Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Krankenschwester neben Tashas Bett eingenickt. Sehr gut, überlegte er. Eine schläfrige
Krankenschwester war genau das, was er jetzt brauchte, denn so hatte er einen Vorwand, sie los zu werden.
»Ich würde vorschlagen, daß Sie sich einen Kaffee holen«, sagte er streng und riß sie damit aus dem Schlaf. »Sie können ihn dann hier trinken. Ich warte solange. Wo ist Mrs. Colbert?«
»Sie schläft drüben auf dem Sofa«, flüsterte die Schwester. »Die Arme, endlich kann sie sich ein bißchen ausruhen. Die Söhne sind gegangen. Sie kommen heute abend zurück.«
Black nickte und wandte sich der Patientin zu, während die Schwester hinauseilte. Tashas Zustand hatte sich seit dem Vorabend nicht verändert. Dank der Spritze, die er ihr gegeben hatte, als sie zu sterben drohte, hatte sich ihr Organismus wieder stabilisiert.
Er nahm das Päckchen aus der Tasche, das trotz seiner geringen Größe ziemlich schwer war. Die letzte Injektion hatte das erwartete Ergebnis gebracht, doch die, die er ihr jetzt verabreichen würde, konnte unabsehbare Folgen haben.
Logue ist nicht mehr zu bremsen, dachte Black.
Er nahm Tashas schlaffen Arm und suchte nach einer Vene. Dann setzte er die Spritze an, drückte langsam den Kolben herunter und sah zu, wie die Flüssigkeit in ihren Körper eindrang.
Er schaute auf die Uhr. Es war acht. In etwa zwölf Stunden würde es vorbei sein – so oder so. In der Zwischenzeit würde er sich mit dieser neugierigen Journalistin Fran Simmons treffen müssen, ein Gespräch, auf das er sich nicht im geringsten freute.
58
F ran hatte schlecht geschlafen und ging am Donnerstag schon früh ins Büro, um ihr Interview mit Dr. Peter Black vorzubereiten, das um zwölf Uhr stattfinden sollte. Sie hatte im Archiv sämtliche biographischen Informationen über Black angefordert, und sie war froh, die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch vorzufinden.
Nachdem sie die Texte rasch überflogen hatte, stellte sie fest, daß Blacks Werdegang weder besonders aufschlußreich noch beeindruckend waren. Black war als Sohn einer Arbeiterfamilie in Denver geboren und dort zur Schule gegangen. Im Medizinstudium hatte er sich nicht durch herausragende Leistungen ausgezeichnet und anschließend sein Praktikum an einem drittklassigen Krankenhaus in Chicago abgeleistet. Danach hatte er dort als Assistenzarzt gearbeitet. Keine sehr glanzvolle Karriere, sagte sie sich.
Und das warf die Frage auf, warum Gary Lasch sich ausgerechnet ihn als Geschäftspartner ausgesucht hatte.
Um Punkt zwölf wurde Fran in Dr. Blacks Büro geführt. Zuerst fiel ihr auf, daß die prunkvolle Einrichtung eher zum Generaldirektor eines Großkonzerns als zu einem Arzt paßte – auch wenn dieser Arzt Geschäftsführer einer Klinik und eines Gesundheitsdienstes war.
Von Peter Black hatte sie sich kein Bild gemacht. Vielleicht habe ich mit einem Mann gerechnet, der Gary Lasch, wie er mir beschrieben wurde, ähnelt, dachte sie, als sie ihm die Hand schüttelte. Sie folgte ihm zu einer Sitzecke vor einem großen Panoramafenster. Ein elegantes Ledersofa, zwei dazu passende Sessel und ein Couchtisch schufen eine heimelige Wohnzimmeratmosphäre.
Gary Lasch war, wenn man den Berichten glauben konnte, ein gutaussehender, sympathischer Mann gewesen. Peter Blacks Haut hingegen wirkte fahl, und er machte zu Frans
Erstaunen einen nervösen Eindruck. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn und Oberlippe, und er hatte etwas Steifes an sich, als er sich auf der Kante seines Sessels niederließ. Es war, als befürchtete er einen Angriff. Und obwohl er sich um Höflichkeit bemühte, klang seine Stimme angespannt.
»Miss Simmons, ich bin heute ganz besonders beschäftigt«, sagte er, nachdem er Fran einen Kaffee angeboten hatte, den diese ablehnte. »Und da ich annehme, daß es Ihnen genauso geht, würde ich gerne gleich auf den Punkt kommen. Ich war mit einem Treffen einverstanden, weil ich mein äußerstes Mißfallen darüber zum Ausdruck bringen möchte, daß Sie Molly Lasch dazu benützen, Ihre Einschaltquoten zu erhöhen. Und dabei ist diese Frau eindeutig geisteskrank.«
Fran erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich hatte eigentlich vor, Molly zu helfen, nicht sie zu benützen, Herr Doktor. Darf ich fragen, ob Ihre Diagnose einer Geisteskrankheit auf einer tatsächlichen ärztlichen Untersuchung beruht? Oder handelt es sich um dasselbe vorschnelle Urteil, zu dem offenbar alle ihre Freunde neigen?«
»Miss Simmons, offenbar haben
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