Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Aber für den Gesundheitsdienst war sie nur eine Nummer. Durch ihren Tod steigen die Gewinne für Remington, weshalb man sich fragen muß, ob das Wohl der Patienten diesen Leuten wirklich etwas bedeutet.«
»Sie haben Ihr Bestes getan, Herr Doktor«, sagte Fran leise.
»Mein Bestes? Ich stehe am Ende meiner beruflichen Laufbahn und kann mich gemütlich zur Ruhe setzen. Aber gnade Gott den jungen Kollegen. Die meisten fangen hochverschuldet an, weil sie ihre Ausbildungsdarlehen zurückzahlen müssen. Ob Sie es glauben oder nicht – es handelt sich im Durchschnitt um einen Betrag von hunderttausend Dollar. Zusätzlich müssen sie noch eine Praxis einrichten. Und heutzutage bleibt ihnen nichts anderes übrig, als entweder direkt bei einem Gesundheitsdienst zu arbeiten oder fast ausschließlich Patienten zu behandeln, die bei einer dieser Organisationen Mitglied sind.
Inzwischen schreibt man einem Arzt vor, wie viele Patienten er pro Tag sehen muß. Manche Gesundheitsdienste gehen sogar so weit, dem Arzt nur fünfzehn Minuten pro Patient zu gestatten und von ihm darüber Rechenschaft zu verlangen. Es ist nicht ungewöhnlich, daß ein Arzt wöchentlich fünfundfünfzig Stunden arbeitet und dabei weniger verdient als in der Zeit, bevor die Gesundheitsdienste das Gesundheitswesen an sich gerissen haben.«
»Wissen Sie eine bessere Lösung?« fragte Fran.
»Nicht profitorientierte Gesundheitsdienste, die von Ärzten geleitet werden. Außerdem sollten Ärzte ihre eigenen Gewerkschaften gründen. Es gibt gewaltige Fortschritte in der Medizin, neue Medikamente und Behandlungsmethoden, die es uns ermöglichen, das Leben zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern. Doch was nutzt das alles, wenn diese neuen Therapien den Patienten willkürlich vorenthalten werden, wie zum Beispiel in Mrs. Gallos Fall.«
»Wie zuverlässig ist Remington verglichen mit anderen Gesundheitsdiensten, Herr Doktor? Schließlich wurde das Unternehmen von zwei Ärzten gegründet.«
»Von zwei Ärzten, die den guten Ruf eines ausgezeichneten Arztes, Dr. Jonathan Lasch, geerbt haben. Gary Lasch konnte seinem Vater nicht das Wasser reichen, weder als Mensch noch als Mediziner. Remington ist genauso auf Sparkurs wie alle anderen. Beispielsweise wird in der
Lasch-Klinik ständig rationalisiert und Personal abgebaut, um die Kosten noch mehr zu drücken. Ich wünschte, Remington und die anderen Gesundheitsdienste, die aufgekauft werden sollen, würden von der Versicherung übernommen, die unter Leitung des ehemaligen Gesundheitsministers steht. So einen Mann braucht das Gesundheitswesen.«
Roy Kirkwood stand auf. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen die Ohren vollgejammert habe, Miss Simmons. Aber ich habe allen Grund dazu. Ich denke, Sie würden der Menschheit einen großen Dienst erweisen, wenn Sie die Öffentlichkeit durch Ihre Sendung auf diese skrupellosen und besorgniserregenden Praktiken aufmerksam machen würden. Die meisten Menschen ahnen nicht, daß die Wahnsinnigen inzwischen die Anstalt übernommen haben.«
Auch Fran erhob sich. »Kannten Sie Dr. Morrow, Dr. Kirkwood?«
Der Anflug eines Lächelns spielte um Kirkwoods Lippen. »Einer der besten seines Faches, intelligent, ein hervorragender Diagnostiker und ehrlich um seine Patienten bemüht. Sein Tod war eine Tragödie.«
»Seltsam, daß der Mord an ihm nie aufgeklärt wurde.«
»Sie wissen ja, was ich vom Remington-Gesundheitsdienst halte, doch Sie hätten erst mal Jack Morrow hören sollen. Wie ich zugeben muß, ist er manchmal mit seinen Beschwerden ein wenig zu weit gegangen.«
»Zu weit?« hakte Fran nach.
»Jack konnte ganz schön wütend werden. Soweit ich weiß, hat er Peter Black und Gary Lasch einmal als Mörderbande bezeichnet. Das halte ich für übertrieben, obwohl ich gestehen muß, daß meine Gefühle für Black und Remington in etwa dieselben waren, als Mrs. Gallo starb. Aber ich habe es nicht laut ausgesprochen.«
»Wer war dabei, als Dr. Morrow diese Bemerkung machte, Dr. Kirkwood?«
»Mrs. Russo, meine Sprechstundenhilfe, die früher bei Jack gearbeitet hat. Ich weiß nicht, ob es sonst noch jemand gehört hat.«
»Ist das die Dame am Empfang?«
»Ja.«
»Dann bedanke ich mich dafür, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Herr Doktor.«
Fran ging hinaus zum Empfangstisch. »Wie ich höre, waren Sie früher bei Dr. Morrow angestellt, Mrs. Russo«, sprach sie die zierliche, grauhaarige Frau an. »Er war so nett zu mir, als mein Vater starb.«
»Er war zu
Weitere Kostenlose Bücher