Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
bat, habe ich zugestimmt. Ich wollte nur meine Tochter behalten.« Ihre Stimme wurde hart. »Das war der einzige Punkt, über den wir stritten. Und während ich wegen eines Auftrags unterwegs war, hat er sie ihrem Kindermädchen weggenommen.«
Sie presste ihre zitternden Hände zusammen. »Ich brauchte zwei Tage, um sie zu finden. Als sie mich durch die Fenster des Lokals entdeckte, streckte sie die Arme nach mir aus, aber er zog sie zurück. Es war hässlich, und er wusste es. Sie verstand nicht, warum er das tat.« Sie stöhnte auf. »Und bevor ich noch richtig begriff, was passierte, hatte dieses Schwein schon zu schießen begonnen. Ich hatte keine Waffe dabei.« Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Victoria blickte Chris an. »Wenn er sie nicht weggeholt hätte ... wenn ich nicht unbewaffnet gewesen wäre ... wenn ich gewusst hätte ... o Gott!«, sagte sie erstickt. »Die Kugeln haben ihren Körper durchsiebt, mein kleines Mädchen zerrissen, als wäre es aus Papier. Und trotzdem - dieser verdammte Bastard«, sagte sie wütend. »Trotzdem war sie nicht sofort tot. Sie starb in meinen Armen, sagte mit ihrer süßen Stimme, dass sie nach Hause wollte. Verstehst du ...« Sie schluckte und versuchte ihren Schmerz zu unterdrücken. Chris wollte sie in seine Arme nehmen, und obwohl sie seine Hände wegschlug und aufstehen wollte, hielt er sie fest und zog sie an sich. Sie kämpfte noch einen Moment lang gegen ihn an, dann barg sie das Gesicht an seiner Brust. »Kannst du dir vorstellen, wie entsetzlich das ist, wenn dein Kind nach dir langt, dich anfleht zu helfen - und du nichts tun kannst? Nicht das Geringste?« Ihre Finger gruben sich in seine Arme. »Du verdammter Mistkerl!«, schluchzte sie auf. »Ich hätte noch hundert Jahre leben können, ohne diese Erinnerungen wieder auferstehen zu lassen!«
»O Tori, es tut mir Leid, so Leid...«, flüsterte er, lehnte sich gegen den Sattel und hielt sie schützend in seinen Armen. Sie presste sich an ihn, ihre Beine mit seinen verschlungen, den Kopf an seine Schulter gedrückt. Victoria weinte, bis es ihr fast das Herz zerriss - weinte um Kevin und die Liebe, die sie einst miteinander geteilt hatten, weinte um dieses ganz besondere Kind, das aus ihrer Liebe entstanden war. Ihre Schultern zuckten, sie klammerte sich mit aller Kraft an Chris, als sie auch um Cole Tränen vergoss, darüber, dass er so heldenhaft sein wollte und sie ihn gebeten hatte, ihr zu helfen. Und endlich weinte sie auch um sich selbst, bittere, einsame Tränen, und Chris hielt sie, auch dann, als sie frustriert gegen seine Brust hämmerte, hielt sie fest, als sei sie ganz besonders kostbar und zerbrechlich, nahm ihren Schmerz in sich auf, ließ ihn verschwinden, als er zärtlich ihren Bücken streichelte. Jahre des Kummers und der Selbstvorwürfe spülten nun all ihre Beherrschung fort.
Ihr Zorn tat auch Chris weh, und er schloss seine Arme noch fester um sie. Sie litt, und er verfluchte sich dafür, dass er es war, der diese Wunden wieder aufgerissen hatte.
Er betete, dass sie ihm verzeihen würde.
Wieder einmal.
Hewlett-Packard
15
Sanft streifte er mit den Lippen ihre Stirn. Noch nie hatte eine Frau sich so an ihn geklammert - als sei er ihre einzige Rettung. Er würde sie erst dann loslassen, wenn sie seinen Trost nicht mehr brauchte. Die Zeit verstrich, bis ihr Schluchzen schließlich nachließ und sie einmal zittrig durchatmete.
Er hatte gewollt, dass sie ihn brauchte - aber nicht so, nicht um diesen Preis. Die Stille der Nacht umschloss sie, nur gelegentlich unterbrochen durch das Scharren eines Hufes, das Zirpen einer Zikade. Victoria war so still, dass Chris schon glaubte, sie sei eingeschlafen, schliefe sich den Kummer von der Seele.
Er blickte auf sie herab, strich das Haar aus ihrem Gesicht. Victoria schlug die Augen auf, und die Traurigkeit in ihrem Blick zerriss ihm fast das Herz. »O Tori!« Er wischte die Tränen von ihren Wangen. »Ich wollte dir nicht so wehtun.«
»Ist schon in Ordnung, Tonto«, sagte sie knapp und schluckte. »I st nicht deine Schuld. Ich wird e s überleben.« Aber es wird nie mehr so sein wie vorher, dachte sie, während sie in seine Augen schaute. Sie hatte ihm alles erzählt, und er war immer noch bei ihr. Andere hatten bereits bei viel weniger die Flucht ergriffen. Die meisten Männer fühlten sich von ihr entweder abgestoßen oder hatten Angst vor ihr. Er nicht. Sie vergrub ihre Finger in seinem weichen schwarzen Haar, dann verstärkte sie
Weitere Kostenlose Bücher