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Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt

Titel: Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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beobachtete.
    Vel holte einen Schlüssel hervor, schloss den ersten Raum neben der Treppe auf und ließ Victoria den Vortritt. »Es ist nichts Besonderes, aber...«
    »Es ist wunderbar«, meinte Victoria. Der Raum war keineswegs schwülstig und überladen eingerichtet, wie sie erwartet hatte, und er war tausendmal besser als ihr Zimmer im Hotel oder die flohverseuchten Räume in den billigen Motels, in denen sie in den letzten Jahren meist übernachtet hatte. Selbst die Wände waren tapeziert. An einer Wand stand eine große Spiegelkommode mit Waschkrug und Waschschüssel. Das Fenster ging auf die Straße hinaus. Hervorragend, dachte sie, hier bin ich direkt über seinem Büro. Ein grüner Teppich bedeckte den Boden, weich genug, um mit Genuss die Zehen darin zu vergraben. Zwei Stühle mit schwarzem Brokatbezug standen neben einem Ofen und luden zum Ausruhen ein. Links und rechts von einem großen Eisenbett befanden sich zwei Nachtschränkchen. Nur die gerüschte und geraffte grüne Satindecke fand Victoria ein bisschen fehl am Platze. Aber das Zimmer hatte eben sicher einmal anderen Zwecken gedient.
    »Na - werden Sie schon ganz verlegen, wenn Sie sich das alles bloß anschauen?«, fragte Vel.
    Victoria riss sich zusammen, senkte den Kopf, um zu verbergen, dass man mit der Maske nicht erröten konnte. Sie räusperte sich. »Es ist sehr...« sie senkte die Stimme zu einem Flüstern, »... verführerisch.«
    »Es ist das bescheidenste Zimmer im ganzen Haus, das können Sie mir glauben.« Vel lachte, und Victoria bückte auf. Vel stand gegen den Türrahmen gelehnt. Sie trug einen teuren Morgenmantel aus grauer Spitze und Seide, der ihren Busen kaum verhüllte. Und trotz ihres manchmal derben Benehmens hatte diese Frau etwas Unschuldiges und Frisches an sich, das Victoria jedoch nicht recht fassen konnte. Was auch immer es sein mochte, es lockte die Männer an wie Honig die Fliegen.
    Victoria seufzte und schob ihren Lederbeutel unters Bett, dann wandte sie sich wieder zu Velvet um. »Und jetzt zeigen Sie mir die Arbeit, damit ich sie in Angriff nehmen kann, Miss Knight.«
    Vel lächelte und warf ihr den Zimmerschlüssel zu, dann deutete sie mit dem Kopf zum Flur. »Kommen Sie, Schätzchen«, sagte sie. »Wenn Sie Arbeit suchen - davon haben wir genug!«
    Victoria folgte ihr und wünschte sich, sie hätte nur halb so viel Sex-Appeal wie diese Hure. Velvet listete auf, welche Pflichten sie hatte, und hob extra hervor, dass sämtliche Zimmer bis sechs Uhr abends fertig sein mussten. Dann fängt ihre Arbeit an, dachte Victoria; das Lokal öffnete allerdings bereits um drei. Die Kunden mussten die Zimmer bis morgens acht Uhr verlassen haben. Während sie Victoria dies alles erklärte, klopfte Velvet an sämtliche Türen, als Erinnerung, dass es bald Zeit sei zu gehen.
    Die Waschküche befand sich im hinteren Teil des Erdgeschosses, und Victoria betrachtete verblüfft die Öfen, Bottiche und Wasserkessel, die so groß waren, dass selbst Schwarzenegger Mühe gehabt hätte, sie zu bewegen. Du lieber Himmel, worauf habe ich mich bloß eingelassen, dachte sie. Leintücher, steif vom Waschen, waren sowohl in der Waschküche aufgehängt als auch draußen hinter dem Saloon. Es gab auch ein kleines Badehaus neben der Treppe, das frische Holz verriet ihr, dass es noch neu war. Dort stets für heißes Wasser zu sorgen, gehörte ebenfalls zu ihren Aufgaben.
    »Die Männer müssen baden, bevor sie sich den Mädchen nähern dürfen«, erklärte Vel, und Victoria überlegte trübsinnig, wie wohl das Wasser aussehen mochte, wenn sich ein Dutzend Bergleute und Cowboys darin gewaschen hatten. Dennoch musste sie Ivy League zugestehen, dass dies eine vernünftige Einrichtung war. Er hatte dieses Bordell zu etwas Besserem gemacht. Aber von Sauberkeit und absoluter Perfektion war er ja schon immer besessen gewesen.
    »Dann nehmen Sie also diese Stelle an?«, fragte Vel schnell, denn sie hatte sehr wohl den Anflug von Panik in Victorias Blick registriert. Ein Bordell sauber zu halten, war eine höllische Aufgabe, und normalerweise hatten sie noch zwei weitere Dienstmädchen, die einen Teil der Aufgaben übernahmen.
    »Ja, auch wenn es ein bisschen närrisch erscheint«, erwiderte Victoria. »Himmel, wie ich jetzt eine moderne Waschmaschine vermisse«, murmelte sie leise vor sich hin, während sie ihre Manschetten aufknöpfte und auf die vor Schmutzwäsche überquellenden Körbe starrte.
    Dann krempelte Victoria die Ärmel hoch, nahm eine Schürze

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