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Wenn Zauberhaende mich beruehren

Titel: Wenn Zauberhaende mich beruehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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für ein neues Kleid zu leihen? fragte sie sich. Aber nein, nur keine Verbindlichkeiten.
    Das Innere des Hotels war genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte. Gutgekleidete Paare liefen Arm in Arm durch die Halle, durch eine Flügeltür sah sie eine Art Clubraum mit Polstersofas und Sesseln auf einem Perserteppich von gewaltigen Ausmaßen. Links von ihr stand ein hoher Tresen mit Postfächern dahinter. An einem Pult schrieb ein sympathisch aussehender junger Mann irgend etwas in ein Buch.
    Lächelnd ging sie auf ihn zu. »Könnte ich bitte den Direktor sprechen? Oder denjenigen, der für die Einstellung von Personal zuständig ist?« fragte sie höflich.
    Der Mann musterte sie von Kopf bis Fuß, dann hob er eine Braue. Nahm er etwa an, daß sie es sich in letzter Minute vor der Trauung anders überlegt hatte? Sie mußte sich unbedingt so schnell wie möglich ein anderes Kleid kaufen. Vielleicht könnte sie um einen Vorschuß auf ihren Lohn bitten.
    Ein Uhr, dachte Kady nach einem Blick auf die Uhr am Turm der Feuerwache. Noch eine Stunde, bis sie Cole an der Kirche traf.
    Was soll ich ihm nur erzählen, fragte sie sich. Würde sie ihn auf Knien darum bitten müssen, sie zum Essen einzuladen? Schon der Gedanke ließ ihren Magen knurren. Seit gestern hatte sie so wenig gegessen, daß sie ihr Korsett bereits ein paar Zentimeter enger schnüren konnte.
    Sie begann auf die Kirche zuzulaufen, die sie bereits sehen konnte. Nicht zu schnell, sagte sie sich, spare deine Kräfte. Mit gestrafften Schultern und hocherhobenem Kopf bemühte sie sich nach Kräften, die neugierigen Blicke der Passanten zu ignorieren.
    Kady war überzeugt davon, daß inzwischen jedermann wußte, wie sie dem Hoteldirektor arrogant erklärt hatte, sie sei die beste Köchin, die er je unter seinem Dach gehabt hätte. Aber ebenso arrogant hatte der entgegnet, er lege keinerlei Wert auf Frauen in seiner Küche, die den Männern, die sehr viel besser kochen konnten, nur den Kopf verdrehten und Zwietracht säten.
    Soviel zum Thema Gleichberechtigung, hatte sie sich gesagt, als sie das Hotel wieder verließ. Sie war bei ihrem ersten Versuch abgewiesen worden. Aber was machte das schon? Die ganze Stadt war voller Arbeitschancen. Sie würde eben woanders etwas finden.
    Doch bei Einbruch der Dunkelheit hatte sie in fast jedem Geschäft der Stadt vorgesprochen. Vergebens. Sie war sogar zur Tarik Mine hinausgelaufen und hatte dort um eine Anstellung gebeten. Als ihr der Minendirektor entgegnete, eine Frau mit ihrem Aussehen würde unter seinen Männern nur Tumulte auslösen, war sie zu ihrem Entsetzen in Tränen ausgebrochen. Einen Moment lang hatte es so ausgesehen, als würde er sich erweichen lassen, doch dann warf er einen kurzen Blick auf einen anderen Mann, der den Kopf schüttelte. Immerhin war der Direktor bereit gewesen, sie mit einem seiner Erzwagen in die Stadt zurückfahren zu lassen.
    Als Kady mit den beiden Männern auf den Wagen zuging, sah sie ein offenes Zelt unter Bäumen, in dem mit Speisen beladene Tische standen. Dem Geruch nach zu urteilen, war alles zwar mit demselben Fett gebraten, mit dem auch die Wagenräder geölt wurden, aber im Moment war Kady so ausgehungert, daß ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
    Sie vergaß ihren Stolz und fragte, ob sie vielleicht etwas zu essen haben könnte. Sie sah den Augen des Direktors an, daß er zustimmen wollte, aber sein Stellvertreter, dieser miese Kerl, packte sie am Arm und sagte ihr, daß eine Mine nicht unbedingt der richtige Aufenthaltsort für eine Lady sei. Bevor Kady eine passende Erwiderung einfiel, hob er sie auf den harten Bock und sagte dem Kutscher, er solle losfahren.
    Wenige Minuten später war sie wieder in Legend. Der Kutscher setzte sie am Depot ab, wo das Silbererz vor der Weiterbeförderung gewogen wurde. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine Wäscherei, also ging Kady hinein und fragte, ob man vielleicht eine Hilfskraft brauche. Es überraschte sie kaum noch, als man das verneinte.
    Ein wenig die Straße hinunter, hinter der Eisdiele, sah Kady einen großen Park mit hohen Pappeln und üppigen Rasenflächen. An einem Ende entdeckte sie etwas, was wie ein Sportplatz aussah, mit einer Art Tribüne.
    Als sie den Sportplatz erreicht hatte, war es bereits dunkel, und sie zitterte vor Kälte. Der Mond beschien ein kleines Haus mit einer Glocke auf dem Dach, das wie eine Schule wirkte. Erschöpft und hungrig stolperte Kady auf die Tür des Gebäudes zu. Sie war unverschlossen,

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