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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Abmachungen zwischen den Clubmitgliedern und ihren Tanzpartnern zu wissen. Er sollte keine Abgeordneten einlassen, klagte er, sie machten nur Ärger.
    Jim Whynn tat mir mehr leid. Statt in der Sache einen Skandal zu sehen, machte man sich jetzt über ihn lustig. Ein bekannter Mann, dessen Liebesieben Allgemeingut wird, sollte wie ein König und dessen Kurtisanen behandelt werden. Er muß sich wie ein Pater familias viktorianischer Zeiten vorgekommen sein, der mit dem Baby des Hausmädchens konfrontiert wird.
    Als ich zur Morgensprechstunde kam, waren die zwei Kriminalbeamten bereits da.
    Der Sergeant fragte mich, ob ich schon irgendeinen Verdacht hätte.
    »Nein, keinen.«
    »Vielleicht irgendein Hinweis, Doktor?«
    »Nicht der geringste.«
    Ich rutschte unbehaglich auf meinem Stuhl hin und her. Ich kam mir vor wie der Hund von Baskerville, dem Sherlock Holmes befiehlt: Sitz!
    »Wären Sie bereit, Ihre Aussage zu Protokoll zu geben?«
    »Ja, natürlich.«
    Ich sollte das Protokoll am nächsten Morgen auf dem Kommissariat in Churchford unterschreiben.
    Ich beging ein Verbrechen. Meineid? Irreführung der Behörden? Hochverrat? Ich hatte keine andere Wahl.
    Nachdem die beiden gegangen waren, sagte mir Mrs. Jenkins, Jim habe durch seine Sekretärin ausrichten lassen, daß ich ihn anrufen solle, und Sir Damian würde gern mit mir über meine Honorarnote sprechen.
    Ich fuhr nicht zum Essen nach Hause, sondern zu Jim. Eine Horde Reporter lungerte am Tor herum. Ein paar knipsten mich. Ich fühlte mich so furchtbar schuldig, daß ich mir einbildete, sie kannten mein Geheimnis. Wahrscheinlich hatten sie sogar Jims Milchmann auf einem Foto verewigt.
    Charlotte öffnete die Haustür. Sie sagte, es tue ihr leid, daß sie so ausfallend gewesen sei. Ich blieb auf Distanz, vielleicht spukte das Schlachtermesser immer noch in ihrem Kopf herum.
    Es war beeindruckend, wie beherrscht Jim war.
    »Wer war es?« fragte er sanft, als wir allein in dem runden Wohnzimmer waren.
    »Das werden wir nie herausfinden.«
    »Oh doch«, verbesserte er mich entschlossen. »Die hohen Tiere von Scotland Yard und MI5 sind schon darauf angesetzt. Du weißt, wie empfindlich die Regierung auf undichte Stellen reagiert.«
    Ich sagte demütig. »Es tut mir leid, daß du dich verpflichtet gefühlt hast zurückzutreten.«
    »Ich bin nicht zurückgetreten, sie haben mich gefeuert. In der Politik herrschen noch so rauhe Sitten wie im Mittelalter. Glücklicherweise geht man nicht mehr so weit, einem den Kopf abzuschlagen.«
    Ich fügte im gleichen Tonfall hinzu: »Ich bin sicher, ganz Churchford hofft, daß du uns weiterhin im Parlament vertreten wirst.«
    »Oh, es besteht nicht die geringste Gefahr, daß ich meinen Sitz aufgeben muß. Die Regierung könnte im Moment kaum eine Nachwahl riskieren.«
    »Deine Parteiführer scheinen wirklich ziemlich hart mit dir umgesprungen zu sein. Sie müssen einzigartig hohe Moralvorstellungen haben.«
    »Ihre Moral ist nicht höher als unsere. Sie haben nur keinen Sinn für die Annehmlichkeiten des Lebens.«
    Er starrte aus dem großen Fenster auf das wunderschöne, saubere und teure Land von Kent.
    »Es war meine eigene Schuld«, dachte er laut. »Ich erinnere mich, daß Doktor Johnson einmal zu Fanny Burney gesagt hat: >Seit ich so ein Fressen für die Zeitungen geworden bin, sind mir viele Vergnügungen versagt, denen ich mich gern hingeben würde.< Vielleicht hätte ich das Mädchen noch an Unverschämtheit übertreffen können, aber das hat das Gutachten des Psychiaters bereits besorgt. Meine Bemerkungen über den Minister waren nicht gerade willkommen, obwohl jeder weiß, daß seine Ernennung so intelligent war, als hätte man einen Parkwächter zum Umweltminister gemacht.«
    Er schwieg.
    »Es geht nicht nur mir so«, fuhr er nachdenklich fort, »in jedem Parlament wächst die Zahl der unzufriedenen oder desillusionierten Abgeordneten. Einige sind aus ihren Regierungsämtern entlassen worden, ändere sind verbittert, weil sie nie eines gehabt haben, und wieder andere können den Premierminister nicht verdauen - es sind im allgemeinen nicht besonders liebenswürdige Menschen -, und einige sind enttäuscht, weil sie einsehen mußten, daß sie die Welt nicht verbessern können. Man fühlt sich leicht frustriert, wenn die Regierung die Abgeordneten wie Schachfiguren behandelt, die sie im parlamentarischen Spiel hin- und herschiebt. Mit einer beruhigenden Mehrheit wird die Arbeit so uninteressant wie die Bezahlung dafür, und

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