Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
einem Marshal , der jeden ihrer Schritte durchkreuzte? Was würde ich jetzt für einen Hubschrauber geben! Sie warf ihren Hut auf den Boden und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Es fiel ihr wie ein Wasserfall über die Schultern, und sie tastete in der wirren Mähne nach dem zerrissenen Gummiband.
»Er kommt morgen Früh wieder zurück, glaub mir das.«
Sie sah ihn an. Chris stand ein Stück vor ihr. »Wie viele Leben willst du mit deiner Überzeugung aufs Spiel setzen, Marshal ?«
Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Ihre Stimme klang wie erloschen, war völlig emotionslos. Wer hatte ihr das angetan? Was war der Grund dafür, dass sie sich völlig in sich selbst zurückzog und sich gegen die Außenwelt verschloss? Sie zog etwas aus ihrem Haar, schmiss es weg und setzte sich den Hut mit einer heftigen Bewegung wieder auf. Als er einen Schritt auf sie zu machte, zog sie blitzschnell ihren Revolver und richtete ihn auf ihn.
»Komm, Tori, das hatten wir doch schon mal.«
»Nenn mich nicht immer so!«
Er hockte sich vor ihr hin. »Warum?«
Sie seufzte, steckte die Waffe wieder weg, bevor Chris deren Besonderheit auffallen konnte. »Es gibt mir das Gefühl, als würde ich dir etwas bedeuten.«
Überrascht zog er die Brauen hoch. »Aber das ist ja auch so.«
Sie schaute weg, den Blick auf die untergehende Sonne gerichtet. »Ich weiß.«
Er zupfte einen Grashalm ab. Caesar wieherte leise. »Glaubst du mir nicht?«
»Gestern Nacht habe ich dir geglaubt.« Sie sah ihn wieder an. »Aber bei Tageslicht sehen viele Dinge anders aus.«
Er wusste, dass ihm ihre Antwort nicht gefallen würde, dennoch fragte er: »Und welche zum Beispiel?«
Am liebsten hätte sie gesagt: Es ist wunderbar, in deinen Armen zu liegen, es ist so schön, wenn du mich Tori nennst, aber es ist uns B eid en gegenüber nicht fair. Stattdessen meinte sie: »Obwohl es viel Spaß gemacht hat, kommt eine Beziehung zwischen uns nicht in Frage.« Sie hatte schließlich die ganze Nacht Zeit gehabt, das Für und Wider gegeneinander abzuwägen. »Es ist die Mühe nicht wert.« Damit stand sie auf und begann Holz zu sammeln.
»Ich bin ein erwachsener Mann, Victoria, und in der Lage, mein eigenes Urteil zu treffen.« Aus seiner Stimme war die Irritation, die er empfand, deutlich herauszuhören. Chris stand auf und folgte ihr.
»Es ist die Mühe nicht wert, weil ich nicht lange genug hier bleibe.«
Es schmerzte, sie dies auszusprechen hören. Er blieb stehen. »Ist es meine Schuld? Wegen letzter Nacht? Habe ich dich fortgetrieben?«
Victoria seufzte und schichtete das Holz zu einem Stapel. »Nein.« Ihre Stimme war kaum hörbar. »Ich mag dich, Chris...« Ihr Blick glitt mit unverhülltem Bedauern über seine breiten Schultern, seinen muskulösen Körper. »Sehr sogar. Aber ich muss ihn zurückbringen.«
Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Besitzer des Saloons sich irgendeines Verbrechens schuldig gemacht hätte, aber das behielt er lieber für sich. Sie hätte ohnehin nicht auf ihn gehört. »Du kannst doch anschließend zurückkommen.«
»Nein.« Sie schluckte, starrte auf das Feuerholz. »Niemals.«
Sie schloss ihn mit diesen Worten aus, und Wut schoss plötzlich durch seinen ganzen Körper.
»Dir ist wohl einzig und allein die Jagd wichtig und das Kopfgeld, das du bekommst.«
Sie sah ihn ausdruckslos an, weigerte sich, diesen Köder zu schlucken. Es war inzwischen zu dunkel geworden, um zurückzukehren, und sie hatte keine Lust, die ganze Nacht mit ihm zu streiten. »Das Kopfgeld wird nicht mir ausgezahlt, Marshal , sondern dem Gericht.«
»Seit wann das denn?«
»Dort, wo ich herkomme, ist das jedenfalls so geregelt.« Sie öffnete ihre Satteltasche und stellte sich so, dass sie ihm die Sicht versperrte, als sie den Reißverschluss ihres Rucksacks aufzog. Statt ihres Feuerzeugs nahm sie Streichhölzer heraus. »Ich arbeite für Fat Jack Palau, einen Mann, der für andere bei Gericht die Kaution stellt. Und wenn sie sich davonmachen, fange ich sie für ihn wieder ein.«
»Und Becket soll geflohen sein? Wann denn?«
Sie konzentrierte sich darauf, das Holz anzuzünden. »Einen Tag, bevor du mich unberechtigterweise festgesetzt hast.«
»Unmöglich!«, sagte er sofort. »Ich habe ihn selbst am Vorabend noch gesehen und auch all die Tage zuvor.«
Verdammt. Victoria war wütend auf sich selbst. Sie fächelte die Flammen an und legte Holz nach. Hatte es sie dermaßen verwirrt, dass sie gerade erst begriffen hatte, wie
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