Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
das in Garys Todesnacht geschehen ist. Es hat mit einer Tür zu tun. Er hält es für ein gutes Zeichen, daß mir wieder Einzelheiten einfallen. Vielleicht gibt es für die beiden Todesfälle eine andere Erklärung. Das hoffe ich wenigstens, denn ich weiß, daß ich eine zweite Haftstrafe nicht überstehen würde.« Sie hielt inne und flüsterte dann, mehr zu sich selbst: »Das werde ich nicht zulassen.«
»Hey, wollt ihr, daß dieses wunderbare Essen kalt wird?« brach Jenna in gezwungen fröhlichem Ton das betretene Schweigen und setzte sich an den Tisch.
Eine Stunde später saßen Jenna und Cal im Auto und ließen sich von Lou Knox nach Hause fahren. »Cal, glaubst du, Fran Simmons findet etwas heraus, das Molly helfen könnte?« fragte Jenna nach einer Weile. »Schließlich ist sie Reporterin und vielleicht sogar eine gute.«
»Dazu müßte sie zuerst etwas haben, das sich zu recherchieren lohnt«, entgegnete Cal Whitehall barsch. »Und das hat sie nicht. Je länger Fran Simmons in dieser Angelegenheit
herumstochert, desto mehr wächst die Chance, daß sie auf die offensichtliche Antwort stößt.«
»Was könnte Annamarie Scalli gemeint haben, als sie sagte, Gary sei ein schlechter Arzt gewesen?«
»Ich vermute, daß Mollys kleine Erinnerungsblitze nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben, meine Liebe. Also nimm sie nicht weiter ernst, denn die Geschworenen werden das auch nicht tun. Du hast sie ja gehört. Sie droht mit Selbstmord.«
»Ich halte es für einen Fehler, ihr falsche Hoffnungen zu machen. Warum muß Fran Simmons sich da unbedingt einmischen?«
»Ja, diese Fran Simmons ist eine richtige Landplage«, stimmte Cal zu.
Er brauchte nicht in den Rückspiegel zu sehen, um zu wissen, daß Lou Knox ihn beobachtete. Mit einem kaum merklichen Nicken beantwortete er Lous unausgesprochene Frage.
50
H abe ich bei meinem Besuch letzte Woche eine Veränderung an Tasha bemerkt? überlegte Barbara Colbert, als sie auf der Fahrt nach Greenwich hinaus in die Dunkelheit blickte. Nervös spielte sie mit ihren Fingern.
Als Dr. Black anrief, hatte sie gerade in die Metropolitan Opera gehen wollen, denn sie besaß ein Abonnement für die Dienstagabendvorstellung.
»Mrs. Colbert«, hatte der Arzt ernst erklärt. »Ich fürchte, Tashas Zustand hat sich verschlechtert. Ihre Organe scheinen zu versagen.«
Bitte laß mich rechtzeitig dasein, flehte Barbara. Ich möchte ihr beistehen, wenn sie stirbt. Man beteuert mir
zwar immer, daß sie nichts mehr wahrnimmt, aber ich habe das nie geglaubt. Wenn der Tag gekommen ist, soll sie wissen, daß ich für sie da bin. Und ich möchte sie bei ihrem letzten Atemzug in den Armen halten.
Mit einem Stöhnen sank sie in den Sitz. Der Gedanke allein, ihr Kind zu verlieren, traf sie mitten ins Herz. »Tasha… Tasha«, dachte sie. »Wie konnte das nur geschehen?«
Als Barbara Colbert ins Krankenzimmer trat, saß Peter Black neben Tashas Bett. Seine Miene wirkte den Umständen entsprechend besorgt. »Wir können nur abwarten«, meinte er mit tröstender Stimme.
Barbara achtete nicht auf ihn. Eine Krankenschwester rückte ihr einen Stuhl zurecht, so daß sie sich setzen und den Arm um Tashas Schultern legen konnte. Sie betrachtete das hübsche Gesicht ihrer Tochter, das so friedlich wirkte, als würde sie nur schlafen und als könnte sie schon im nächsten Moment die Augen aufschlagen und ihre Mutter begrüßen.
Die ganze Nacht blieb Barbara bei ihrer Tochter, ohne die Krankenschwestern oder Peter Black zu bemerken, der Tasha eine Infusion legte.
Um sechs berührte Black Barbara am Arm. »Mrs. Colbert, Tashas Zustand hat sich inzwischen einigermaßen stabilisiert. Warum gehen Sie nicht einen Kaffee trinken und überlassen sie eine Weile den Schwestern?«
Sie blickte auf. »Ja. Ich muß mit meinem Chauffeur sprechen. Sind Sie sicher…«
Er wußte, was sie meinte, und nickte. »Hundertprozentige Gewißheit gibt es nie, aber ich glaube, Tasha wird uns noch nicht so schnell verlassen.«
Mrs. Colbert ging in den Empfangsbereich, wo sie Dan wie erwartet schlafend in einem Clubsessel vorfand. Als sie ihm auf die Schulter tippte, wachte er sofort auf.
Dan war schon vor Tashas Geburt für die Familie tätig gewesen und stand seiner Arbeitgeberin sehr nah. Barbara
beantwortete seine unausgesprochene Frage. »Noch nicht. Sie sagen, es ginge ihr ein wenig besser. Aber es kann jederzeit passieren.«
Sie hatten abgesprochen, was in dieser Situation zu tun war. »Ich rufe die Jungen
Weitere Kostenlose Bücher