Wenn Zauberhaende mich beruehren
gefunden.
Aber als Tarik jetzt auf die Szene vor sich starrte, wußte er, daß Kadys Behauptungen die Wahrheit waren.
Die Tür des Saloons öffnete sich, und er hörte die Klänge eines verstimmten Klaviers. Er roch die Pferde, Schmutz und menschlichen Schweiß.
»Was war das?« fragte Kady und wollte den Kopf drehen, aber er hinderte sie daran.
»Nichts, Liebling«, flüsterte er und drückte ihren Kopf sanft wieder an seine Schulter. Noch nie hatte er einer Frau gegenüber so empfunden: Als müßte er sie in Watte packen und vor allem Übel bewahren.
»Nein!« schrie Kady plötzlich auf, stemmte sich von seiner Brust ab und sah zur Felswand hinüber.
Zu Tariks Verblüffung schloß sich genau in diesem Moment die Wand wieder, und sie sahen sekundenlang auf blankes Gestein.
»Sie war offen, stimmt's?«
»Offen?« Tarik täuschte Unwissenheit vor. »Was soll denn offen gewesen sein?« Er kämpfte noch immer mit seinem Schock über das Gesehene, und im Moment wollte er nur eins: Sie zornig machen, so zornig, daß sie aufsprang und den Berg hinunterrannte, irgendwohin - nur fort von der verdammten Felswand. Wenn sich dieser verdammte Felsen vielleicht wieder »öffnete«, konnte sie womöglich hindurchspringen und für immer verschwinden.
»Laß mich los«, rief sie und stieß mit den Fäusten nach ihm. »Und ich würde es wirklich schätzen, wenn du künftig deine Hände von mir lassen könntest!«
»Wie ist das möglich, wenn es so vieles an dir gibt, das ich berühren möchte?«
Wie ein Blitz sprang Kady hoch, stemmte die Hän-de in die Hüften und funkelte ihn empört an. »Du hältst mich also für fett?«
»Fett?« wiederholte Tarik so verdutzt, daß er für einen Moment sogar die Felswand vergaß. Was um alles in der Welt hatte er nur gesagt? Wie kam sie nur darauf, er könnte sie für »fett« halten? Für ihn war sie die sinnlichste Frau, der er in seinem ganzen Leben begegnet war. Aufregend sinnlich, erregend sinnlich.
»Künftig möchte ich von dir verschont bleiben«, zischte sie, drehte sich um und rannte den Bergpfad hinunter. Verblüfft blieb Tarik auf dem Felsen hocken.
Dann sprang auch er auf und lief ihr nach, aber sie war so schnell, daß er sie erst kurz vor dem Hanging Tree einholte. Sie war so erbost, daß sie mit gespreizten Fingern auf ihn los wollte.
Nach einigen vergeblichen Versuchen, sie mit Worten zur Vernunft zu bringen, packte er sie hart bei den Oberarmen und zog sie an sich.
»Ich bin nicht Gregory«, sagte er, Nase an Nase mit ihr. »Und ich werde nicht zulassen, daß du mich für ihn hältst!«
»Laß mich los«, fauchte sie und fing wieder an, sich gegen ihn zu wehren. »Ich will dich nicht in meiner Nähe haben.«
»Das glaube ich dir nicht«, erwiderte er. »Deine Worte widersprechen dem, was ich in deinen Augen sehe. Kady, mein Liebling, sieh mich an.«
»Nein.« Sie ließ die Hände sinken, ballte sie aber zu Fäusten.
»Ich finde dich schön«, sagte er und küßte sie auf die Wange. »Wunderschön. Atemberaubend schön.« Er küßte sie auf die andere Wange. »Für mich bist du die sinnlichste, begehrenswerteste Frau der Welt.« Er küßte sie auf die Stirn. »Und ich kann mir nichts Herrlicheres vorstellen, als mit dir ins Bett zu gehen und dich Tag und Nacht nur zu lieben.« Er küßte sie auf das Kinn. »Allein dein Anblick weckt in mir heißes Verlangen, und ich würde meine Hände gern ...«
Der Rest des Satzes ging im Getöse eines Motorrades unter, das sich hinter Kady näherte. Neugierig wollte sie sich umdrehen, denn irgendwie konnte sie sich Onkel Hannibal nicht auf einem Motorrad vorstellen. Aber Tarik hielt sie fest.
»Verdammt!« murmelte er. »Ich entschuldige mich schon jetzt für das, was gleich passieren wird«, sagte er und sah sie tiefbekümmert an.
»Warum ...«, begann sie, aber er schob sie von sich und sagte ihr, sie solle sich gefälligst in den Schutz des Hanging Tree begeben.
Kady zögerte keine Sekunde. Erst unter dem Baum drehte sie sich um und sah, daß sich ein gewaltiges Motorrad näherte. Der Fahrer war ganz in Schwarz gekleidet, ein Schutzhelm verbarg das Gesicht.
Als die gewaltige Maschine auf Tarik zudonnerte, flüchtete sich Kady instinktiv hinter den Baumstamm, aber Tarik rückte und rührte sich nicht.
»Paß doch auf!« schrie sie, doch Tarik hob nur die Hand und bedeutete ihr zu bleiben, wo sie war. Seine Miene wirkte ausgesprochen angewidert.
Das Motorrad beschrieb eine scharfe Kurve um Tarik, Steine flogen
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