Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
Wort bedeutet?« Ich versenkte eine rote Kugel.
    Er rieb seinen Billardstock mit Kreide ein. »Laß mich überlegen: Angst im Dunkeln, wenn man die Taschenlampe verloren hat.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Tor wie Tür, Schluß wie schließen, Panik wie Angst, Schrecken.«
    Ich lochte eine braune Kugel ein.
    Der neue Billardtisch im Golfclub faszinierte mich. Als Student am St. Swithin war Billard meine einzige Leidenschaft gewesen. Ich war traurig, daß ich den Sport als vielbeschäftigter Arzt hatte aufgeben müssen. Dreimal in der Woche spielte ich mit Jack, einem großen, kräftigen Mann und Kapitän der Kricketmannschaft Churchford XI, der zugab, daß Billard gewisse Ähnlichkeiten mit Kricket hatte - beide Spiele werden auf einer glatten, ebenen, ruhigen Grünfläche von Männern mit aufgekrempelten Ärmeln gespielt, die harte Bälle mit einem Stück Holz hin- und herstoßen, wobei Billard den Vorteil hat, daß es nicht wegen Regens unterbrochen werden muß und noch nie im Fernsehen übertragen wurde wie nackte Idioten das Feld stürmen.
    Sandra schien es nichts auszumachen, allein in der Foxglove Lane zu bleiben. Sie meinte, es wirke aufbauend auf einen Mann mittleren Alters, wenn er sich noch für Dinge interessiere, die er in seiner Jugend jeden Abend getan hat.
    Jack war verwirrt. »Du meinst, es ist eine Phobie, die nervöse U-Bahn-Passagiere befällt?«
    Ich lochte eine rote Kugel ein. Ich war bester Laune.
    »Angst vor der letzten Chance. Die Deutschen lieben es, die einfachsten Dinge philosophisch auszudrücken.«
    »Etwas Sexuelles, nehme ich an?« fragte er.
    »Komisch, daß du das meinst. Gerade heute hatte ich so einen Fall. Ein reifer Gentleman, der besorgt war, ob er sich nicht lächerlich machen würde, wenn er eine ernsthafte Beziehung mit einer jüngeren Frau anfängt.«
    Ich versenkte eine grüne Kugel.
    »Wie reif?«
    »Oh, ungefähr in meinem Alter.«
    Jack brach in schallendes Gelächter aus. »Jede Frau, die auch nur annähernd so alt ist wie du, hätte die Wechseljahre längst hinter sich.«
    Ich verfehlte eine rote Kugel.
    »Torschlußpanik«, wiederholte Jack gedankenvoll. »Das erinnert mich an eine klassische Definition: Angst ist, wenn man das erstemal feststellt, daß man nicht zweimal kann, Panik, wenn man bemerkt, daß man nicht einmal mehr einmal zustande bringt.«
    Er lochte die rote Kugel ein und fügte hinzu: »Vielleicht trifft der Ausdruck auf die Frau zu, die sich die Gebärmutter entfernen ließ, weil sie Angst hatte, noch mehr Enkel zu bekommen?«
    Er verfehlte die schwarze Kugel.
    »Ich habe heute Jim behandelt. Er hat auch diese Grippe, die derzeit grassiert.«
    »Ich bin sicher, daß ihm dieser Wirbel nicht geschadet hat. War doch alles viel lustiger als Parteiwerbung im Radio.«
    Ich fixierte die Kugel.
    »Zuerst behandelte er mich so wie die Regierung die russischen Spione, die mit deprimierender Regelmäßigkeit in unseren Geheimdienst eingeschleust werden. Aber er wollte sich doch nicht in Doktor Quaggys Hände begeben, der eine der unangenehmsten Nebenerscheinungen der Medizin ist.«
    Ich versenkte eine rote Kugel.
    »Er hat mich vorsichtig über Basil Barty-Howells ausgefragt«, fuhr ich fort.
    »Basil benimmt sich in letzter Zeit ziemlich merkwürdig«, teilte Jack mit. »Ich glaube, daß ihm die Ausbildung der praktischen Ärzte zu schaffen macht. Kommst du nächsten Freitag zu seinem Vortrag ins Krankenhaus? Er spricht über den Elektrolythaushalt. Ich kann mir nichts Langweiligeres vorstellen, außer vielleicht das Liebesieben der Wale, das ihm ja auch so am Herzen liegt. Oh Gott! Paß doch auf! Fast hättest du das Billardtuch zerrissen.«
    Mir war blitzartig ein Gedanke gekommen. Freitag in einer Woche würde ich Mrs. Osgood zu einem Abendessen bei Kerzenlicht einladen, und zwar ins Old Tyme Inne, das acht Kilometer entfernt an der Dover Road liegt.
     

9
     
     
    Am nächsten Abend erschien Basil Barty-Howells unerwartet in unserem Haus in der Foxglove Lane.
    Er war ein großer, jugendlich aussehender Mann mit kantigem Gesicht, gewelltem Haar, gepflegtem Spitzbart und hellblauen Augen, der stets Anzüge aus grobem Wollstoff trug. Er aß viel Weizenkleie.
    Es war ein Abend im Mai, warm genug, um auf unserer verfliesten Terrasse zu sitzen. Unser Gast kippte hastig drei Gläser Glenlivet hinunter, was merkwürdig war. Normalerweise nippte Barty-Howells, wenn er zu Besuch kam, an einem kleinen Glas Tio Pepe und redete über Neurophysiologie, ein genauso

Weitere Kostenlose Bücher