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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Schreibtisch gelesen. Der eine handelte von Mr. Whynn, und so steckte ich den Durchschlag in die Hosentasche. Ich meine, es ist ein Skandal, oder etwa nicht?« fragte sie mit schriller Stimme. »Wenn ich ihn nicht gelesen hätte, wäre doch alles für immer vertuscht worden. Mein Gewissen ist rein wie ein unbeschriebenes Blatt.«
    Sie lachte.
    Mir standen die Haare zu Berge.
    »Das war sehr ungezogen von dir«, sagte ich, als ich die Hände vom Gesicht nahm.
    »Wenn der Brief wirklich so wichtig war, dann hätten ihn die dort nicht so herumliegen lassen sollen«, rechtfertigte sie sich schnippisch. »Die haben nicht einmal bemerkt, daß er verschwunden war. Als ich hinausging, war die Dame ganz freundlich.«
    Ich seufzte. »Ist dir eigentlich klar, meine liebe Annabel, was du da angerichtet hast?«
    »Es war nicht meine Schuld. Das hat er sich alles selbst zuzuschreiben, oder etwa nicht?« erklärte sie frech.
    Plötzlich irrte ihr Blick in die entfernteste Ecke des Sprechzimmers, und sie sagte kläglich: »Als ich den Brief fand, wollte ich nicht, daß ihn die Zeitung bekam. Ich wußte nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich hatte ganz einfach Angst. Als ich draußen war, dachte ich daran, ihn zurückzubringen, aber ich konnte es nicht. Die da drinnen wären so böse auf mich gewesen. Statt dessen hatte ich vor, ihn zu zerreißen. Wenn ich es doch getan hätte!«
    Sie saß da, starrte mich an und blinzelte.
    »Aber wie ist er dann in die Zeitung gekommen?« fragte ich hartnäckig.
    »Durch einen anderen Abgeordneten. Am selben Abend ging ich in eine Disco in London in Candon Town, es war die Youth for... , was weiß ich was. Ich hab ihn dort getroffen. Er war wirklich charmant.« Ihr Gesicht leuchtete auf. »Wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Tanzte mit jedem.«
    »Ein Abgeordneter von Jim Whynns gegnerischer Partei?«
    Sie nickte.
    »Ja, richtig. Meine politischen Ansichten stimmen nicht mit denjenigen 'Whynns überein, wissen Sie, auch nicht mit denen meines Vaters. Deshalb fragte ich ihn, ob er Mr. Whynn kenne. Und er lachte und sagte: >Wer kennt ihn nicht? Mr. Whynn sorgt schon dafür.< Und ich sagte, ebenfalls lachend, ich wüßte etwas über Mr. Whynn, was sonst niemand weiß. Er zeigte plötzlich großes Interesse und fragte, was das denn sei. Ich weiß nicht warum, ich hatte noch nie zuvor mit einem Abgeordneten gesprochen, aber ich glaubte, ich müßte ihm alles erzählen, was er wissen wollte. Jedenfalls fragte er mich weiter aus, und so nahm ich den Brief aus der Tasche und ließ ihn ihn lesen.«
    Sie legte eine Pause ein.
    »Ich nahm an, daß er nur Spaß machte und daß er mir den Brief zurückgeben würde, aber er sah furchtbar ernst drein und sagte: >Dieser Mann verdient es nicht, einfache, anständige Menschen im Parlament zu vertreten. Dies ist ein Beweis für das, was wir alle glauben: Das einzige, was ihm am Herzen liegt, sind seine eigenen Interessen und dieser schmutzige Sex.< Er sagte, es sei seine Pflicht als Bürger, ihn der Öffentlichkeit zu übergeben. Plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich wurde da in etwas hineingezogen, was ich nicht richtig verstand. Aber er legte den Arm um mich und meinte: >Mach dir keine Sorgen, Annabel. Ich gebe dir mein Ehrenwort als Abgeordneter, dich vor allen Folgen zu schützen. < Genau das waren seine Worte. Und, wie ich schon sagte, er war super, und deshalb nickte ich nur, und er meinte: >Geh nicht weg, während ich telefoniere.< Nach fünf Minuten kam er zurück und sagte: >Fahr in die Redaktion dieser Zeitung. Hier hast du das Fahrgeld, nimm dir ein Taxi.< Von da an wurde ich von den Ereignissen überrollt. Unten wartete eine Frau auf mich. Sie führte mich in ein Büro, wo der Herausgeber der Zeitung persönlich saß. Sie haben ihn im Fernsehen gesehen?«
    Ich nickte.
    »Er sagte: >Es liegt im Interesse unseres Landes, diese abscheuliche Geschichte zu veröffentlichen. Es war mutig von dir, den Brief an dich zu nehmen.< Da bekam ich es wieder mit der Angst zu tun, weil ich nie auf den Gedanken gekommen war, etwas Mutiges, geschweige denn Falsches getan zu haben. Ich meine, es war doch nur ein Brief, oder? Ich sagte zu ihm: >Hoffentlich bekomme ich keine Schwierigkeiten<. Und er antwortete: >Auf gar keinen Fall. Wie jeder Herausgeber schütze ich immer meine... meine...<«
    »Informationsquelle?« half ich ihr.
    »Ja, genau. Und er umarmte mich ebenfalls.«
    »Hat er dir Geld gegeben?«
    Sie sah mich erstaunt an. »Aber nein!«
    »Wie hast

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