Wenn Zauberhaende mich beruehren
hörte sich ganz hervorragend an, aber dennoch hatte sie das unbestimmte Gefühl, etwas verloren zu haben. Einen Freund vielleicht?
»Wenn Sie mir jetzt bitte folgen würden, Miss Long«, sagte er so kühl, daß Kady unwillkürlich zusammenzuckte.
Liebend gern hätte sie ihr unbedachtes Lachen über seinen Heiratsantrag ungeschehen gemacht. »Mister Jordan«, begann sie, brach aber ab, als er sie scharf ansah. »Der Name Cole Jordan steht... Ich meine ...« Mein Gott, sie machte ja alles nur noch schlimmer. Jetzt wußte er mit Sicherheit, daß sie in seinen Sachen gestöbert hatte.
»Sie haben mir gegenüber den Vorteil, bereits einiges über mich zu wissen, während ich nur Ihren Namen kenne.« Sein Mund verzog sich zu einem winzigen Lächeln. »Und Ihr Geburtsjahr natürlich.«
Das kleine selbstgefällige Lächeln ließ alle Schuldgefühle Kadys schwinden. »Hören Sie, Mister Jordan, ich denke, wir sollten die Dinge zwischen uns klarstellen. Ob Sie mir nun glauben, daß ich aus einer anderen Zeit komme oder nicht, macht keinen Unterschied. Tatsache ist, daß ich mit einem Mann verlobt bin, für den ich sehr viel empfinde, und ich werde keinen anderen heiraten, nur, um ein Dach über dem Kopf zu haben. In meiner Zeit sorgen die Frauen durchaus für sich selbst, und da ich zufällig Köchin bin, kann ich überall Arbeit finden. Jederzeit. Also bitte, verzeihen Sie mir. Es lag nicht in meiner Absicht, Ihre Gefühle in irgendeiner Weise zu verletzen, und ich würde Sie gern zum Freund haben. Zum Freund, aber nicht mehr.«
Er musterte sie. Seine Miene verriet keinen seiner Gedanken, aber dann breitete sich ein so hinreißendes Lächeln auf seinem Gesicht aus, daß sie sich ans andere Ende der Welt wünschte. Sie war verlobt, aber schließlich auch nur ein Mensch.
»Also gut, Miss Long, werden wir Freunde«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.
Innerhalb kürzester Zeit schien er seine Überbesorgtheit abzulegen und genau das zu werden, was sie sich wünschte - ein Freund. Schweigend folgte sie ihm den Berg wieder hinunter. Da es ihr offenbar nicht möglich war, sofort nach Hause zurückzukehren, würde sie Cole Jordans Vorschlag folgen, sich irgendwo eine Unterkunft und Arbeit suchen, um an den Wochenenden weiter nach den Petroglyphen zu forschen, die ihr die Öffnung in der Felswand verrieten.
Als sie das Lager erreichte, fühlte sie sich schon sehr viel besser. Sie würde sich auf keinen Fall von der Situation unterkriegen lassen!
»Vielleicht wollen Sie lieber selbst aufsitzen?« fragte Cole Jordan höflich. »Ich möchte nicht in Ihre Selbständigkeit eingreifen.«
Als er sich umdrehte, schnitt sie seinem Rücken eine Grimasse und betrachtete dann das Pferd. Sie war bereits einmal hinaufgeklettert, um diesem undankbaren, überheblichen Mann das Leben zu retten. Aber da hatte sie weit weniger Kleidung getragen. Mit fünf Kilo
Satin am Leibe plus Schleppe ein Pferd zu besteigen, war etwas für Experten. Kady gehörte nicht dazu.
Wiederholt versuchte sie, sich hinaufzuschwingen, wiederholt rutschte sie wieder herab. Jordan war damit beschäftigt, die Reste ihres Lagers zu beseitigen. Als er damit fertig war, lehnte er sich gegen die Pappel und betrachtete angelegentlich seine Fingernägel.
»Also gut«, murrte sie, sah ihn aber nicht an. »Vielleicht konnte ich doch ein wenig Unterstützung brauchen.«
»Ich möchte Ihnen aber nicht zu nahe treten. Wir haben Zeit.«
Sie drehte sich um und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Aus welchem Grund genau wollten die Männer Sie eigentlich aufknüpfen?«
Sie sah, daß er ein Lächeln unterdrückte. Langsam, aufreizend langsam, löste er sich von der Pappel und kam auf sie zugeschlendert. »Ich möchte unserer Freundschaft nicht vorgreifen, aber ist es gestattet, Sie zu berühren?«
Mit zornblitzenden Augen streckte Kady die Arme von sich, damit er sie hochheben konnte. Übertrieben heftig setzte er sie in den Sattel. Kady griff haltsuchend nach dem Sattelknopf, um nicht hinunterzufallen, während er hinter ihr aufsaß. Sie saß im unbequemen Damensitz und hatte das Gefühl, jeden Augenblick vom Pferderücken zu rutschen. Ohne die Behinderung ihrer Beinfreiheit durch den voluminösen Rock hätte sie ein Bein über den Pferdehals geworfen und sich rittlings festgeklammert.
Cole schlang seine Arme um sie herum, seine Hände ergriffen die Zügel, aber er hielt seine Arme in re-spektvollem Abstand. Dennoch war er nahe genug, um in ihr den Wunsch
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