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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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aber ich stecke im Moment bis über beide Ohren in Arbeit, die Sommergrippe, weißt du«, entschuldigte ich mich.
    Beim Schließen der Haustür fragte Sandra: »Wer hat denn im Juni Geburtstag?«
    Ich antwortete: »Die Königin.«
    »Und was ist mit mir?« Ich sah, wie ihre Lippen zitterten. »Ich habe einen Tag vorher Geburtstag, und es ist noch dazu ein ganz besonderer.«
    »Oh, wirklich?« Ich tappte völlig im dunkeln. »Wie alt bist du?«
    »Also ehrlich!« sagte sie wütend. »Ich hätte von einem Arzt erwartet, daß er zumindest weiß, wie alt jemand ist.«
    »Bei meinen Patienten steht das Alter auf der Karteikarte«, hob ich hervor.
    »Ich werde meinen Bruder George und seine Frau für ein paar Tage einladen.«
    »Doch nicht diese beiden Schreckensgestalten!« rief ich aus.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum du dich so anstellst. Mein Bruder George ist doch ein ganz angenehmer Gesellschafter. Jeder sagt, was für eine Kanone er ist. Und Dily kann nichts für ihre nervösen Zuckungen. Außerdem, wenn du dich wieder so wie zu Weihnachten jeden Abend vollaufen läßt, werde ich dich verlassen, und du kannst deine Hemden selber bügeln.«
    Sie ging hinauf und schlug die Schlafzimmertür zu.
    Gewissensbisse quälten mich wie Verdauungsstörungen. Ich war kein Heiliger, ich versuchte nur, ein netter Kerl zu sein, was sich von den meisten Heiligen, die eher schwierige Menschen sind, wahrscheinlich nicht sagen läßt. Und am Freitag würde ich das verbotene Abendessen bei Kerzenlicht mit Mrs. Osgood genießen. Ich schämte mich so sehr, daß ich in die Küche ging und das gesamte Geschirr spülte.
    Donnerstag. Als ich von der Abendsprechstunde nach Hause kam, fand ich Basil Barty-Howells vor, der im Wohnzimmer aufgeregt auf und ab lief.
    Ich war entsetzt, wie stark verfallen er innerhalb einer Woche war. Er war blaß, abgezehrt und zittrig und stürzte schnell ein paar Gläser Delwhinny hinunter, bevor er mir eröffnete: »Ganz unter uns, Richard, es ist etwas Furchbares passiert. Du weißt doch, daß ich schon einmal verheiratet war, mit Lynn, aus Pinner?«
    Ich murmelte taktvoll, daß ich davon gehört hätte.
    »Ich hab auch einen kleinen Sohn, Fabian.«
    Basil, der sich im Sessel rekelte, bekam plötzlich einen verträumten Blick.
    »Lynn und ich waren militante Jungsozialisten. >Alle Menschen werden Brüder< und >Schröpft die Reichen<. Damals trug ich den Bart noch viel länger.« Er seufzte. »Wie einfach ist die Welt, wenn man sie mit starrem Blick betrachtet. Ich fand, daß ich sie über die bevorstehende Ehrung informieren sollte.« Er rechtfertigte sich: »Schließlich haben sich unsere Gene vermischt.«
    »Und sie war höchst entsetzt«, half ich ihm weiter. »Sie verbietet dir, dein Kind zu sehen.«
    »Im Gegenteil! Sie läuft in Pinner herum und nennt sich, seit dem Montag - es war ein Feiertag - Lady Barty-Howells«, erklärte er verwirrt. »Gestern bin ich zu ihr gefahren und habe sie mit den Tatsachen konfrontiert. Ich hab ihr erklärt, daß nur die rechtmäßige Ehefrau den Titel tragen darf, wie... na ja..., wie eine Art Kraftfahrzeugkennzeichen, das man von einem alten Auto auf das neue Modell überträgt, aber sie schien es nicht einzusehen.«
    Ich tröstete ihn: »Es ist doch schließlich keine kriminelle Handlung, sich als Lady auszugeben. Sich als Polizeibeamtin aufzuspielen, wäre sicherlich ein schlimmeres Delikt.«
    Basil sagte aufgeregt: »Aber muß denn die blöde Kuh so voreilig sein? Die MI5 arbeitet doch wohl auch in Pinner? Der Geheimdienst hat das wahrscheinlich schon an den Premierminister, vielleicht sogar an die Königin weitergeleitet. Welche Strafe steht auf indiskrete Behandlung von Regierungsmitteilungen? Denk doch nur an den Aufruhr um Jim Whynn! Die Zeremonie wird abgesagt werden, da bin ich sicher.«
    »Nun, das würde dir doch die Entscheidung abnehmen«, antwortete ich.
    Kläglich rief er aus: »Aber ich kann nicht mehr zurück. Meine Frau würde mich verlassen.«
    »Und du müßtest deine Hemden selber bügeln?«
    »Ja, genau.«
    Ich lud ihn zu Sandras Geburtstagsparty ein.
    »Was ist los mit dir?« fragte Sandra gereizt am Frühstückstisch. »Deine Hände zittern wie bei einem Alkoholiker.«
    Ich erklärte vage: »Das ist Barty-Howells. Er scheint mich mit seiner Nervosität angesteckt zu haben.«
    »Wie dumm er ist«, entschied Sandra. »Man kann einem geschenkten Gaul ins Maul schauen, aber man sollte sich nicht von ihm beißen lassen. Willst du wirklich deinen

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