Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Mörder gefaßt wird. Und ich finde, es ist eine Schande, daß Molly Lasch unschuldig unter Anklage steht.«
Der Kellner servierte den Salat.
»Zum zweitenmal unschuldig unter Anklage steht«, betonte Fran.
»Kann sein. Und was wollen Sie nun unternehmen?«
»Ich habe es geschafft, morgen einen Termin bei Dr. Peter Black zu bekommen. Es wird sicher interessant. Außerdem versuche ich immer noch, eine Verabredung mit meiner ehemaligen Mitschülerin Jenna Whitehall und ihrem Mann, dem allmächtigen Calvin Whitehall, zu treffen.«
»Wichtige Leute.«
Fran nickte. »Ich weiß, aber ich brauche ihre Aussagen für meine Reportage, und ich bin fest entschlossen, nicht
lockerzulassen.« Sie seufzte. »Lassen wir dieses Thema. Was denken Sie? Werden die Yankees in diesem Jahr die World Series gewinnen?«
Tim schmunzelte. »Aber klar doch.«
56
D iesmal komme ich allein«, verkündete Jenna vom Autotelefon. »Ich will dich auch nicht lange stören.«
»Jen, das ist sehr nett von dir. Aber ich habe bereits Dr. Daniels abgesagt, und das war ziemlich schwierig. Ich weiß, daß es erst neun ist, aber mir fallen schon die Augen zu. Ich will nur noch ins Bett.«
»Bloß ein Viertelstündchen.«
»Ach, Jen.« Molly seufzte. »Du hast gewonnen. Also komm rein. Aber paß auf. Heute nachmittag sind ein paar Reporter ums Haus herumgeschlichen. Und ich wette, Cal wäre nicht sehr erbaut, seine Frau zusammen mit der berühmt-berüchtigten Molly Lasch auf dem Titelfoto einer Boulevardzeitung zu sehen.«
Vorsichtig öffnete sie die Tür, und Jenna schlüpfte ins Haus. »Oh, Molly«, sagte sie und umarmte sie. »Es tut mir schrecklich leid, daß du soviel durchmachen mußt.«
»Du bist meine einzige Freundin«, erwiderte Molly und fügte dann rasch hinzu: »Nein, das stimmt nicht ganz. Fran Simmons steht auch auf meiner Seite.«
»Fran hat wegen eines Termins angerufen, aber wir haben uns noch nicht zurückgemeldet. Cal hat mir versprochen, sich mit ihr zu treffen, und soweit ich weiß, ist sie morgen bei Peter angemeldet.«
»Sie wollte mit euch allen reden. Du kannst ihr erzählen, was du willst, und brauchst kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich vertraue ihr.«
Sie gingen ins Wohnzimmer, wo Molly das Kaminfeuer angezündet hatte. »Ich habe mir was überlegt«, sagte sie. »Ich habe so ein großes Haus und bewohne nur drei Räume: die Küche, das Schlafzimmer und dieses Zimmer hier. Wenn – falls – ich heil aus dieser Sache rauskomme, suche ich mir was Kleineres.«
»Eine gute Idee«, stimmte Jenna zu.
»Aber wie dir sicherlich klar ist, hat der Staat Connecticut andere Pläne mit mir, und wenn er sein Ziel erreicht, haben sich meine Umzugsprobleme bald von selbst erledigt.«
»Molly!« rief Jenna entsetzt.
»Tut mir leid.« Molly lehnte sich zurück und betrachtete ihre Freundin. »Du siehst großartig aus. Ein schlichtes schwarzes Kostüm – von Escada, oder? Pumps, unauffälligen, aber traumhaften Schmuck. Wo kommst du her? Oder hast du noch einen Termin?«
»Ich hatte ein Geschäftsessen mit Vertretern eines großen Konzerns. Danach bin ich mit dem Spätzug nach Hause gekommen. Mein Auto hatte ich schon heute morgen am Bahnhof stehengelassen, und ich bin sofort zu dir gefahren. Den ganzen Tag lang fühle ich mich schon elend, Molly. Ich mache mir große Sorgen um dich.«
Molly zwang sich zu einem Lächeln. »Da geht es mir nicht anders.«
Die beiden saßen nebeneinander auf dem Sofa. Molly beugte sich vor. »Jen, dein Mann ist überzeugt davon, daß ich Gary ermordet habe, stimmt’s?«
»Ja«, entgegnete Jenna leise.
»Und außerdem hält er mich für die Mörderin von Annamarie Scalli.«
Jenna antwortete nicht.
»Ich weiß es«, fuhr Molly fort. »Du bedeutest mir sehr viel, Jen, aber bitte tu mir einen Gefallen und bring Cal nicht mehr mit. Dieses Haus ist mein einziger Zufluchtsort, und ich möchte wenigstens hier meine Gegner nicht sehen.«
Molly sah ihre Freundin an. »Oh, Jen, jetzt fang nicht an zu weinen. Es hat doch nichts mit uns zu tun. Wir sind immer noch die Mädchen von der Cranden Academy, oder etwa nicht?«
»Da kannst du drauf wetten.« Mit einer ungeduldigen Geste wischte Jenna sich die Tränen aus den Augen. »Doch Cal ist nicht dein Gegner, Molly. Er möchte andere Anwälte hinzuziehen, anerkannte Strafrechtsexperten, die mit Philip zusammen eine Verteidigung wegen Unzurechnungsfähigkeit vorbereiten können.«
»Unzurechnungsfähigkeit?«
»Molly«, sprach Jenna rasch
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