Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
wir einander nichts zu sagen.« Peter Black stand auf. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen …«
Fran blieb sitzen. »Nein, ich fürchte, das genügt mir nicht, Dr. Black. Ich bin den weiten Weg aus Manhattan hierhergekommen, weil ich einige Fragen an Sie habe. Daß Sie mir einen Termin gegeben haben, kommt in meinen Augen einem Einverständnis zu einem Interview gleich. Ich denke, Sie schulden mir mindestens zehn Minuten Ihrer Zeit.«
Widerstrebend nahm Peter Black wieder Platz. »Zehn Minuten, Miss Simmons, keine Sekunde mehr.«
»Danke. Molly hat mir erzählt, Sie hätten ihr am Samstag abend gemeinsam mit den Whitehalls einen Besuch abgestattet. Sie hätten sie gebeten, mich aufzufordern, meine
Recherchen solange einzustellen, bis ihr bevorstehender Zusammenschluß mit anderen Gesundheitsdiensten unter Dach und Fach ist. Stimmt das?«
»Ja. Außerdem ging es mir um Mollys Wohl. Aber das habe ich Ihnen ja bereits erklärt.«
»Dr. Black, Sie kannten doch Dr. Morrow?«
»Gewiß. Er war einer unserer Ärzte.«
»Waren Sie befreundet?«
»Ich würde es eher als gut bekannt bezeichnen. Wir achteten einander. Aber wir hatten keinen privaten Umgang.«
»Hatten Sie kurz vor seinem Tod einen Streit mit ihm?«
»Keineswegs. Soweit ich informiert bin, gab es eine Auseinandersetzung mit meinem Kollegen Dr. Lasch. Ich glaube, es ging um den abgelehnten Antrag auf eine Behandlung, die Dr. Morrow für einen seiner Patienten empfohlen hatte.«
»Wußten Sie, daß Dr. Morrow Sie und Dr. Lasch eine Mörderbande genannt hat?«
»Nein, doch es überrascht mich nicht. Jack war sehr impulsiv und geriet leicht in Rage.«
Er hat Angst, dachte Fran, als sie Peter Black musterte. Er fürchtet sich, und er lügt wie gedruckt.
»Herr Doktor, wußten Sie, daß Gary Lasch damals eine Affäre mit Annamarie Scalli hatte?«
»Nein. Ich war schockiert, als Gary es mir beichtete.«
»Das war wenige Stunden vor seinem Tod«, sagte Fran. »Richtig?«
»Richtig. Die ganze Woche wirkte Gary schon seltsam, und deshalb statteten Cal Whitehall und ich ihm am Sonntag einen Besuch ab. Da erfuhren wir es.« Peter Black sah auf die Uhr und rutschte in seinem Sessel herum.
Gleich schmeißt er mich raus, dachte Fran. Aber ich muß ihn zuvor noch ein paar Dinge fragen.
»Herr Doktor, Gary Lasch war doch ein enger Freund von Ihnen.«
»Wir standen uns sehr nah und kannten uns schon seit dem Studium.«
»Hatten Sie nach dem Studium noch regelmäßig Kontakt?«
»Das würde ich nicht sagen. Ich habe sofort eine Stelle in Chicago angenommen. Gary ist hierher zurückgekehrt und in die Praxis seines Vaters eingetreten, als er sein Praktikum absolviert hatte.« Er stand auf. »Miss Simmons, ich muß wirklich wieder an die Arbeit.« Er ging zu seinem Schreibtisch hinüber.
Fran folgte ihm. »Noch eine letzte Frage, Herr Doktor. Haben Sie Gary Lasch gebeten, Sie in die Firma aufzunehmen?«
»Gary hat mir nach dem Tod seines Vaters eine Teilhaberschaft angeboten.«
»Bei allem Respekt, Herr Doktor: Er hat Ihnen eine gleichberechtigte Partnerschaft in einer Einrichtung angeboten, die sein Vater gegründet hatte. In der Umgegend von Greenwich gibt es jede Menge ausgezeichneter Ärzte, die sicherlich auch Interesse gehabt hätten. Aber er hat sich für Sie entschieden, obwohl Sie bis dahin nur als Assistenzarzt gearbeitet hatten, und zwar in einem nicht sehr angesehenen Krankenhaus in Chicago. Weshalb waren Sie so besonders?«
Peter Black wirbelte zu Fran herum. »Raus, Miss Simmons!« brüllte er. »Sie haben vielleicht Nerven, herzukommen und üble Verleumdungen auszustoßen. Und dabei ist die halbe Stadt den verbrecherischen Machenschaften Ihres Vaters zum Opfer gefallen.«
Fran zuckte zusammen. »Eins zu null für Sie«, entgegnete sie. »Dennoch, Dr. Black, werde ich nicht aufhören, die Antworten auf meine Fragen zu suchen. Von Ihnen kann ich wohl keine Hilfe erwarten.«
59
A m Donnerstag vormittag wurden in Buffalo, New York, die sterblichen Überreste von Annamarie Scalli nach einer Totenmesse im engsten Kreis im Grab der Familie beigesetzt. Uhrzeit und Ort des Gottesdienstes waren nicht veröffentlicht worden, und es hatte auch keine Totenwache gegeben. Nur ihre Schwester Lucille Scalli Bonaventure, ihr Mann und ihre beiden erwachsenen Kinder waren bei der schlichten Zeremonie anwesend.
Lucy war eine energische Frau und hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit niemand von der Beerdigung erfuhr. Sie war sechzehn Jahre
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