Als ich eben mit dem Frühstück in ihr Zimmer kam, lag Molly voll bekleidet und mit geschlossenen Augen im Bett.« Sie hielt inne. »Mein Gott, es ist genau wie beim letztenmal!«
37
W ie immer begann Dr. Peter Blacks Tag mit einem Blick auf die internationalen Börsenkurse im Fernsehen. Danach verzehrte er ein karges Frühstück, bei dem er auf absolutem Schweigen bestand. Auf der Fahrt zur Arbeit hörte er klassische Musik.
Nach seiner Ankunft auf dem Klinikgelände unternahm er manchmal einen kurzen Spaziergang, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte.
So auch an diesem Montag morgen, die Sonne schien, und über Nacht waren die Temperaturen kräftig gestiegen. Zehn Minuten frische Luft würden ihm helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.
Das Wochenende war nicht sehr erfreulich verlaufen. Auch der Besuch bei Molly Lasch am Samstag abend hatte sich als Fehlschlag erwiesen. Cal, dieser Idiot, war einfach mit der Tür ins Haus gefallen, anstatt Molly durch Diplomatie zur Mitarbeit zu bewegen.
Am Rand des Parkplatzes bemerkte Peter Black ein herumliegendes Kaugummipapier und runzelte die Stirn. Seine Sekretärin mußte unbedingt den Hausmeister anrufen und ihn und seine Mitarbeiter wegen ihrer Schlamperei zurechtweisen.
Es machte ihn wütend, daß Molly starrsinnig darauf beharrte, den Mord an Gary nicht begangen zu haben. Ich war es nicht, der Mörder ist in diese Richtung gelaufen … Für wie dumm hielt sie ihre Mitmenschen eigentlich? Diese Strategie war eben typisch Molly. Wenn man eine Lüge nur oft und laut genug wiederholte, fand sich irgendwann immer jemand, der sie einem abkaufte.
Alles wird gut, versuchte er, sich zu beruhigen. Die Übernahme wird klappen. Schließlich standen sie kurz vor dem Vertragsabschluß und würden es schaffen, die anderen Gesundheitsdienste zu schlucken. Gary fehlt uns wirklich, dachte er. Ich habe einfach nicht die Geduld für die ewigen Partys und den Small talk, die nötig sind, um wichtige Geschäftskontakte zu pflegen. Cal benützt seine Macht, um andere unter Druck zu setzen. Doch diese brachiale Methode wirkt eben nicht bei jedem.
Mit finsterer Miene steckte Peter Black die Hände in die Taschen und setzte seinen
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