Wer aaahh sagt...
der Teufel lauert nicht weit von Westminster, um den müßigen Händen Arbeit zu geben.«
Seine Stimme erstarb zu einem Flüstern. »Sie lehnen sich auf, wann immer sie können, ohne Gefahr zu laufen, der Opposition in die Hände zu spielen. Die Themen sind egal. Ein Seeräuber mit einem Riecher für politische Golddukaten kann jeden Gegenstand, der sich ihm gerade anbietet, zu einer Waffe schmieden. Vielleicht sollte ich mich zu ihnen gesellen?«
Er sah mich an.
»Du und Doktor Elmsworthy, ihr seid für das Verschwinden des Briefes verantwortlich, egal, wie es passiert ist.«
Ich zog den Kopf ein.
»Natürlich können wir jetzt nicht länger deine Patienten sein. Ich finde, daß ich dir das persönlich sagen mußte, weil du in den letzten paar Jahren ein Freund der Familie gewesen bist.«
Ich zog den Kopf noch weiter ein.
»Wir werden uns einen anderen Arzt in Churchford suchen. Ich habe gehört, daß Doktor Quaggy ziemlich angesehen ist.«
Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.
Ich schlüpfte hinaus, durch die Menge der Reporter in mein Auto. Ich wollte kein Mittagessen. Ich wollte nicht in Churchford gesehen werden. Ich hatte Freunde, Patienten, meinen guten Ruf und wahrscheinlich schon bald meine Freiheit verloren. Ich konnte alles zurückgewinnen, wenn ich Annabel verriet, was undenkbar war. Ich entschloß mich, die Straße hinunterzufahren und Sir Damian einen Besuch abzustatten. Am besten, man schmiedete das Eisen, solange es noch heiß ist.
Er saß, in einen Morgenmantel aus Brokat gehüllt, an dem riesigen Kamin und nahm einen kalten Imbiß zu sich, bestehend aus Trüffelomelette und Champagner.
»Herbert und ich haben gerade Anordnungen für meine Beerdigung getroffen«, verkündete er.
Ich fragte mit höflichem Spott, ob das denn schon so dringend notwendig sei.
»Nach dem Fieber, das mich Montag nacht befallen hat, muß man allzeit gerüstet sein. Ich will nichts Düsteres, alles hell und fröhlich. Kiri Te Kanawa soll Tit Willow singen, falls wir sie engagieren können.«
Herbert stöhnte. »Das ist längst überholt, Liebling. Musical-Begräbnisse sind absolut out.«
Sir Damian überlegte. »Nun, sie haben sich ganz schön lange gehalten. Die Leute sollen lachen, nicht weinen. Glaubst du, daß die Zwei Ronnies die Lesung halten könnten?«
»Beerdigung als Lustspiel«, sagte Herbert verächtlich. »Abgedroschene Witze, um die Leute aufzuheitern. Wie die letzte Zigarette, bevor man dich erschießt. Ich glaube nicht, daß das jemandem wirklich gefallen hat.«
Sir Damian schenkte sich Champagner nach.
»Ich ging einmal zur Beerdigung eines Zauberkünstlers. Ein Kollege führte Zaubertricks vor. Ziemlich gruselig, besonders, weil das Ganze in einem Krematorium stattfand und der Star sich zum Schluß in Luft auflöste. Vielleicht könnte der Kulturminister, wer auch immer das sein mag, die Ansprache halten?« Sir Damians Antlitz erhellte sich. »Könnten wir dafür nicht einen Zuschuß von der Kunstförderung bekommen?«
Herbert schluckte. »Du bringst mich zum Weinen, Dummchen. Ich möchte etwas Schlichtes, nur du und ich.«
»Eine Beerdigung auf dem Dorfe«, verkündete Sir Damian nachdenklich. »Unter den uralten Ulmen. Erinnerst du dich, Herbert, als ich dieses wunderschöne Gedicht in der BBC vortrug? Sie waren furchtbar knickerig mit der Gage. Ich könnte mir einen einfachen Eichensarg vorstellen, der, begleitet vom Lagegesang der Jungfrauen von Freisassen, getragen wird. Aber ich fürchte, heutzutage ist beides schwer zu bekommen. Davon abgesehen stiehlt einem der Pfarrer sowieso die Show auf seinem Friedhof, man kommt da ebenso schwer ins Bild, wie >Kein Sex bitte, wir sind Engländer ins Samstagabendprogramm.« Er seufzte. »Ich werde wohl wie alle anderen als Rognons flambes enden müssen«, sagte er resigniert.
Herberts Überlegungen waren etwas optimistischer: »Warum zerbrichst du dir eigentlich den Kopf über deine Abschiedsvorstellung, wenn du noch vor vollem Haus spielst, Liebes?«
Sir Damian kratzte den Teller leer.
Ich hustete.
»Oh, der Doktor. Nett von Ihnen, daß Sie vorbeischauen. Aber ich glaube, es kam daher, daß ich Zug abbekommen habe, während ich als Cäsar dalag.«
»Mein Honorar«, erinnerte ich ihn energisch.
»Ich werde es hier und jetzt begleichen.«
»Gut.«
»Anstatt Ihnen eine so geringfügige Summe zu zahlen, werde ich Sie an meiner nächsten Produktion - Gammer Gurtons Nadel in modernen Kostümen - beteiligen. Mitte des sechzehnten
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