Wenn Zauberhaende mich beruehren
hoch, aber er zuckte mit keiner Wimper. Schließlich blieb es in einer Staubwolke direkt vor ihm stehen. Ungerührt stemmte Tarik die Hände in die Seiten.
Der Staub trieb zu Kady, und sie mußte husten, während sie zusah, wie der Fahrer langsam die schwarzen Lederhandschuhe von den Händen streifte, Frauenhänden! In der nächsten Sekunde nahm sie ihren Helm ab. Kaskaden roter Locken fielen ihr auf die Schultern. Sie schwang ein unglaublich langes Bein über das Motorrad und trat dicht an Tarik heran. So nahe, daß ihre Brüste ihn fast berührten.
Sie war mit Sicherheit einsachtzig groß, eine gutgebaute, kräftige Frau. Sie streckte die Hand aus, umfing Tariks Nacken und küßte ihn, während er reglos verharrte.
Aber er wehrt sich auch nicht, dachte Kady und ballte die Fäuste. Aber natürlich geht mich das alles nichts an, dachte sie. Ich sollte zum Haus zurückgehen. Oder vielleichtauch ... Nun, auf jeden Fall nicht hierbleiben. Doch trotz ihrer weisen Überlegungen verharrte sie wie angewurzelt und sah zu, wie die Frau ihren Mann küßte.
Doch dann erinnerte sich Kady daran, daß Mr. C. T. Jordan keine offizielle Beziehung zu ihr hatte. Sie waren ja nicht einmal Freunde.
»Schätzchen, ich wußte, daß du mich retten würdest«, sagte die Frau mit einer so kehligen Stimme, daß jeder Mann dahinschmelzen mußte, der sie nur hörte. »Das wußte ich in dem Augenblick, als du mir das Fax geschickt hast.«
Tarik antwortete nicht, entzog sich aber auch nicht ihrem Zugriff.
Als hätte die Frau den sechsten Sinn, drehte sie sich plötzlich um und musterte Kady mit unglaublich smaragdgrünen Augen. Kontaktlinsen? fragte sich Kady.
»Und wer ist deine kleine Freundin?« erkundigte sich die Frau.
Als sich Tarik zu Kady umwandte, hatte er den Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich bewußt war, auf eine unvermeidliche Katastrophe zuzusteuern. »Wendell, äh ... das ist Kady Long, und Kady, das ist meine Cousine Wendell Jordan.«
Wendell musterte Kady von Kopf bis Fuß. »Tarik-Schätzchen, sie ist so gar nicht dein Typ. Oder lassen deine Ansprüche nach?« Besitzergreifend legte sie den Arm um Tariks Schultern. Er war höchstens ein paar Zentimeter größer als sie.
Noch vor wenigen Monaten hätte sich Kady von jemandem wie der beeindruckenden Wendell Jordan einschüchtern lassen, aber nach allem was sie inzwischen durchgemacht hatte, schien sie nichts mehr zu verschrecken. »Wie geht es Ihnen?« fragte sie, trat vor und lächelte die Frau zuckersüß an. »Ich glaube, mein Mann ist ein bißchen durcheinander. Ich heiße Kady Jordan, nicht Long. Wir verbringen hier unsere Flitterwochen. Er hat mir Legend zur Hochzeit geschenkt. Ist das nicht reizend von ihm?«
Mit höchster Befriedigung stellte Kady fest, daß das der Frau die Sprache verschlug. Als sie Tarik erreicht hatte, reckte sie sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn, sehr »ehefraulich«, auf die Wange. »Wenn du mit deiner Cousine zu Ende geplaudert hast, sei doch so lieb und komm nach. Ich möchte, daß du mir hilfst, meine Haare zu waschen. Ich weiß doch, wie gern du sie bürstest.«
Damit drehte sich Kady um und ließ die beiden allein.
Sie hörte noch Wendell Jordans »Aber du hast sie doch nicht wirklich geheiratet, Schätzchen, oder?« und Tariks amüsiertes Lachen.
Vor sich hinsummend und mit dem befriedigenden Gefühl, gerade einen Drachen besiegt zu haben, lief Kady den langen Weg zum Haus zurück. »Ich frage mich, wer hier für die Küche verantwortlich ist«, sagte sie laut, als sie die Stufen zur Veranda hinaufging.
»Wer gerade Hunger hat.« Die Stimme hätte Kady fast aus den Schuhen gekippt.
Vom Dach der Veranda schwang sich ein gutaussehender junger Mann herab. Er trug Farmer-Latzhosen, aber kein Hemd. Seine Armmuskeln waren beeindruckend, und unter einem Wust blonder Haare funkelten übermütige blaue Augen. Überall auf der Welt hätte sie ihn als Coles Nachkommen erkannt. Sie lächelte.
»Darf ich mitlachen?« erkundigte er sich grinsend.
»Je den Film Li'l Abner gesehen?«
»Denke schon. Erinnere ich Sie an jemanden?« Seine jungenhafte Eitelkeit war offensichtlich.
»An Li'l Abner natürlich. Und die Frau auf dem Motorrad an Moonbeam McSwine.« Sie lachte, brach dann aber entsetzt ab. »Oh! Sie muß Ihre ...«
»Sie ist meine Schwester. Meine ältere, viel ältere Schwester, und noch nie wurde sie treffender beschrieben. Ich bin Luke Jordan, und wer sind Sie?« Er kam auf sie zu.
»Meine Frau.« Sie drehten sich
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