Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Lasch habe sich ausgezeichnet um Ihre Großmutter gekümmert?«
»Ja, richtig. Weshalb?«
»Weil ich inzwischen gehört habe, daß Gary Lasch doch kein so guter Arzt gewesen sein soll. Ich habe mit dem behandelnden Arzt von Billy Gallos Mutter gesprochen, einem gewissen Dr. Kirkwood. Er berichtete mir, er habe alles getan, um sie an einen Spezialisten zu überweisen. Aber der Gesundheitsdienst hat keine weitere Therapie genehmigt. Dann erlitt die Patientin einen schweren Herzinfarkt und starb, bevor man ihr hätte helfen können. Natürlich ist Gary Lasch schon lange tot und hat nichts mit diesem Fall zu tun. Allerdings erklärte mir Dr. Kirkwood, der Sparkurs habe bei Remington schon ziemlich lange Tradition. Obwohl er erst Anfang Sechzig ist, will er seine Praxis aufgeben und nicht mehr als Arzt tätig sein. Den Großteil seiner beruflichen Laufbahn hat er mit der Lasch-Klinik zusammengearbeitet, und er sagte klipp und klar, Gary Lasch hätte seinem Vater nicht das Wasser reichen können. Seiner Ansicht nach war Mrs. Gallos Tod kein Ausnahmefall. In der Lasch-Klinik und beim Remington-Gesundheitsdienst stünde das Wohl des Patienten schon längst nicht mehr an erster Stelle.« Fran beugte sich vor und senkte die Stimme. »Er hat mir sogar anvertraut, Dr. Morrow, der junge Arzt, der zwei Wochen vor dem Mord an Gary Lasch bei einem Raubüberfall getötet wurde, habe
Lasch und seinen Partner Dr. Black als Mörderbande bezeichnet.«
»Das ist ziemlich hart«, bemerkte Tim und brach ein Stück von seinem Brötchen ab. »Dennoch kann ich nur wiederholen, daß ich sehr positive Erfahrungen mit der Klinik gemacht habe. Ich mochte Dr. Lasch und fand, daß meine Großmutter eine wunderbare Pflege erhielt. Aber mir ist etwas eingefallen, das ich vielleicht noch nicht erwähnt habe. Oder habe ich Ihnen schon erzählt, daß Annamarie Scalli zu den Krankenschwestern gehörte, die für meine Großmutter zuständig waren?«
Fran riß erstaunt die Augen auf. »Nein, haben Sie nicht.«
»Mir erschien es nicht wichtig. Die Schwestern waren alle ausgesprochen tüchtig. Ich erinnere mich, daß Annamarie eine sehr engagierte Kraft war und liebevoll auf die Patienten einging. Als wir den Anruf erhielten, Großmutter sei gestorben, fuhren wir selbstverständlich sofort ins Krankenhaus. Annamarie saß schluchzend neben ihrem Bett. Wie viele Schwestern weinen über den Tod einer Patientin, vor allem, wenn sie sie erst seit kurzer Zeit kennen?«
»Wahrscheinlich nur wenige«, meinte Fran. »Wenn Sie sich gefühlsmäßig auf die Kranken einlassen würden, könnten sie diesen Job nicht durchstehen.«
»Annamarie war sehr hübsch, doch sie kam mir auch ein wenig naiv vor«, sprach Tim weiter. »Aber sie war ja auch erst Anfang Zwanzig. Als ich später hörte, daß Gary Lasch etwas mit ihr hatte, war er als Mann bei mir unten durch. Was seine Fähigkeiten als Arzt anging, hatte ich allerdings keinerlei Grund, ihm etwas vorzuwerfen. Wir witzelten immer, daß meine Großmutter für Lasch schwärmte. Schließlich sah er gut aus und war sehr charmant. Außerdem vermittelte er den Eindruck, daß seine Patienten ihm sehr wichtig waren. Er war ein Mensch, dem man auf Anhieb vertraute. Ich weiß noch, daß meine Großmutter erzählte, er schaue manchmal noch um elf Uhr nachts nach ihr. Das kommt bei Ärzten selten vor.«
»Laut Molly Lasch hat Annamarie zu ihr gesagt, Gary Lasch sei den Preis nicht wert gewesen, den sie für den Mord an ihm bezahlt habe«, wandte Fran ein. »Mollys Ansicht nach war Annamarie absolut überzeugt davon.«
»Mit solchen Bemerkungen muß man bei einer Frau in Annamaries Lage doch rechnen, Fran.«
»Wenn sie nur eine enttäuschte Geliebte gewesen wäre, ja. Aber für mich klang es, als meinte sie das als Krankenschwester.« Fran hielt inne und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Vielleicht ziehe ich voreilige Schlüsse, doch immerhin hat Dr. Jack Morrow Gary Lasch und Peter Black eine Mörderbande genannt. Und wenn ich diese beiden Äußerungen zusammen betrachte, drängt es sich mir förmlich auf, daß mehr dahintersteckt. Ich fühle, daß ich auf der richtigen Spur bin. Und ich habe die Vermutung, daß das nur die Spitze des Eisbergs ist.«
»Sie sind Enthüllungsjournalistin, Fran, und ich traue Ihnen durchaus zu, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Ich kannte Annamarie Scalli kaum, aber ich bin ihr sehr dankbar, weil sie meine Großmutter so aufopferungsvoll gepflegt hat. Deshalb will ich, daß ihr
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