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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Mollys Tasse um einiges sanfter auf den Tisch stellte als zuvor ihre.
    Als die Kellnerin außer Hörweite war, fuhr Annamarie fort. »Mrs. Lasch, ich möchte Ihnen noch sagen, daß ich sehr bedaure, was geschehen ist. Ihr Leben wurde zerstört, Dr. Lasch mußte sterben. Ich habe mein Baby weggegeben, weil ich wollte, daß es in einer intakten
Familie mit Mutter und Vater aufwächst. Vielleicht wird mein Sohn mich später einmal sehen wollen, wenn er erwachsen ist. Falls ja, hoffe ich, daß er mich versteht und mir verzeiht. Auch wenn Sie seinen Vater getötet haben, habe ich diese Tragödie durch mein Verhalten verschuldet.«
    »Ihr Verhalten?«
    »Wenn ich mich nicht mit Dr. Lasch eingelassen hätte, wäre all das nie geschehen. Und hätte ich ihn nicht zu Hause angerufen, hätten Sie es nie erfahren.«
    »Warum haben Sie ihn überhaupt zu Hause angerufen?«
    »Nun, zuerst einmal hatte er mir gesagt, Sie beide hätten über eine Scheidung gesprochen. Allerdings sollten Sie nicht wissen, daß eine andere Frau im Spiel ist. Er meinte, das würde die Scheidung für ihn nur verkomplizieren, da Sie aus Eifersucht versuchen würden, sich an ihm zu rächen.«
    So hat er also mit seiner Geliebten über mich gesprochen, dachte Molly. Er hat behauptet, wir wollten uns scheiden lassen, und er hat mich als rachsüchtig hingestellt. Und wegen dieses Mannes habe ich eine Gefängnisstrafe abgesessen!
    »Er sagte, es sei nur von Vorteil, daß Sie eine Fehlgeburt gehabt hätten. Mit einem Baby wäre die Trennung schwieriger geworden.«
    Wie betäubt saß Molly da. Mein Gott, hatte Gary wirklich so etwas behauptet? fragte sie sich. Er sagte, es sei von Vorteil, daß ich mein Baby verloren habe ?
    »Doch als ich ihm gestand, daß ich schwanger war, hat er einen Tobsuchtsanfall bekommen. Er hat mir befohlen, das Kind abtreiben zu lassen, besuchte mich nicht mehr und ging mir auch im Krankenhaus aus dem Weg. Dann setzte sich sein Anwalt mit mir in Verbindung. Er bot mir eine Abfindung an, und zwar unter der Bedingung, daß ich mich schriftlich zu Stillschweigen verpflichtete. Ich rief Gary zu Hause an, weil er sich in der Klinik weigerte, mit
mir zu sprechen. Ich war verzweifelt, und ich wollte mit ihm darüber reden, ob er die Vaterschaft anerkennen würde. Damals plante ich noch nicht, das Kind zur Adoption freizugeben.«
    »Und ich hob zufällig das Telefon ab und hörte das Gespräch mit.«
    »Ja.«
    »Hat mein Mann Ihnen je von mir erzählt, Annamarie? Ich meine, nicht nur im Zusammenhang mit der Scheidung?«
    »Ja.«
    »Bitte verraten Sie mir, was er gesagt hat. Ich muß es erfahren.«
    »Inzwischen ist mir klar, daß es nur das war, was ich seiner Ansicht nach hören wollte.«
    »Ich möchte trotzdem Einzelheiten wissen.«
    Verlegen hielt Annamarie inne und sah dann ihr Gegenüber an. Damals hatte sie Molly nicht ernst genommen, dann gehaßt, doch nun empfand sie Mitleid mit ihr. »Er nannte Sie eine langweilige Vorstadthausfrau.«
    Langweilige Vorstadthausfrau , dachte Molly. Auf einmal fühlte sie sich, als wäre sie wieder im Gefängnis, äße die fade schmeckenden Mahlzeiten, höre das Ticken der Uhren und läge jede Nacht schlaflos wach.
    »Als Mann und auch als Arzt war er den Preis nicht wert, den Sie für den Mord an ihm bezahlt haben, Mrs. Lasch«, meinte Annamarie leise.
    »Annamarie, offenbar sind Sie überzeugt davon, daß ich meinen Mann getötet habe. Aber ich bin mir da nicht mehr so sicher. Offen gestanden weiß ich nicht, was passiert ist. Ich kann nicht sagen, ob die Erinnerung an jene Nacht irgendwann zurückkehren wird. Jedenfalls arbeite ich daran. Wo waren Sie an diesem Sonntag abend?«
    »Ich habe in meiner Wohnung meine Koffer gepackt.«
    »War jemand bei Ihnen?«
    Annamarie sah sie entgeistert an. »Mrs. Lasch, wenn Sie damit andeuten wollen, ich hätte Ihren Mann auf dem Gewissen, irren Sie sich.«
    »Kennen Sie sonst jemanden, der Grund gehabt hätte, ihn umzubringen?« Molly spürte, daß Annamarie Angst hatte. »Sie fürchten sich vor etwas. Wovor?«
    »Nein, das stimmt nicht. Mehr weiß ich nicht. Und jetzt muß ich gehen.« Annamarie wollte aufstehen.
    Molly hielt sie am Handgelenk fest. »Annamarie, Sie waren damals erst Anfang Zwanzig, und Gary war ein weltgewandter Mann. Er hat uns beide zum Narren gehalten und uns genügend Anlaß gegeben, wütend auf ihn zu sein. Doch ich glaube nicht, daß ich ihn getötet habe. Und wenn Sie vermuten, jemand anders habe einen Groll gegen ihn gehegt, sagen Sie

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