Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
war.
Dennoch verspürte Victoria plötzlich einen Knoten in der Brust. Wie es wohl wäre, noch einmal ein Kind zu haben - ein Kind von Chris ... es war ein Wunsch, dessen Erfüllung sie tatsächlich in Betracht ziehen würde, wenn sie länger hier bliebe - was aber nicht der Fall war... Sie wusste es, und es schmerzte trotzdem, dass sie ihn und all das hier verlassen musste.
Victoria atmete tief durch, als sie draußen auf der Veranda stand, und schob diese leidvollen Gedanken entschlossen in den hintersten Winkel ihres Kopfes - darin war sie geübt. Und dennoch versetzte es ihr einen Stich, als Lucky ihr zurief. Sie winkte dem Jungen, der auf einem Pony saß und sich zusammen mit Garrett auf den Weg machte, um Tiere, die sich von der Herde abgesondert hatten, wieder zurückzuholen. Victoria hätte nicht gedacht, dass der ehemalige Revolverheld so gut mit Kindern umgehen konnte, vor allem nicht mit Lucky. Doch in dieser Beziehung war er genauso wie Chris.
»Du siehst wunderschön aus«, flüsterte ihr Chris in diesem Moment ins Ohr.
»Danke.« Sie glättete den Rock ihres schokoladenbraunen Kleides. »Aber deine Schmeicheleien werden dir auch nicht viel nützen, Tonto.«
»Wobei?«, fragte er unschuldig, gab Batista ein Zeichen, und dann rollte ein prächtiger schwarzer Landauer vors Haus.
»Tu nicht so, als ob du es nicht wüsstest!«
Chris seufzte. Na gut, dann würde er ihre Schelte eben über sich ergehen lassen. »Steig ein«, forderte er sie auf. »Wir haben eine Menge Zeit. Mit dem Wagen dauert es länger in die Stadt als mit dem Pferd.«
»Ich würde lieber reiten.«
»Ich weiß.« Er half ihr in den Landauer. »Aber ich möchte mit dir angeben.«
Sie sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Ich bin kein Preis, den man herumzeigt.«
»Doch«, sagte er, setzte sich neben sie und nahm die Zügel. »Du bist die Entdeckung des Jahrhunderts!«
Victoria musste lachen. Und als Chris losfuhr, sagte sie: »Erwarte nicht zu viel von mir. Und ich schwöre dir, solltest du mich mit irgendwelchen geschwätzigen Ladys, die nicht mehr als ein Spatzenhirn haben, allein lassen, dann breche ich dir alle Rippen.«
»Um Ähnliches zu vermeiden, habe ich Jenna und Reid gebeten, mit uns zusammen zu Mittag zu essen.«
»Die Ärztin?«
»Sie wird dir gefallen. Sie kann genauso gemein und stur wie du sein, wenn sie wütend ist. Frag Reid.«
»Ich bin nicht gemein, und sie wird mir gefallen. Aber du brauchst gar nicht erst zu versuchen, vom Thema abzulenken, Marshal !« Sie rückte näher zu ihm, legte einen Arm über die Rücklehne und spielte mit dem Band, das ihr Täschchen zusammenhielt. »Was hast du zu Becket gesagt? Und lass kein Wort davon aus, ja?«
Chris sah sie von der Seite her an. Das Kleid schmeichelte ihren Farben, ihre Haare waren zu einem weichen Knoten zusammengesteckt. Kleine goldene Ohrringe schmückten ihre Ohrläppchen, an denen er jetzt zu gern geknabbert hätte. Sie trug wieder die silberne Kette seiner Großmutter und wirkte ganz wie eine Lady, aber er wusste, dass sie mehr als wütend war.
»Also gut«, meinte er, und sie grinste. »Kannst du dich noch an das erinnern, was du mir über seine Opfer erzählt hast...«
Die Leute blieben stehen und schauten ihnen hinterher, einige kamen sogar neugierig aus ihren Häusern. Victoria war von einer ungewohnten Scheu gepackt und blickte Chris Hilfe suchend an. Er lächelte sie strahlend an, und sie lächelte zurück. Dann half er ihr, ganz Gentleman, aus dem Landauer. Doch als er sie in sein Büro führte, ließ er die Hand ein wenig länger als schicklich auf ihrer Taille hegen.
Noble hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und las die Zeitung, doch als Victoria eintrat, schaute er auf und nahm schnell die Füße herunter.
»Hallo, Noble.«
Forschend sah er sie an, musterte sie von Kopf bis Fuß.
»Sind Sie das - Clara? Ich meine, Miss Mason?«
»Ziemlich fein herausgeputzt für einen Kopfgeldjäger, was?«
»Ich will verdammt sein!« Sein Blick glitt zu Chris. »Du hattest Recht«, sagt er. »Sie ist wirklich eine wilde Schönheit!«
Zum ersten Mal seit sehr, sehr langer Zeit wurde Victoria rot. »Vielen Dank, Sir«, erwiderte sie artig. Sie hatte auf der Fahrt hierher beschlossen, sich in Sprache und Benehmen diesem Jahrhundert anzupassen, um Chris nicht in Verlegenheit zubringen. Und das bedeutet wohl auch, dass ich keine
Schimpfwörter benutzen darf, dachte sie, als sie auf Noble zuging und ihm die Hand reichte. »Danke,
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