Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
vor meinem Dad hatten, und zwar berechtigtermaßen, denn er ist ein großartiger Mensch und ein wundervoller Vater. Aber deinem Vater hat man immer angemerkt, wie stolz er auf dich war, und du hast ihm – im Gegensatz zu mir – immer allen Grund dazu gegeben. Mein Gott, ich erinnere mich noch gut an seinen Gesichtsausdruck, als du im letzten Turnier im Abschlußjahr den entscheidenden Korb geworfen hast. Es war großartig!«
Bitte, Molly, hätte Fran am liebsten gefleht. Bitte, laß das.
»Ich finde es traurig, daß in seinem Leben soviel schiefgegangen ist, Fran. Vielleicht war es so ähnlich wie bei mir heute – eine Verkettung von Umständen, gegen die wir machtlos sind.« Molly legte die Gabel weg. »Fran, die Quiche schmeckt prima, aber ich habe einfach keinen Appetit.«
»Molly, hat Gary jemals den Schlüssel vergessen?« erkundigte sich Fran. Sie spürte Philip Matthews Blick auf sich, der sie wortlos aufforderte, Molly nicht mit Fragen zu quälen.
»Gary und etwas vergessen? Um Himmels willen, nein. Gary selbst war der Inbegriff der Vollkommenheit. Und von mir pflegte er zu sagen, daß meine Zuverlässigkeit zu meinen besten Eigenschaften gehörte. Ich kam nie zu spät, ließ nie den Autoschlüssel stecken, hatte immer meinen Hausschlüssel dabei. Er gab mir dafür eine Eins plus.« Sie hielt inne und lächelte wehmütig. »Komisch, wie ich heute in Schulnoten denke. Bewertungen. Plus oder minus.«
Am ganzen Leibe zitternd schob Molly ihren Stuhl zurück. Als Fran erschrocken auf sie zustürzte, läutete das Telefon.
»Das sind sicher meine Eltern. Oder Jenna«, flüsterte Molly kaum hörbar.
Philip Matthews hob ab. »Es ist Dr. Daniels, Molly. Er möchte wissen, wie es Ihnen geht.«
Fran antwortete an Mollys statt. »Sie braucht Hilfe. Bitten Sie ihn, herzukommen und mit ihr zu sprechen.«
Nachdem Matthews und Dr. Daniels leise ein paar Sätze gewechselt hatten, hängte der Anwalt ein und drehte sich zu den beiden Frauen um. »Er ist gleich hier«, sagte er. »Warum ruhen Sie sich nicht ein bißchen aus, Molly? Offenbar fühlen Sie sich nicht wohl.«
»Ich bin wirklich ein bißchen wackelig auf den Beinen.«
»Kommen Sie.« Philip Matthews legte den Arm um Molly und führte sie aus dem Frühstücksraum.
Ich räume am besten den Tisch ab, dachte Fran, als sie die fast unberührte Mahlzeit betrachtete. Wahrscheinlich hat niemand mehr Appetit.
Matthews kam wieder ins Zimmer. »Was passiert jetzt?« wollte Fran wissen.
»Wenn die Ergebnisse der Laboruntersuchungen Molly belasten, wird man sie verhaften. Sicher erfahren wir es bald.«
»Ach, mein Gott.«
»Fran, ich habe Molly mehr oder weniger gezwungen, den Großteil ihres Gespräches mit Annamarie Scalli für
sich zu behalten. Anscheinend hat sie das, was sie erfahren hat, furchtbar gekränkt und könnte ihr als Mordmotiv ausgelegt werden. Jetzt werde ich das Risiko eingehen, Ihnen alles zu erzählen. Vielleicht können Sie ihr helfen. Ich glaube Ihnen, daß Sie ihre Unschuld beweisen wollen.«
»Obwohl Sie selbst nicht davon überzeugt sind?« entgegnete Fran ruhig.
»Ich bin sicher, daß sie keine zwei vorsätzlichen Morde begangen hat.«
»Das ist nicht dasselbe.«
»Fran, Annamarie hat Molly gestanden, Gary sei über die Fehlgeburt erleichtert gewesen, da ein Kind die Dinge nur verkompliziert hätte. Dann berichtete sie, sie habe einige Tage vor Dr. Morrows Ermordung einen heftigen Streit zwischen ihm und Gary Lasch belauscht. Später habe Dr. Morrow Annamarie gebeten, eine sehr wichtige Akte für ihn aufzubewahren. Aber er starb, bevor er ihr die Unterlagen übergeben konnte. Molly meint, sie hätte eindeutig das Gefühl gehabt, daß Annamarie ihr etwas verschwieg und daß sie große Angst hatte.«
»Um ihr eigenes Leben?«
»Das war Mollys Vermutung.«
»Das wäre doch schon mal ein Anhaltspunkt. Außerdem habe ich noch einen Verdacht, dem ich gerne nachgehen würde. Mrs. Barrys Sohn Wally ist ein psychisch schwer gestörter junger Mann. Dr. Morrows Tod hat ihn ziemlich aus der Bahn geworfen, und außerdem hegte er aus Gründen, die ich noch nicht kenne, einen starken Groll gegen Gary Lasch. Darüber hinaus scheint er sich sehr für Molly zu interessieren. Erst gestern hat er versucht, ihren Hausschlüssel vom Schlüsselbund seiner Mutter zu nehmen.«
Es läutete an der Tür. »Ich mache auf«, sagte Fran. »Das ist bestimmt Dr. Daniels.«
Doch statt dessen standen zwei Männer auf der Schwelle, die Fran ihre
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